Mit „Hidden Dystopia“ legen About Monsters ein Album vor, das zweifellos einen Wendepunkt in ihrer bisherigen Entwicklung markiert. Die Modern Rock- und Post-Hardcore-Band aus Osnabrück zeigt sich düsterer, kompromissloser und gleichzeitig reifer als je zuvor.
Wo frühere Releases wie „About Monsters“ noch stärker in melodischen Gefilden unterwegs waren und den Fokus auf eingängige Strukturen legten, steht bei „Hidden Dystopia“ die emotionale Intensität und rohe Klanggewalt deutlich im Vordergrund.
Während das Debütalbum „About Monsters“ durch eine gewisse Zugänglichkeit und hitverdächtige Hooklines glänzte – was auch den beeindruckenden Streamingzahlen zu verdanken ist –, fehlte es ihm stellenweise an klanglicher Tiefe und Eigensinn. Es wirkte wie ein starker, aber noch vorsichtiger Einstieg in ein Genre, das viel Raum für Individualität lässt. Auch die späteren Singles waren handwerklich solide, doch klanglich oft zu nah an bekannten Genregrößen, um wirklich herauszustechen.
Mit „Hidden Dystopia“ brechen About Monsters nun endgültig aus diesem Schatten aus. Die Produktion – gemeinsam mit Christoph Wieczorek und Julian Breuker – ist druckvoll, atmosphärisch dicht und auf einem international konkurrenzfähigen Niveau. Harte Gitarren treffen auf orchestrale Wucht, und die Vocals von Frontsängerin Madeleine „Maddy“ Wiebe liefern eine emotionale Fallhöhe, die in dieser Form neu für die Band ist. Besonders beeindruckend ist dabei, wie sich Härte und Verletzlichkeit nicht gegenseitig ausschließen, sondern gegenseitig verstärken.
Thematisch wagt sich „Hidden Dystopia“ tief in die dunklen Ecken des Menschlichen und Gesellschaftlichen. Ohne plakativ zu wirken, verhandeln die Songs komplexe innere wie äußere Konflikte – ein erzählerischer Anspruch, den frühere Veröffentlichungen in dieser Konsequenz nicht erfüllt haben. Die Band wirkt fokussierter, wütender und ehrlicher als je zuvor.
Was About Monsters mit „Hidden Dystopia“ gelingt, ist mehr als nur der nächste Schritt. Es ist ein Statement – musikalisch wie inhaltlich. Ein Album, das nicht allen gefallen will, sondern seiner eigenen Vision folgt. Damit schaffen sie sich endlich den Raum, den sie brauchen, um als eigenständige Größe innerhalb der deutschsprachigen Rock-/Core-Szene wahrgenommen zu werden.
Fazit: Das Album st kein einfaches Album, aber ein notwendiges. Es zeigt, wie viel Potenzial in der Band steckt – nicht als Kopie bekannter Acts, sondern als kraftvolle Stimme mit Haltung und Tiefe.
Fotocredit: Johanna Schelp