Nach sechs Jahren Pause ist es endlich so weit und Heisskalt sind im Jahre 2024 mit ihrer Tour „Vom Tun und Lassen“, passend zum zukünftigen gleichnamigen Album, zurück. Die Reunion-Freude schwappte über und so wurde die Tour ausverkauft und in vielen Städten hochverlegt. Kein Wunder, denn der Ruf der Band eilte ihnen voraus, eine der besten Live-Bands im deutschsprachigen Raum zu sein. Wie wir den Abend des Tourabschlusses im Hamburger Übel & Gefährlich erlebten, lest ihr in unserer Live-Review.
Schon bevor Heisskalt die Bühne überhaupt betraten war die Luft wie elektrisiert. Van Holzen als Vorband passte gut ins Bild und imponierte dem Hamburger Publikum. Maximal energiegeladen wurde der Einstieg begangen, sodass es kein Halten mehr gab. Heisskalt sagen selbst über die Tour, es eine ganz schöne Tour nach einer ganz schön langen Zeit war. Umso besser, dass die Band aus Baden-Württemberg mit „Nicht anders gewollt“ und „Sonne über Wien“ vom 2014er Album „Vom Stehen und Fallen“ einen gelungenen Einstieg ablieferten. Zwei Jahre weiter in der Diskografie ging es mit „Angst hab“ aus 2016 „Vom Wissen und Wollen„. Eine fulminante Lightshow mit effektvollen Stroboblitzen und einem instrumentalen Outro zogen die Besuchenden in ihren Bann. Der sechste Song trug indes den Titel „Vampire“ und ist eine der Singles von ihrem kommenden Album „Vom Tun und Lassen“, das im Januar erscheint und überraschend im Sommer angekündigt wurde. Ergänzt wurde die Setlist durch alle drei bisher veröffentlichten Singles des Albums. Besonders das kraftvolle „Mit Worten und Granaten“ hinterließ dabei einen bleibenden Eindruck und sorgte für Gänsehaut-Momente.
Auch das Trio, allen voran Sänger Matthias Bloch, zeigten sich immer wieder sentimental und emotional. Die deepen Texte sind mit ein Grund, weswegen die Band so sehr gefeiert sind. Die Songs sprechen von wahrer Verletzlichkeit ohne dabei an Authentizität einzubüßen. Der Heisskalt-Frontmann beschreibt diese Songs als Power-Hymnen, auf die er in diesem Jahr zurückschaut und sich freut, dass er sich mental nicht mehr an einem schlechten Ort befindet. Dazu kann man nur gratulieren und sich freuen, dass die Musik der Band vielen Leute in der gleichen Situation unendlich weiterhilft. So ließ sich auch die andächtige Stimmung erklären, die im Folgenden im Club einkehrte und von wahrer Ergriffenheit des Publikums zeugte.
Heisskalt zeigten an diesem Abend, dass sie eben nicht nur für energiegeladene Lautstärke stehen, sondern auch ihre ruhigeren und lyrisch intensiven Stücke gekonnt präsentieren können. Dazu zählten neben dem noch unveröffentlichten „Heim„, ebenfalls Single des neuen Albums, „Apnoe“, und „Trauriger macht“. Bei letzterem ging eine Regung durchs Publikum und die starke Fanbase und Verbindung zwischen Band und Fans manifestierte sich ein weiteres Mal. Die Andacht schlug um in Bewegungsdrang und Euphorie, die im gleichnamigen Track thematisiert wurde. Taktisch clever nutzten Heisskalt den Tempowechsel, um ihre Crew vorzustellen. Denn bei „Euphorie“ und „Kaputt“ entlud sich die vorher aufgebaute Energie explosiv. Die gesamte Fläche direkt vor der Bühne hüpfte kreuz und queer durcheinander, sodass danach erst einmal wieder in Mitten der schwitzenden und hüpfenden Menschen sortiert werden musste, thematisch passend zu „Wasser, Luft und Licht„.
Der Höhepunkt der Euphorie wurde jedoch noch nicht ganz bei den letzten regulären Songs erreicht. Dass noch etwas ging, zeigte sich erst bei der Zugabe von „Hallo“. Mit diesem Stück gelang der Band 2012 der nationale Durchbruch, und zwölf Jahre später klang es so frisch wie bei seiner Veröffentlichung. Damit würdigten sowohl Publikum als auch Musiker den Song, der ihnen so vieles ermöglichte. Um für die Zielgerade noch einmal mit neuer Energie in die Vollen zu gehen, kam Frontmann Flo der Vorband Van Holzen dazu. Matthias Bloech surfte auf seiner Crowd und die Fans gaben noch einmal alles, um den Abend unvergesslich zu machen. Mit etwas, das ChatGPT als Intergalactic Hype Metal bezeichnen würde, melden sich Heisskalt zurück und das stärker denn je. Anstatt sich auf die Nostalgie der Vorjahre zu beschränken, gaben sie alles, starteten mit neuer Energie durch und beendeten eine furiose Tour mit einer glasklaren Message: Wir sind zurück!
Fotocredit: Paul Ambrusch