Wie so viele Dinge in Berlin sollten The Sprees eigentlich nicht funktionieren. Nicht nur weil Online-Bekanntschaften hier selten zu mehr führen als zu einer kurzlebigen Affäre, sondern auch weil die Band diverse Persönlichkeiten aus verschiedenen Ecken der Welt vereint. Die Musik – oft ihre einzige gemeinsame Sprache – zeigt deutlich die innere Zerrissenheit, mit der Chris, Phil, Robert, Pablo und Olivia zu kämpfen haben: Selbstunsicherheit, unerfülltes Begehren und die tiefe Hassliebe zur Großstadt prägen die Texte, denen auf der anderen Seite hookige, tanzbare, teilweise fröhliche Melodien gegenüberstehen.
Pop trifft Garage, The Libertines treffen Fleetwood Mac: The Sprees machen Indie Rock, der deutlich von London, New York und Los Angeles der besten Zeiten inspiriert ist und manchmal Spuren der Berliner Clubszene trägt. Die beiden Songwriter und Leadsänger Phil und Chris lassen Indie-Riffs auf Alt-Rock-Gitarren treffen, kombinieren, manchmal miteinander, manchmal gegeneinander, Synthie-Linien und elektronische Beats mit Punk-Schreien und Sexiness mit Traurigkeit.
Das Ganze fühlt sich am wohlsten mit viel Energie auf der Bühne: Live zu spielen ist das Lebenselixier der Sprees, die in den ersten zwei Jahren ihres Bestehens zu einer regelmäßig gebuchten Supportband in Berlin und Hamburg geworden sind, wo sie unter anderem für Lime Garden, Panchiko, King Nun und Andrew Cushin eröffnen durften.
Das neueste Release heißt „You Hurt Me Too Much“ und ist der Versuch, klassischen Indie-Rock der 2000er mit Berliner Elektro-Club-Vibe zusammenzubringen. Dazu bringt Phils Falsett einen Touch Prince in die Refrains, der den schmalen Grat zwischen Verspieltheit und Identitätskrise betont: Schließlich dreht sich der gesamte Song um die Frage, wie eine empathische und selbstbewusste männliche Identität gefunden werden kann, die niemals andere verletzen will und auf der anderen Seite auch mit der ständigen Angst, selbst verletzt zu werden, umzugehen lernen muss. In diesem Sinne verbindet „You Hurt Me Too Much“ Introspektion mit der Lust am Tanzen zu Gitarrenmusik und verkörpert damit das Wesen der Sprees.
Die Single findet ihr z.B. hier.
Fotocredit: Drew McGee