Mit Heimat melden sich Heaven Shall Burn fünf Jahre nach Of Truth and Sacrifice eindrucksvoll zurück. Ihr zehntes Studioalbum ist wuchtig, politisch und aktueller denn je. Der bewusst gewählte Titel konfrontiert – zwischen Sehnsucht und Missbrauch steht „Heimat“ hier für Haltung statt Herkunft.
Schon der Opener „Ad Arma“ macht deutlich, wohin die Reise geht: ein düsteres Orchesterstück voller Weltkrisen-Stimmung, aufgenommen in einer Pilgerkirche in Thüringen. Weitere orchestrale Brücken wie „Imminence“ und „Inter Arma“ setzen filmische Kontraste zu den sonst brachialen Metalcore-Gewittern.
Songs wie „War Is The Father Of All“, „My Revocation Of Compliance“ oder „Ten Days In May“ zeigen die Band so wütend und fokussiert wie selten. Blastbeats, Melodic-Death-Riffs und Marcus Bischoffs kompromissloser Gesang drücken durch jede Sekunde – mal aggressiv, mal nachdenklich. Besonders „War Is The Father Of All“, begleitet von einem ukrainischen Chor, bleibt nachhaltig im Ohr.
Textlich überzeugt das Album durch Tiefgang und Zeitgeist. In „A Whisper From Above“ wird Irene Gut geehrt, die im Zweiten Weltkrieg jüdische Menschen rettete. „A Silent Guard“ widmet sich stillen Alltagsheld*innen, inspiriert von Nietzsche. Mit dem Killswitch-Engage-Cover „Numbered Days“ schlagen Heaven Shall Burn die Brücke zu ihren Wurzeln – gemeinsam mit Jesse Leach.
Produziert wurde Heimat von Alexander Dietz in dessen „The Dude Ranch“-Studio, abgemischt von Tue Madsen.
Fazit: Heimat ist keine nostalgische Rückschau, sondern ein musikalisches Manifest. Hart, ehrlich, relevant – Heaven Shall Burn liefern das vielleicht stärkste Statement ihrer Karriere.
Fotocredit: Adina Scharfenberg