Seit fast 20 Jahren gehört Sebastian Madsen mit seiner Band Madsen zu den ganz Großen der deutschen Indie-Rock-Szene. Mit seinem Solo-Debüt „Ein bisschen Seele“, das am Freitag erscheint, zeigt er, wie schön poppige Soulmusik klingen kann. Im Interview mit uns spricht er über kreative Promoideen, plaudert ein bisschen über die Entstehungsgeschichte des Albums und verrät, wen er mit seinem Projekt supporten würde, wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre.
Frontstage Magazine: Hallo Sebastian! Schön, dass du heute Zeit für einen kleinen Plausch gefunden hast. Ein Vögelchen zwitscherte mir, dass du in den letzten Monaten fleißig an einem Soloalbum gearbeitet hast. Erzähle doch mal ein bisschen davon. Wie würdest du es mit wenigen Worten beschreiben?
Sebastian Madsen: Ich würde es als meine ganz eigene Interpretation von 60er, 70er und 80er Jahre Soul-Musik beschreiben. Ich dachte mir, dass ich mein Projekt im weitesten Sinne dem Soul zuordne, damit die Leute etwas damit anfangen können. Denn eine Sache war auf jeden Fall klar: Mein Soloprojekt hat nichts mit Madsen oder Rock-Musik zu tun. Um zu verdeutlichen, dass die Musik dieses Mal ein bisschen anders klingt, habe ich mich für ein Soul-Etikett entschieden. Es gibt allerdings wenig Musik aus der heutigen Zeit, die mich während der Arbeit an meinem Projekt wirklich inspiriert hat. Am ehesten noch Labrinth oder Amy Winehouse. Wirklich beeinflusst hat mich die Musik von Curtis Mayfield, Otis Redding und Marvin Gaye – eben diesen Sängern, von denen ich genau weiß, dass ich nie so klingen werde wie sie. Aber ich habe mich von ihnen und ihrer Musik inspirieren lassen und so meine ganz eigene Version geschaffen.
Frontstage Magazine: Wirft man einen Blick auf deine Social-Media-Kanäle, blitzt immer wieder ein Grauburgunder in einer Sebastian-Madsen-Edition hervor. Wie kam es zu der lustigen Aktion, dass du einen Wein als Promomaterial nutzt?
Sebastian Madsen: (schmunzelt)Den Wein gibt es schon ein wenig länger und er wird in einer Bar in Berlin ausgeschenkt. Ich habe ihn dort schon ein paar Mal sehr gerne getrunken. Ein Freund, der bei Isbessa – dem Label, bei dem die Platte auch rauskommt – arbeitet, hatte dann die lustige Idee, eine Sebastian-Madsen-Edition zu entwickeln. Außerdem haben wir uns gedacht, dass es ein schönes Dankeschön an diejenigen ist, die an der Album-Produktion mitgewirkt haben. Gesagt, getan. Besonders schön geworden ist, dass die Songs des Albums neben der Mengenangabe auf dem Etikett stehen. Bei jedem Lied kannst du also ein Schluck Wein trinken und ihn zu der Musik genießen.
Frontstage Magazine: Fast zwei Jahrzehnte gibt es deine Band Madsen nun schon – und ihr schreibt immer noch Geschichte. Was gab dir den Impuls, nun ein Solo-Projekt auf die Beine zu stellen?
Sebastian Madsen: Der Impuls kam – muss ich ganz langweilig gestehen – durch die Pandemie. In erster Linie war Corona für die ganze Welt ein großer Nachteil; in ein paar Einzelfällen aber auch ganz gut. Für uns als Band, die ja seit 18 Jahren aktiv ist, war es aber auch sehr deprimierend. Zu Beginn der Pandemie sind wir recht gut damit umgegangen, in dem wir innerhalb von nur zwei Wochen all unsere Gedanken und Gefühle beschrieben, aufgenommen und sie – in Form unseres ersten und bisher einzigen Punk-Rock-Albums – veröffentlicht haben. Viele Leute hat es sehr gefreut, in einer so finsteren Zeit so etwas Spontanes und Humorvolles zu hören. Nach dem Release wäre eigentlich der Zeitpunkt der Album-Tour gekommen – doch eine Verschiebung überrannte die nächste. Seit fast zwei Jahrzehnten dürfen wir den schönen Zyklus miterleben, dass wir ein Album machen, es betouren und unterwegs merken, welche Lieder das Publikum besonders mag, welche eher weniger, wo viel mitgesungen wird und wo eher weniger. Mit diesen Erlebnissen fangen die Stücke erst an, richtig zu leben. Dieser gesamte Zyklus ist wegen Corona bei unserem Punk-Rock-Album ausgeblieben. Deshalb wurde es bei uns irgendwie sehr traurig. Dann kam der Herbst, der Winter – und die Langeweile. Der Lockdown und die Kontaktbeschränkungen hatten zur Folge, dass sich die ganze Band ein bisschen zerstreute. Seitdem ich denken kann, fließt Musik durch meine Venen. So kam es, dass ich in dieser Zeit noch mehr Musik hörte als ohnehin schon. Ich hörte wieder viel Soul-Musik und habe ihre Bedeutung wieder verstanden: Soul ist naive, lebensbejahende Musik, bei der es ganz viel um Liebe geht. Das hat mir in den Wintertagen unheimlich gutgetan. Irgendwann fingen mein großer Bruder Johannes – der auch Gitarre bei Madsen spielt – und ich an, selber Lieder dieser Art aufzunehmen. Durch Frustration, Langeweile und ein bisschen Liebeskummer, folgte auf das vierte Lied irgendwann ein fünftes – und in mir reifte allmählich eine Vision, wie die Platte am Ende klingen kann. So nahmen die Spinnerei und das Projekt immer weiter Form an. Irgendwann war das Album dann auf einmal fertig und ich dachte leichtfüßig, dass ich es einfach selber rausbringe. Am Ende wurde es allerdings doch ein bisschen größer, weil sich ein Label dafür interessierte.
Frontstage Magazine: Gab es diesen einen Moment, bei dem es bei dir „Klick“ gemacht hat und du dir bewusst wurdest: „Jetzt wird es Zeit für ein Soloprojekt!“?
Sebastian Madsen: Nein, ich glaube, diesen Moment gab es nicht. In einem schleichenden Prozess gab es eher ein Bauchgefühl und eine gewisse Neugierde, die sich immer weiter verstärkten. Vielleicht war es auch der Wunsch, mal was zu machen, was nichts mit Madsen zu tun hat und Facetten von mir zeigt, die ich bisher noch nicht so zeigen konnte. Nicht, dass ich unglücklich mit Madsen bin. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich die Band habe und liebe sie. Aufgrund des fließenden Madsen-Prozesses gab es aber bisher nie die Zeit, mal etwas anderes zu machen. Wenn wir Festivals spielen, eine Platte aufnehmen, sie rausbringen, touren und es immer so weiter geht, bleibt wenig Zeit für andere Projekte. Deswegen war einer der ganz wenigen positiven Aspekte der Pandemie, dass ich Zeit hatte, mal ein bisschen rumzuspinnen.
Frontstage Magazine: Die erste Singleauskopplung deines Soloprojektes war „Sei nur du selbst“, bei der Drangsal mitwirkte. Welche weiteren Features hast du für dein Soloprojekt gewinnen können?
Sebastian Madsen: Meine Freundin Lisa Who singt bei einem Lied mit und ich freue mich sehr darüber, dass neben ihr und Drangsal Eva Briegel von Juli bei dem Song „Ich löse mich auf“ mit dabei ist. Sie singt das irgendwie relativ glamourös, hat aber gleichzeitig irgendwas ganz Intimes und Gebrochenes in ihrer Stimme. Deswegen ist das auch mein Lieblingssong auf dem Album.
Frontstage Magazine: Wie kam es zu den Kooperationen mit den drei doch sehr unterschiedlichen Stimmen?
Sebastian Madsen: Irgendwann merkte ich, dass es an der Zeit ist, alles mal ein bisschen anders zu machen und mich aus meiner Komfortzone Madsen rauszubewegen. So habe ich beispielsweise nicht meinen Freund Axel Bosse um ein Feature gefragt – der bei Madsen ein sehr naheliegendes Feature wäre. Anstatt dessen entschied ich mich, aus dem Deutschrock-Pop-Ding etwas rauszubewegen und auf Leute zuzugehen, mit denen ich vorher noch nie etwas zusammen gemacht habe.
Bei Drangsal ging es sogar so weit, dass ich ihn vorher gar nicht kannte. Ich hatte nur ein paar Bekannte, die sagten, dass der Typ super sei. Gleichzeitig habe ich auch immer sehr wohlwollend verfolgt, was er so macht – und fand das immer sehr speziell und einzigartig. Irgendwann besorgte ich mir seine Nummer und rief ihn an. Das war ein total süßes Erlebnis, weil er ran ging und sagte: „Sebastian, egal was du vorhast – ich bin dabei!“ So war dann auch der ganze Prozess mit ihm. Er sagte, dass er keine Lust habe, alles alleine zu Hause einzusingen und bat mich, uns im Studio zu verabreden und den Song zusammen aufzunehmen. Das war unsere erste Begegnung. Er hat jetzt neulich auch bei dem ersten Konzert des Projektes mitgesungen und ich freue mich sehr, dass ich ihn kennenlernen durfte – und, dass Musik wieder welche zusammengebracht hat, die sich vorher gar nicht kannten.
Bei Eva Briegel war das so, dass Juli einfach Freunde von Madsen sind und wir fast zeitgleich angefangen haben, unsere Debütalben rauszubringen. Musikalisch hatten wir ja ganz andere Ansätze und waren damals viel rougher und punkiger als bei den letzten Alben. Juli war ein deutsches Pop-Phänomen und obwohl unsere Karrieren die ganze Zeit parallel liefen, fanden wir aber in einem völlig anderen Kosmos statt. Deshalb war es immer wahnsinnig interessant, uns mit ihnen auszutauschen. Ich habe Eva immer als wahnsinnig gute und sehr eigene Sängerin wahrgenommen. Obwohl sie Pop-Musik macht, mag ich das schnörkellose in ihrer Stimme. Da sie – ebenso wie ich – aus einem Indie-Rock-Kosmos kommt und wir musikalisch noch nie zusammengearbeitet haben, dachte ich, dass ich sie jetzt einfach mal frage.
Frontstage Magazine: Du hast gerade erwähnt, dass du anfangs deine Ideen und Gedanken zu dem Album an Freunde und Bekannte geschickt hast. Magst du mal beschreiben, wie die Reaktionen von ihnen waren?
Sebastian Madsen: Die Solosachen habe ich viel mehr rumgeschickt und gezeigt als die Madsen-Sachen, weil ich auch neugierig war. Am Anfang war das Projekt für Johannes und mich nur ´ne Spinnerei. Wir dachten einfach, dass wir uns mal ausprobieren. Abends saßen wir zusammen, hörten uns an, was wir am Tag produziert haben – und fanden es cool. Je näher der Gedanke rückte, dass wir es auch veröffentlichen und mit Menschen teilen könnten, umso unsicherer wurde ich vielleicht auch, weil es auch viele intime Lovesongs sind, die wir geschrieben haben. Deshalb ist das Projekt für mich auch eine sehr zerbrechliche Angelegenheit und ich wollte mir ein bisschen Sicherheit von außen holen und schauen, was andere sagen. Je härter die Bands im Umfeld waren, umso mehr haben sie das abgefeiert.
Frontstage Magazine: Ach, wirklich?
Sebastian Madsen: Ja, weil ich glaube, dass sie es prinzipiell auch cool finden, wenn sich jemand traut, eine andere Seite zu zeigen. Man misst sich – ob man will oder nicht – ja auch mit Kolleginnen und Kollegen, die eine ähnliche Musik machen. Wenn dann jemand um die Ecke kommt und sagt: „Ich mache das alles jetzt mal ganz anders“, finden das viele schon prinzipiell gut. Deshalb wurde ich bei meinem Soloprojekt viel bestärkt. Es gab auch Leute, die „Aha, interessant“ sagten. Ähnlich, wie wenn Biolek früher in einer seiner Sendungen etwas probiert hat, was ihm nicht schmeckte, sagte er immer: „Interessant“. Das war schon immer so und ich habe auch schon immer ehrliche Freunde gehabt, die mir sagten, dass sie mit meiner Musik nicht so viel anfangen können. Aber im Großen und Ganzen betrachtet, fanden die meisten Leute mein Soloprojekt spannend und auch mutig, glaube ich.
Frontstage Magazine: Eine offene und ehrliche Meinung bringt dir ja auch viel mehr, als wenn Leute dir das sagen, was du hören möchtest – besonders bei so persönlichen Dingen.
Sebastian Madsen: Ja, man spürt auch genau, ob sie es ernst meinen oder es sich dir zuliebe nur schönreden. Außerdem kann ich mit Komplimenten ohnehin gar nicht so viel anfangen. Das merke ich auch immer wieder, wenn die Leute nach Konzerten zu mir kommen und mir sagen, wie unglaublich gut unsere Show war. Natürlich freut mich das, aber ich bin eher so veranlagt, dass ich bei allem, was ich tue, gerne bei null anfange und mich letzten Endes freue, wenn gut ankommt, was ich da gebaut habe. Zu viel Honig ist nie hilfreich, um Musik oder Kunst zu erschaffen. Es ist immer gut, von sich selbst auszugehen und sich erstmal selbst beeindrucken zu wollen – oder vielleicht etwas aufzunehmen, bei dem man denkt, dass man sich selbst darüber freuen würde. Wenn man sich in dem suhlt, was man geschafft hat und denkt: „Ich bin ja eh der Geilste“, kommt man sowieso nicht weit.
Frontstage Magazine: Lass‘ uns doch mal zusammen ins Studio springen, denn ich würde gerne ein wenig mehr über den Entstehungsprozess deiner Platte erfahren. Du hast sie ohne deine Madsen-Jungs aufgenommen, aber dein Bruder Johannes hat einen wichtigen Beitrag dabei geleistet, oder?
Sebastian Madsen: Genau, da kreuzt es sich ja schon ein wenig, weil mein großer Bruder Johannes bei Madsen ja auch Gitarre spielt. (lacht). Während des Lockdowns von Januar bis März 2021 hingen wir zusammen rum und hatten bei uns im Madsen-Proberaum alle Freiheiten, um uns auszuprobieren. Johannes saß dann immer in unserer kleinen Regie und leitete die Aufnahme, während ich Schlagzeug, Klavier, Bass und Gitarre gespielt und gesungen habe. Er nahm mich auf und schaute, dass alles gut klingt. Manchmal gab er auch die ein oder andere Anweisung und sagte: „Geb‘ mal ein bisschen weniger Gas“ oder „Spiel‘ das ein bisschen vorsichtiger.“ Dieses „Vorsichtiger-sein“, „Nicht-so-draufkloppen“ und die Dinge ein wenig feinfühliger angehen, war sowieso ganz anders als bei Madsen und vor allem beim Singen ganz interessant und sehr lehrreich.
Frontstage Magazine: Mit Madsen hast du ja schon das eine oder andere Album aufgenommen. Worin siehst du Unterschiede bei der Aufnahme von Madsen-Songs und deinen eigenen?
Sebastian Madsen: Es gibt viele Unterschiede zu Madsen. Schon allein die Tatsache, dass ich die meisten Sachen am Klavier geschrieben habe. Aber auch die Aufnahmen waren leiser und dynamischer. Bei Madsen liegt der Fokus besonders auf den Gitarren und das Schlagzeug wird von Sascha immer sehr laut eingespielt. Wir machen das so, damit sich eine gewisse Energie entwickelt. Natürlich sind auch immer ordentlich verzerrte und laute Gitarren mit dabei – und auf meinem Soloalbum gibt es kaum Gitarren. Der Fokus liegt bei dem Soloprojekt liegt eher auf dem Piano. Klavier, Streicher und Bläser übernehmen bei mir den Part, den die Gitarren bei Madsen innehaben. Als wir die Basics aufgenommen haben, war auch immer klar, dass da noch was drauf muss, damit es noch mehr in Richtung klassische Soulmusik geht. Das sind bei den 60er Jahre-Sachen vor allem Bläser und Streicher. Ich habe das unsagbare Glück, Markus Trockel zu kennen. Er ist ein hervorragender Arrangeur in Hamburg und arbeitet sehr klassisch, in dem er richtig komponiert und Noten notiert. Er nahm sich meinem Projekt an und es hat irre lange gedauert, bis er mit seinem Werk um die Ecke kam. Dafür wird immer toll, was er macht. Auch bei Madsen hat er für „Lass‘ die Musik an“ schon ein ganz tolles Streicher-Arrangement geschrieben und ich hatte das Glück, für das Soloalbum von Max Richard Leßmann mit ihm zusammenzuarbeiten. Er hatte früher eine relativ wilde Indie-Punk-Band, die Vierkanttretlager hieß. Jetzt macht Markus neben der Musik auch andere ganz tolle Sachen wie Gedichte schreiben oder in seinem Podcast „Niemand muss ein Promi sein – Deutschlands Nr. 1 Gossip-Podcast!“ über Promis reden. Auch bei meinem Album hat er ganz viel mitgetextet – aber jetzt springe ich im Thema.
Frontstage Magazine: Wird es dich mit deinem Soloprojekt eigentlich auch live zu sehen geben?
Sebastian Madsen: Bisher ist nur ein einziges Konzert geplant. Als klar wurde, dass ich das Album veröffentlichen werde, hatte ich allerdings schon den Anspruch, diesen Sound, der auf eine Art auch sehr opulent ist, auf die Bühne zu kriegen. Dabei war mir auch klar, dass das nicht mit drei Leuten geht. Deswegen haben wir geprobt und ein gemeinsames Konzert gespielt, bei dem wir zu zehnt mit Bläsern und Backround-Sängerinnen auf der Bühne standen. Das Proben war schon ein wenig aufwendiger, weil wir auf viel mehr Elemente achten mussten als bei einer kleinen Band. Aber das Proben war sehr angenehm und hat sich gelohnt.
Bei diesem einen Konzert am 7. Dezember in Berlin werden wir das ganze Ding gemeinsam auf die Bühne bringen – und das abendfüllend. Wahrscheinlich werden wir auch einige Madsen-Songs in einem souligen Gewand spielen. Weil ich mit Madsen etabliert bin, aber mit einem Soloalbum um die Ecke komme, das völlig anders klingt, bin ich mir ziemlich sicher, dass mir die Leute live zunächst nicht die Bude einrennen werden. Deshalb haben wir alles bisher sehr vorsichtig geplant – zumal im Moment ohnehin keine Tickets verkauft werden. Ich würde total gerne eine Tour spielen, aber wir starten erstmal einen Testballon und schauen dann, wie das Projekt angenommen wird. Wenn es gut ankommt und die Leute auch nächstes Jahr Lust haben, es sich anzuschauen, machen wir auf jeden Fall mehr.
Frontstage Magazine: Was sagen deine Madsen-Jungs eigentlich zu deinem Soloprojekt? Tun sie das als Spinnerei ab oder sind sie Feuer und Flamme?
Sebastian Madsen: Sie haben mal wieder volles Vertrauen in mich und mir wurde mal wieder klar, dass ich mir die richtigen Mitstreiter ausgesucht habe. Bei Madsen habe auch ich volles Vertrauen, weil ich die meisten Sachen schreibe und auch immer ein ehrliches Feedback dafür bekomme. Wir sind uns aber wie immer eh einig. Generell ist es sehr, sehr unkompliziert mit uns. Wir haben, wie jede andere Band auch, Probleme. Aber das Soloding gönnen sie mir und wissen auch genau, dass das gut für mich ist. Vielleicht auch für Madsen, weil man ab und zu aus seinem Trott heraus muss, um sich weiterzuentwickeln. Denn nach zwei Jahrzehnten in der gleichen Band ist die Gefahr schon da, dass man sich wiederholt. Wenn man nicht kurz nach links oder rechts ausschert, macht man es sich wahrscheinlich zu bequem.
Frontstage Magazine: Was planst du jetzt mit deinem Solo-Projekt konkret? Gibt es irgendwelche Wünsche oder Ziele, die du für die nahe Zukunft hast?
Sebastian Madsen: Allein, weil das mit der Live-Band schon echt cool war, habe ich schon den Wunsch, mein Projekt nochmal ein bisschen mehr zu betouren. Ob wir das tatsächlich in die Tat umsetzen, wird die Zeit zeigen. Ansonsten habe ich ein paar Wünsche, aber keine Erwartungen, weil ich sehr happy bin, dass ich diese andere Facette von mir überhaupt mal zeigen darf. Mein Projekt ist keine Mainstreammusik und wahrscheinlich wird die breite Masse es gar nicht wahrnehmen. Ich weiß aber auch, dass es Leute gibt, die sich darüber freuen werden. Vielleicht sind das nicht viele, aber ich will mich mit ihnen zusammen freuen. Das reicht mir schon – ich hab‘ keine so großen kommerziellen Ansprüche und will diesen Druck gar nicht zulassen. Ich habe einfach Bock, Musik zu machen, die aus dem Herzen kommt. So klischeehaft das jetzt klingen mag, aber so einfach ist es.
Frontstage Magazine: Zum Abschluss habe ich noch drei Wunderfragen für dich mit im Gepäck:
Wenn du dich entscheiden müsstest: Madsen oder dein Soloprojekt, dann…
Sebastian Madsen: … Madsen, ist ja klar! Ich bin ja nur kurz im Urlaub. (lacht)
Frontstage Magazine: Wenn du einen Künstler oder eine Band deiner Wahl supporten könntest, dann…
Sebastian Madsen: … George Michael. Er gehört zu denjenigen Künstlern, die ich gnadenlos unterschätzt habe, weil ich lange Zeit nur „Last Christmas“ von WHAM kannte. George Michael ist ein Künstler, der sich irre viel getraut hat. Allein die Liveversion von „Somebody To Love“, die er beim Tribut-Konzert im Whembley-Stadion sang, als Freddy Mercury gestorben ist, ist so klasse, dass man ihn einfach lieben muss!
Frontstage Magazine: Wenn, du eine Supergroup mit Künstlern deiner Wahl gründen würdest, dann…
Sebastian Madsen: … wären Amy Winehouse, The Strokes, Foo Fighters, The Beatles, Otis Redding, Curtis Mayfield und Manfred Krug definitiv mit dabei!
Frontstage Magazine: Lieber Sebastian, ich danke dir für deine Zeit und unser tolles Gespräch.
Sebastian Madsen: Ich danke dir ebenfalls.
Sebastian Madsen live:
7. Dezember 2022 – Berlin / Metropol
Fotocredit: Joris Felix