Die kalifornische Band Atreyu fand sich um die Jahrtausendwende herum, also zu Hochzeiten des Rap-Metals, zusammen und kombinierte seitdem geschickt über Genregrenzen hinweg, sodass gleichermaßen Fans von Linkin Park bis Hatebreed angesprochen wurden. Die bewegte Bandgeschichte gipfelt morgen in ihrem neunten Album „Baptize„. Kann diese Taufe der Neubeginn in ein neues Kapitel der Band markieren? Unsere Redakteurinnen und Redakteure haben in unserer Teamreview genauer nachgehört.
Kevin: Atreyu melden sich mit ihrem neuen Album „Baptize“. Neu und trotzdem in einem alten Gewand, wie wir es von der Band gewohnt sind. Ich erinnere mich noch an Zeiten von „Falling Down“ oder „Right Side of the Bed“. Ob die Band an diese Zeiten anknüpfen kann? Nein, sie kann es nicht, sie legt noch mal einen drauf und hat sich definitiv weiterentwickelt, und das zum positiven. Die Band wirkt viel reifer und ausgeglichener als in ihren früheren Werken. Das merkt man vor allem in Songs wie „Catastrophe“ und „No Matter What„. Gerade der zweite Song zählt zu meinen Favoriten. Früher lief die Band mal auf einer Hausparty oder im Club, jetzt höre ich sie auch in meiner eigenen Playlist. (8-8-8)
Jacky: Tatsächlich kannte ich Atreyu vorher auch noch nicht und durfte sie nun anhand von „Baptize“ kennenlernen. Dabei kann ich sagen, dass mir eigentlich alle 15 Lieder ausgesprochen gut gefallen. Keines gleicht dem anderen und setzt somit immer einen eigenen Sound. Jedoch macht das für mich wiederum auch einen Haken aus, dass ich alle Lieder zusammen schwierig in ein Album bringen kann, weil sie sich doch sehr stark voneinander unterscheiden und ich keine sinnvolle Synthese aller zusammen finde. Als Album schade, aber stört insofern nicht, als dass die Songs einzeln sehr vielversprechend sind. (8-5-7)
Janina: Mit dem neuen „Baptize“ wollen die Kalifornier von Atreyu ein neues Kapitel ihrer Geschichte beginnen. Mit ihrem neuen Werk beweisen Atreyu musikalische Vielseitigkeit, da für fast jeden Geschmack etwas dabei ist – von der Tendenz zum Headbangen (z.B. „Fucked Up“) bis zu etwas softeren Melodien („Stay“). Abgerundet wird es durch drei Features – bei „Untouchable“ unterstützt Jacoby Shaddix von Papa Roach, bei „Oblivion“ gibt’s Unterstützung von Matt Heafy von Trivium und bei „Warrior“ haben sie sich Travis Baker an Bord geholt. Durch dieses Facettenreichtum haben Atreyu ein wirklich schönes Stück unendlicher Geschichte geschrieben. Persönlicher Favorit ist „Save Us“, da mich hier die Lyrics am meisten mitgerissen haben. (7-8-8)
Patrick: Wieder einmal beweist Musik einem mehr denn je, dass man niemals auslernt! Mir war bis vor einigen Tagen die Band Atreyu komplett neu – so natürlich die vorangehenden Alben oder Songs, die ich vor kurzem angehört hatte. Nun erscheint das neue Album „Baptize“ und ein gewisser „Genre-Wechsel“ ist zu spüren – sicherlich hat man in den vergangenen Jahren super viel gelernt, ausprobiert und für sich den richtigen Weg gefunden. Mit „Baptize“ hat Atreyu eine tolle Platte veröffentlicht, die nicht zu unterschätzen ist – zu unterschätzen von ihren Mitstreitern. Fast alle Songs haben es mir angetan, mich gut gestimmt auf das Gesamtprojekt und an der einen oder anderen Stelle schon etwas Beartooth-artig. Sehr umfangreicher US-amerikanischer Metalcore! (7-8-7)
Jana: Das neue Album „Baptize“ von Atreyu zeigt, dass nicht nur ein Sängerwechsel schwierig für eine Band sein kann. Nach dem Weggang von Alex Varkatzas, der nicht ersetzt wurde, fehlt es den Jungs aus Orange Country deutlich an dem gewissen Punch, den sie mal hatten. Die Gitarrenriffs sind häufig zu generisch, und vorhersehbar. Brandon Seller vermittelt nicht das Gefühl, die Band als Leadsänger tragen zu können. Schreie nach „Back to the roots!“ werden in meinem Kopf lauter, je mehr Songs ich von „Baptize„ höre. „Baptize„ und „Underrated“ sind wenige Lichtblicke, die das Album zu bieten hat. Alles in allem, ist „Baptize“ eher ein durchschnittliches Album, das in mit den Wunsch weckt, die älteren und viel mehr ballenderenden Alben aus dem Regal zu ziehen und dazu abzufeiern. (4-8-6)
Fotocredit: Spinefarm Records