Anfang 2020 wünscht uns Marten zu seinem Abtauchen via Instagram ein ganz tolles Jahr und, dass es das beste aller Zeiten wird. Danach verschwindet er. Einfach so. Später erfuhren wir, dass es an der Zeit war, Kraft zu tanken und neue Inspirationen zu sammeln. Nun taucht er mit seinem fünften Album, der „5. Dimension„, wieder auf und vor uns liegt eine Reise, die sich gewaschen hat – eine musikalische, geführt durch die Sucht nach dem nächsten Rausch, dem nächsten Kick, durch den Spaß und die Gefahr.
Zurück meldet er sich mit keinem Geringeren als Feine Sahne Fischfilet-Frontmann Monchi und einem klaren Statement: „Niemand bringt Marten um„! Der erste Song erzählt von Marterias Reisen. Peru, Bali, Thailand, Venezuela – und seine geglückte Ausreise aus Caracas. Er rappt von seinem Auftritt Duell um die Welt von Joko und Klaas, dem Flug mit der Cessna aus dem Krisengebiet oder dem Versagen seiner Nieren. Kurzgesagt: um sein Leben. Marten der Überlebenskünstler und Lebemann.
Danach geht es weiter in das eigentliche Thema des Albums. Clubs. Strobo. Rave. Trips. The Prodigy mit ihrer Platte „Experience“ zählen zu Martens Lieblingen. Genauso wie Massive Attack oder Björk. All diese Künstler lassen sich im Sound auf der „5. Dimension“ wiederfinden. Kombiniert mit ÄTNA und Yasha zündet er das musikalische Feuerwerk mit „Love, Peace & Happiness“. In diesem Song geht‘s um die Ups and Downs der Nacht und der Gier nach mehr. Immer mehr. Clubs. Strobo. Rave. Trips.„Ich hab‘ was du brauchst. Sag‘ mir einfach nur wann und wohin“ – Love, Peace & Happiness
Diese ekstatische Freude und gute Laune wird direkt im Anschluss mit „Paradise Delay“ und „Loft & Liebe“ gedämpft. Hierbei wirken Künstler wie DJ Koze, aber auch die liebe Miss Plattnum mit, mit der Marten damals über lila Wolken sang. Diese Songs machen deutlich, dass es eben nicht nur um die Ups im Leben, sondern auch die Downs geht. Schattenseiten hat das Leben also auch. Doch neben zu vielen Lichtern, keinem Ende finden und dem Einfach-immer-weiter-feiern, hört man die Melancholie an die Tür klopfen, um den den Volumeknopf wieder langsam nach links zu drehen. Neben ihr gibt es aber auch die anziehenden, fast mystischen Klänge im Sound, um die Partynacht zu besiegeln.
„Nach der Party kommt die Afterparty.“ – Loft & Liebe
Eine Achterbahnfahrt ohne richtige Höhen und Tiefen ist sowas von 2020. Das dachte sich Marten bei seinem fünften Album auch. Deshalb symbolisiert er den Aufstieg nach der tiefen Nacht mit seinem Song „Marilyn“. Es geht ums Kämpfen und um den Glauben an sich selbst. „Los jetzt!“ schallt es im Song immer wieder durch die verzerrte Stimme Marsimotos. Es geht drum, sich aufzuraffen. Doch solch euphorisierten Sound kann auch schnell ein tiefer Sound zerstören. Willkommen bei „Traffic“. Beklemmung, Angst, Hektik, Panik und Verzweiflung – all diese Gefühle bäumen sich beim Hören des Songs immer stärker auf.
„Man lebt nur einmal, nur einmal!“ – Traffic
Kommen wir zurück auf den Gute-Laune Zug. Mit dem „Zug der Erkenntnis“ kommen wir zurück zu unseren Wurzeln. Es geht um die Selbstreflektion, kein einfaches Thema. Was ist man wirklich und wofür steht man? Muss man sich auch mal entschuldigen und sich damit auch mal verletzlich zeigen? All diese Fragen wirft Marten mit dem Song auf. Die Hook am Ende des Songs ähnelt schon fast einem Treffen mit einem höheren Wesen.
„Und der lang ersehnte Zug läuft ein…“ – Zug der Erkenntnis
Nach eben dieser Selbsterkenntnis kommt Marten in der „5. Dimension“ zu seinen Wurzeln. Strandkind von Rostock. Einfinden in seine Heimat, den „einfachen“ Dingen wieder frönen. Was Marten hier wohl ausdrückten will, ist die Verbindungen zu seinen Ursprüngen. Zurück zum Hip Hop, zurück zum Rap. Jeder kennt bestimmt den Wunsch, die ganze Nacht einfach am Strand oder an einem anderen heimatverbundenen oder Idyllischen Ort zu verbringen.
„Lucky Strike. Kiste Eis. Alles rein, was es so an der Tanke gibt.“ – Strandkind
Leichte Elektrobeats führen uns mit „Neonwest“ durch die Vergangenheit Martens. Das Setting des Songs führt uns zur Wendezeit 1989 zum Kurfürstendamm. Es geht um die funkelnden Dinge dieser Zeit und konfrontiert uns gleichzeitig mit dem starken Kontrast der damaligen Zeit: geparkte Ferraris, rauchende Cowboys und dem Wunsch, alles zu berühren. Begleitet wird der Song durch einen sehr smoothen Elektrosound mit leichten Scratches und endet mit der offenen Frage: „Und was ist jetzt?“
„Willkommen in Westberlin kleiner Marten.“ – Neonwest
Mit „Interstellar“ reißt Marten gemeinsam mit Yasha zum Ende des Albums nochmal richtig was ab. Hier kommt zusammen was zusammengehört – Es ist wie eine weiche Variation von Prodigys „Firestarter„, gemixt mit Martens eigenem Song „Feuerstarter“ und dazu gibt es noch ein wenig vom Song „Marteria Girl“. Das ganze Stück endet dann mit einem sehr weichen Outro von Yasha – Gänsehaut pur.
„Sie ist keine Cinderella, Sie ist eine Interstellar.“ – Interstellar
Zum langsamen Abschluss des Albums gibt es mit „DMT“ nochmal etwas langsame Melancholie gepaart mit etwas Triumpf über das Leben als auch einer Art von Rückblick. Auch hier hört man unterschwellig immer wieder einen alten Song von Marten raus, Mein Rostock.
„Das Leben ist , warum rennt es nur so?“ – DMT
Beendet wird die „5. Dimension“ mit dem Sound, nein dem Gefühl, einen sehr späten Clubbesuch gefeiert, geliebt, gehasst und vor allem gelebt zu haben. „6:30 (Good Night)“ gibt uns damit den Rest dieser musikalischen Tour durch das Nachtleben und hinterlässt uns mit der Gier nach immer mehr von Marten.
„Es geht gleich alles vorbei, Ich weiß du willst ins Bett…“ – 6:30 (Good Night)
Fotocredit: Sony