Mit ihrem neuen Album „Insomnia“ legen Steff, Bulli und ihre Band ein Werk vor, das nicht nur musikalisch vielseitig ist, sondern auch thematisch unter die Haut geht. Es spiegelt die Schlaflosigkeit wider, die viele von uns angesichts gesellschaftlicher und politischer Missstände empfinden. Wir haben mit Steff und Bulli über die Entstehung des Albums, kreative Experimente im Studio, die Auswahl besonderer Feature-Gäste wie Sebastian Madsen und Sarah Lesch und die zentrale Botschaft von „Insomnia“ gesprochen. Außerdem verraten sie, welche Songs ihnen besonders am Herzen liegen – und welcher Disney-Charakter sie am besten beschreibt.
Frontstage Magazine: „Insomnia“ beschäftigt sich mit den schlaflosen Nächten, die viele von uns aufgrund gesellschaftlicher und politischer Missstände erleben. Was war der prägendste Moment oder Gedanke, der euch zu diesem Album inspiriert hat?
Steff: Diesen einen prägenden Moment oder Gedanken gabs eigentlich nicht. Also das war kein einzelner Schnellball, der zur Lawine wurde, das war irgendwie gleich von Beginn an ´ne ganze Lawine, die sich in unseren Köpfen löste und die sich auch lösen sollte, da wir u.a. Musik machen, um damit Gewicht oder Last abzuwerfen.
Frontstage Magazine: Ihr habt bei den Aufnahmen neue Arbeitsweisen ausprobiert, wie das Platzieren des Schlagzeugs ans Ende des Prozesses. Welche Auswirkungen hatte das auf den kreativen Fluss und das Endergebnis der Songs?
Steff: Durch diese Arbeitsweise waren wir bis zum Schluss flexibel und diese für uns “ungewohnte“ Flexibilität, nahmen wir tatsächlich auch in Anspruch. In der Regel legt das Schlagzeug ja meistens vor und bildet das Gerüst, um das dann alles andere herum gebaut wird. Dadurch, dass wir es dieses Mal umgekehrt angingen, hatten wir viel mehr Möglichkeiten, konnten viel mehr variieren und ausprobieren. Wir sind sogar am Tag vor den Schlagzeugaufnahmen nochmal Song für Song durchgangen und haben unsere zusammengetragenen Änderungswünsche nochmal ausprobiert, einfach, weil diese Aufnahmereihenfolge uns das ermöglichte.
Frontstage Magazine: Mit Features wie Sebastian Madsen, Chris von KOTZREIZ und Sarah Lesch zeigt ihr eine enorme stilistische Offenheit. Wie wählt ihr aus, welche Künstlerinnen zu euch und euren Themen passen?
Steff: Zuallererst müssen wir die Künsterinnen, die wir mit ins Boot holen, kennen oder mögen, weil es uns wichtig ist, dass es auch menschlich passt. Wenn wir dann mögliche Kandidat*innen zusammengetragen haben, dann schauen wir, welcher Song thematisch, stimmlich oder musikalisch passen würde. “Rest your eyes“, wo uns Sebastian Madsen unterstützt, ist sehr hoch gesungen. Da war schnell klar, dass das perfekt mit seiner Stimme harmonieren würde. Chris von Kotzreiz hat z.B. ne´ schöne, dreckige Punkstimme und dieser stand ein klassischer Deutschpunk-Song wie “Deutsch mich nicht voll“ am besten. Bei Sarah Lesch, Mel von Shirley Holmes und Beckx von Fucking Angry, also den anderen Features auf der Platte, haben wir nach der jeweiligen Thematik des Songs entschieden.
Bulli: Wichtig ist natürlich auch, dass sie das jeweilige Feature mit dem Song wohlfühlt.
Frontstage Magazine: Welcher Song auf „Insomnia“ liegt euch persönlich am meisten am Herzen und warum?
Steff: Oh, mega schwer, da einen zu benennen, da für uns jeder Song irgendwas krasses hat, was uns berührt oder beeindruckt. Würde ich aber für mich persönlich einen oder zwei Songs des Albums hervorheben MÜSSEN, wären das “Laika“ und “D´accord“. Die Beiden haben für mich den größten Hitcharakter.
Bulli: Jeder von uns hat da seine Favouriten, die ggf. auch variieren. Manche schon während der Studiozeit, weil man soviel Zeit damit verbringt, dass man die dann irgendwann doch überhört hat. Teilweise hört man mehrere Tage ja ununterbrochen einen Song und arbeitet daran gefolgt, vom Mixingprozess, was pro Song auch schonmal 10 Mixe sein können… Meine Faves sind aktuell Neonlichter, Scherbe / Licht und Johanna.
Frontstage Magazine: Ihr beschreibt „Insomnia“ als ein Spiegelbild eurer Seelen, Köpfe und Herzen. Welche Emotion oder Botschaft möchtet ihr den Hörer*innen am stärksten mitgeben, wenn sie dieses Album auflegen?
Steff: Das Album transportiert mehrere Botschaften, die teilweise miteinander verknüpft und uns deshalb alle wichtig sind, aber die zusammengefasste Botschaft würde ungefähr lauten: “Die Welt ist ziemlich im Arsch, die meisten Menschen egoistisch, kalt und abgestumpft und die meisten Prognosen sehen alles andere als rosig aus. Das dir diese Umstände, samt des eigenen Päckchens, das du zu tragen hast, so manche Nacht den Schlaf oder dir mental die Energie rauben, ist als emphatischer Mensch verständlich. Aber, auch wenn vieles in Scherben liegt, solange diese immer noch etwas Licht reflektieren, wie wir es im Lied “Scherbe / Licht“ singen, solange lebt die Hoffnung. Das ist die wichtigste Botschaft dieses Albums.
Frontstage Magazine: Unsere letzte Frage fällt immer etwas aus der Reihe: Wenn ihr ein Disney-Charakter wärt, welcher wärt ihr und warum?
Steff: Eigentlich würde ich gerne irgendeinen Superhelden mit Superkraft wählen, um diese dann für die gute Sache einzusetzen, aber anderseits will ich auch kein Held sein. Da mir oft nachgesagt wird, dass ich nie erwachsen werde, weil ich mich häufig nicht so benehme (was auch stimmt), wäre Peter Pan, dass Kind das nie erwachsen wird, wahrscheinlich der Disney-Charakter, der am besten zu mir passen und den ich hiermit wählen würde.
Bulli: Disney alter, haha… Dann bin ich einfach Susi von Susi und Strolch…
Unsere Albumreview könnt ihr ab Montag um 06 Uhr auf unserer Homepage lesen.
Fotocredit: Alexander Schank