Mit ihrer zweiten EP „Almost Feels Like Purpose“ schaffen es MOULD, den auf ihrer Debüt-EP skizzierten Lärm zwischen Post-Punk und Grunge nicht nur weiterzuentwickeln, sondern auch emotional aufzuladen. Wo das Erstlingswerk noch roh, impulsiv und stellenweise ungeschliffen wirkte, zeigen sich die neuen Songs strukturierter, reflektierter – ohne dabei ihre Dringlichkeit zu verlieren.
Das Trio aus Bristol wirkt gereifter, ohne ihre Ecken und Kanten einzubüßen. Frontperson Joe Sherrin beweist ein sicheres Gespür für ungewöhnliche Bilder und verschrobene Erzählungen, die irgendwo zwischen Zynismus, Alltagsbeobachtung und tiefer Ernsthaftigkeit schweben. Die Texte kippen nie ins Prätentiöse, sondern bleiben zugänglich – oft sogar berührend, wenn auch auf schräge Weise.
Musikalisch dominiert eine Mischung aus schwerem Bassdruck, dynamischem Schlagzeugspiel und schneidendem Gitarrensound. Doch diesmal finden sich auch überraschend melodische Passagen und eingängige Hooks, die MOULD zuvor eher vermieden haben. Während die erste EP ein klares Ventil für Wut und Orientierungslosigkeit war, klingt „Almost Feels Like Purpose“ nach dem Versuch, dieser Energie Form zu geben. Die Songs wirken durchdachter, ohne an Wucht zu verlieren. Es geht weniger darum, Chaos zu vertonen – und mehr darum, es zu sezieren.
MOULD beweisen mit dieser Veröffentlichung, dass sie keine flüchtige Erscheinung im britischen Underground sind. Sie haben etwas zu sagen – auf ihre ganz eigene, schräge, aber zutiefst ehrliche Weise. „Almost Feels Like Purpose“ ist keine leichte Kost, aber ein lohnendes Hörerlebnis für alle, die zwischen Lärm und Lyrik gerne einen Nerv finden.
Fazit:
Eine kompromisslose, aber reifere Fortsetzung ihres Debüts – mutiger, detailreicher und mit wachsender lyrischer Tiefe. MOULD wachsen, ohne sich zu glätten.
Fotocredit: EP-Cover / Artwork