Frontstage Magazine: Was bedeutet dir persönlich die Veröffentlichung der „Yesterdays EP“ und welche besonderen Gefühle verbindest du mit diesen Songs?
Lenny Bruce Jr.: Es ist eine Mischung aus Nostalgie und Offenbarung! So irre das klingt, habe ich lange damit gekämpft diese Songs zu veröffentlichen, da sie so garnicht in das Bild des unbekämpfbaren Metal-Frontmanns passten – zumindest auf den ersten Blick nicht. Doch ich bin in allen Facetten meines Seins Musiker und Kreativ, in alle Richtungen und ohne irgendwelche Grenzen im Kopf. Das habe ich bislang aber eher im Stillen und im Hintergrund gemacht. Mit dem Schritt die EP und die so völlig anderen Songs zu veröffentlichen fällt mir ein schwerer Stein vom Herzen und es fühlt sich bestärkend an. Ich finde es interessant, wenn ein Künstler facettenreich ist und in einer gewissen Dualität seiner Gefühle und seines Seins lebt. Also raus damit. Jetzt fühle ich mich erleichtert und kann endlich die anderen zig-milliarden Songs, die ich noch habe zur Veröffentlichung vorbereiten.
Frontstage Magazine: Welche Herausforderungen und besonderen Momente hast du beim Schreiben, Produzieren und Aufnehmen der „Yesterdays EP“ erlebt?
Lenny Bruce Jr.: Die Songs sind teilweise schon alt, doch es gab nur Demos. Der Schritt vom schreiben bis hin zu fertigen Produktion war für mich lange ein großes Fragezeichen. Im Metal wusste ich, wie das geht. Alleine? Kein Plan. Da kam mir die Pandemie ganz gelegen und ich konnte im ersten Jahr vieles Nachholen, Logic, Produzieren, Mixing und alles rund um Studio lernen. So lernte ich auch verschiedene Produzenten und Mixer kennen, mit den ich mich austoben und ausprobieren konnte. Fröhliches Musik machen, um der Musik willen.
Frontstage Magazine: Wie unterscheidet sich die Musik auf der „Yesterdays EP“ von deinen bisherigen Projekten, insbesondere von deiner Arbeit als Frontmann von DUST BOLT?
Lenny Bruce Jr.: Sehr, haha! Naja, zumindest auf den ersten Blick. Gefühle und Emotionen sind ja nie eindimensional. Zumindest meine nicht, auch wenn ich wünschte sie wären es manchmal. Metal gibt mir die Möglichkeit aus einer Perspektive drauf zu blicken. Unsicherheit, Verletztheit in kontrollierte Wut, Stärke und Selbstbewusstsein umzuwandeln. In den eher zerbrechlichen Momenten, greift man dann ja vielleicht doch zur Akkustik Gitarre oder setzt sich ans Piano und schreibt über die vielleicht selbe Emotion aus einer ganz anderen Perspektive. Das fande ich immer schon spannend und das ist für mich mein Soloprojekt.
Frontstage Magazine: Welche Einflüsse aus deiner musikalischen Vergangenheit und deinen Lieblingskünstlern spiegelt die „Yesterdays EP“ wider?
Lenny Bruce Jr.:Ich denke das ist ein Kauderwelsch aus meinem sehr diversen Musikgeschmack. Ich bin (neben Metal) mit Pearl Jam, Nirvana und viel US Rock groß geworden. Hab meine künstlerische Ehrfurcht in Jack White gefunden, in Slipknot´s Corey Taylor vielleicht ein Vorbild was den Umgang mit den zwei Herzen, die ach in einer Brust schlagen können, angeht.
Frontstage Magazine: Wie war das Feedback zu den veröffentlichten Singles der EP, und welche Reaktionen haben dich dabei besonders berührt oder überrascht?
Lenny Bruce Jr.:Ich hatte mir bisschen mehr Hate erhofft. Aber ich glaube den habe ich schon mit der letzten Dust Bolt Platte abgesahnt. Ansonsten bin ich sehr happy, weil ich das in erster Linie für mich gemacht habe und das Ganze Teil eines großen Long-Term Plans ist. Aber ich freue mich natürlich sehr, wenn es anderen Menschen gefällt. Wäre ja komisch wenn nicht.
Fotocredit: Niklas Niessner