Mit „Back From Hell“ melden sich Caliban eindrucksvoll zurück – und der Titel ist Programm. Was sich wie eine Abrechnung mit inneren Dämonen und äußeren Erwartungen anhört, entpuppt sich als eines der kompromisslosesten, zugleich aber auch vielseitigsten Alben in der über zwei Jahrzehnte währenden Bandgeschichte der deutschen Metalcore-Veteranen.
Schon das eröffnende „Resurgence (Intro)“ baut eine düstere, fast cineastische Atmosphäre auf, bevor der Höllenritt in „Guilt Trip“ losbricht. Hier trifft Calibans Wucht auf die brutale Härte von Mental Cruelty, und gemeinsam entfesselt man ein apokalyptisches Soundgewitter. Auch „I Was a Happy Kid Once“ bleibt nicht lange melancholisch – der Song schlägt nach kurzem Innehalten erbarmungslos zu, als wolle er mit jeder Note Kindheitsträume verbrennen.
Der Titeltrack „Back From Hell“, unterstützt von The Browning, verbindet elektronische Industrial-Elemente mit Calibans typischem Riffgewitter – ein brachialer Höhepunkt, der den Nerv der Zeit trifft. „Insomnia“ überzeugt mit tollen Elementen die typischer Natur Calibans sind. Besonders spannend wird es mit „Dear Suffering“, einem fast epischen Midtempo-Brecher, auf dem sich Joe Bad (Fit for an Autopsy) die Klinke in die Hand gibt. Hier zeigt die Band eine fast progressive Seite, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen.
„Alte Seele“ ist eine rare deutschsprachige Nummer, in der Frontmann Andreas Dörner sowohl textlich als auch stimmlich tief geht. Hier wird deutlich, wie sehr Caliban über die Jahre gereift ist – ohne an Intensität zu verlieren. „Overdrive“ hingegen macht genau das, was der Titel verspricht: Mit Vollgas nach vorn, als wäre der Song eigens für den Moshpit geboren.
Die zweite Hälfte des Albums steht der ersten in nichts nach. „Infection“ und „Glass Cage“ brennen sich mit massiven Breakdowns und düsterer Atmosphäre ins Gehör. Besonders letzterer Song überzeugt mit melancholischem Refrain und einer beklemmenden Grundstimmung, die an frühere Alben wie „The Opposite from Within“ erinnert.
Mit „Solace in Suffer“ wird es fast hymnisch, ohne in Kitsch abzudriften – der Song balanciert geschickt zwischen Melodik und Wahnsinn. „Till Death Do Us Part“ wirkt wie ein letzter Aufschrei, bevor das abschließende „Echoes“ alle offenen Wunden ein letztes Mal aufreißt – ein epischer Rausschmeißer, der lange nachhallt.
Fazit:
„Back From Hell“ ist mehr als nur ein neues Kapitel – es ist ein Manifest. Caliban zeigen, dass sie auch 2025 zu den kreativsten und kompromisslosesten Vertretern des europäischen Metalcore zählen. Harte Riffs, große Features, emotionale Tiefe und eine Produktion, die druckvoller kaum sein könnte: Dieses Album ist eine gnadenlose Reise in die Dunkelheit – und eine triumphale Rückkehr aus ihr.
Fotocredit: Caliban by Moritz Hartmann