Man muss es an sich nicht mehr vorstellen, denn der Name ist mittlerweile zum weltweiten Synonym für eines der ikonischsten Musikfestivals überhaupt geworden. Die Rede ist vom Tomorrowland Festival, das 2022 an gleich drei Wochenenden in der belgischen Kleinstadt Boom stattfindet, um insgesamt mehr als 600.000 Menschen aus aller Welt glücklich zu machen. Schaut man sich die Fakten rund um das Mega-Event an, wird es noch beeindruckender: in der 16ten Ausgabe des Open-Air-Festivals, welches seit 2005 von den Gebrüdern Beers veranstaltet wird, treten mehr als 800 Artists auf 15 verschiedenen Bühnen auf. Unter dem diesjährigen Motto The Reflection of Love kommen auf 34 Hektar mehr als 200 Nationalitäten zusammen, um die elektronische Musik zu feiern. Am zweiten Wochenende waren wir mit von der Partie und durften uns selbst einen Eindruck von einem der bekanntesten europäischen Festivals machen. Ob das Festival der Superlative mehr als nur seinen Namen zu bieten hat, lest ihr in der Review.
Denn der Name wiegt schwer und wir sind gespannt, ob das Festival die hochgesteckten Erwartungen erfüllen kann. Als wir am Freitag endlich das riesige Gelände betraten, gab es kein passenderes Wort als Reizüberflutung, um besser zusammenzufassen, was man in den ersten Stunden fühlte. Wenngleich wir diesen Sommer schon einige der großen, deutschen Major Festivals absolvierten, bot das Tomorrowland eine ganz andere Dimension an. Alles war groß, bunt und laut; das müssen die Sinne erst einmal verarbeiten, was selbst für geübte Festivalgänger*innen heftig war. Erschlagen von den Impressionen, drängte sich der erste Eindruck von einer Art Phantasialand auf LSD auf. In der eigens gedruckten Tomorrowland-Zeitung nannte man bereits den Donnerstag als Reise durch das Kaninchenloch. Sobald man das Gelände betrat, fand man sich selbst in einem Wunderland der Festivalwelt wieder, in der das oberste Gesetz „Live Today, Love Tomorrow, Unite Forever“ galt – Willkommen im Wunderland des Tomorrows.
Erste Mission war es einen Überblick von dem überwältigenden Festivalgelände zu bekommen, und das war gar nicht mal so einfach, wie es sich anhört. Das Gelände ist eingebettet in das Naherholungsgebiet und soll so in Einklang mit der Natur gebracht werden. So schlängeln sich die Wege am und um die Teichlandschaft, welche mit Nebelsprühern besonders in der Dämmerung richtig in Szene gesetzt wurden. Wenn man so ins Grüne schaute und seinen Blick in die entgegengesetzte Richtung schweifen ließ, konnte man sich fast vorstellen, wie idyllisch es hier normalerweise sein musste. Die Illusion hielt so lange an, bis man sich wieder umdrehte und hunderttausende tanzende Menschen, exorbitante Bühnen inklusive Pyrotechnik sowie die heftige Logistik sah. Womit direkt der kritischste Punkt zu benennen ist: die Umweltverträglichkeit. Gerne inszeniert sich das Tomorrowland wie auch andere deutsche Vertreter*innen als besonders nachhaltig. Und Freund*innen ganz im Ernst, kein Festival der Welt ist nachhaltig und vor allem nicht das Tomorrowland, das muss man ganz klar sagen. Da können wir von der Traumatisierung der Wasservögel und anderer Tierarten über die Verschmutzung durch Plastikbecher (alleine Einmal-Plastikbecher!) oder Pyro-Materialien bis hin zu den Flugemissionen der auswärtigen Gäste mühelos drüber referieren. Es ist nicht nachhaltig. Punkt.
Lassen wir jedoch unser grünes Herz beiseite und schauen uns die Themen an, mit denen das Tomorrowland musikalisch punkten kann, denn das ist der Hauptauftrag eines Musik-Festivals. Mit den 15 Bühnen sind sie da natürlich extrem gut aufgestellt. Es wurde eine wahnsinnige Vielfalt geboten, dass man nicht nur wie auf anderen Electro-Festivals die eine Hauptbühne neben einem Hardstyle- und einem weiteren Goa-Floor, und wenn man richtig viel Glück hat, noch eine Techno-Stage hat, sondern viel mehr. Lust auf Schlager inklusive Alm-Feeling? Hereinspaziert in die Moose Bar! Ach, ne doch lieber, etwas Härteres? Kein Problem, sucht den Weg auf die Core-Stage! Ihr wollt lieber Richtung Reggaeton abdancen? Dann seid ihr im Harbour House richtig! Mit dieser fantastischen Aufstellung war wirklich für jeden Geschmack etwas geboten, was an dieser Stelle keine Übertreibung ist. Viel mehr war es wirklich schwierig auszuwählen, welche Bühnen man zu welchem Zeitpunkt besuchen wollte, denn man musste die Laufwege mit einkalkulieren. Sagen wir es so, unseren Laufrekord der Festivalsaison haben wir dort auf jeden Fall aufgestellt. So erwies es sich als äußerst vorteilhaft, dass ausgewählte Acts zwei Mal auflegten. Außerdem ließ sich auch festhalten, dass einige Bühnen doch eher versteckter lagen und man mit dem Lageplan gerade zu Anfang gut beraten war. Nach dem dritten Tag konnten wir jedoch auch behaupten wirklich alle Bühnen gesehen zu haben. Am zweiten wäre dies noch nicht gegangen.
Jede dieser Bühnen kommt für sich in diesem leicht verrückten märchenartigen Look daher, den man lieben muss. Wir hatten beispielsweise vom Design des Airbeat One Festivals dieses Jahr geschwärmt, was wir an dieser Stelle gar nicht klein reden wollen, aber auch hier bewegt sich das Tomorrowland in einer anderen Sphäre. Visuell ließ das Festival keine Wünsche offen und sorgte sowohl für gewaltige Settings als auch für die Liebe zum Detail. Ein Beispiel für optische Erregung war zum Beispiel der monströse Drache, der über dem Rose Garden wachte. Aus dem Wasser heraus kroch er ans Ufer, um seine schützenden Flügel um die Partymenge zu legen. Dass der Drachenkopf sich mit samt Augenlidern und Pupillen bewegen konnte und Nebel aus Nüstern und Maul ausstieß war einfach nur brillant. Genauso aufregend waren aber auch die kleinen Details etwa, dass auf den an Sternenwarten angelegten Türmen der Mainstage die lateinische Bezeichnung der Tierkreiszeichen befand. Diese zwei Beispiele müssen an dieser Stelle genügen, da man genauso gut ein gesamtes Buch über die herausragende Architektur des Tomorrowlands schreiben könnte. „Schön“ ist gar kein Ausdruck für das, was die kreativen Köpfe dort geleistet haben. Zudem sollte man diesen Punkt auch für die weitere Review im Hinterkopf behalten, denn die Sets der Musiker*innen spielten sich allesamt in einer überwältigenden Kulisse ab.
Auch auf den Bühnen passierte großartiges. Nervo räumten in der Library ordentlich ab und gabe ihre gesamte Energie ans Publikum weiter. Des Weiteren machten sie einen weiteren einmaligen Tomorrowland-Fakt sichtbar: die Globalität. Das gesamte Festival war geschmückt mit Fahnen in allen Farben. Nervo forderten dazu auf, alle Mitbringsel in die Luft zu halten. Die Fans taten wie ihnen gehießen und sorgten für ein Fahnenmeer an dem Sheldon Cooper sicherlich seinen „Spaß mit Flaggen“ gehabt hätte. Zudem sorgten auf der Mainstage hunderte von Flaggenträger*innen für Showeinlagen zwischendurch und trapierten sich um die mächtigen Bögen. Diese Showelemente wirkten sehr beeindruckend, wenn man sich die Arbeit, Kostüme und Choreographie dahinter vorstellte. Genauso beachtlich war am Freitagabend die Show von Timmy Trumpet. Auch hier gab es in zwischen den überdimensional riesigen Büchern der Library kein Halten mehr. Der minimale Nieselregen störte niemanden, da einfach nur die ekstatische Energie in Form von Musik durchs Publikum floss. Zudem sollte es das einzige Wasser bleiben, was an diesem Wochenende vom Himmel tröpfelte. Als sich dann nach seinem eigenen Auftritt Robin Schulz kurz zum Australier gesellte, war die Party perfekt. Beide sprangen auf den Turntables auf und ab und zelebrierten die EDM Beats von Timmy Trumpet.
Verweilen wollten wir hier allerdings nicht allzu lange, denn neben dem Rose Garden, in dem Yellow „fucking“ Claw ihre Party abrissen, stand eines der Highlights auf dem Programm, dem wir am meisten entgegenfieberten: die Holo-Show von Eric Prydz. Diese sollten auf der Freedom Bühne gefeiert werden, welche in einer riesigen Halle echte Großraumdiscotheken-Vibes versprühte: die Luft war stickig, der Boden nach einem Abend klebrig und die Menschen und Acts heiß aufeinander. Leider war der Andrang zur Lichtshow von Eric Prydz überwältigend, sodass man sich hätte rechtzeitig die besten Plätze sichern müssen. Die Glücklichen, die das taten, sahen eine fantastische holographische Show zu fortbestehenden Beats. Diejenigen, die wie wir, von einer der anderen Bühnen kamen, konnten dicht gedrängt bestenfalls erahnen, welches Motiv gerade gezeigt wurde. Nach einer halben Stunde haben wir, das einzige Mal an diesem Wochenende, enttäuscht aufgegeben. Diese Show lebt wirklich von einem Großteil von den visuellen Effekten und nur die Musik blieb leider etwas zu monoton, um zwischen hundert anderen Menschen eng an eng gepresst zu werden – schade! Da hätten wir uns draußen Bildschirme gewünscht für alle, die hintenanstanden.
Leute, die ganz zu Hause bleiben mussten, konnten sich derweil über den Livestream ausgewählter Gigs freuen. Übertragen wurde das erste Mal in Dolby Atmos, welches normalerweise in Kinos eingesetzt wird. Über fette Kopfhörer und einen schönen Screen ist es fast genauso echt, wie dabei gewesen zu sein. Mit dieser Möglichkeit schauten wir uns das letzte Set des Abends von Steve Aoki und nachfolgenden Opernsänger*innen an. Um noch einen weiteren positiven Punkt zu nennen, sollte auf jeden Fall die Organisation seitens des Veranstalters hervorgehoben werden, deren Effekte bereits bei unserer Ankunft direkt sichtbar wurden. Denn diese ging während des gesamten Wochenendes richtig gut auf. Sei es die Bereitstellung von sauberen Toiletten mit Klopapier, die regelmäßige Leerung der Mülleimer, die wirklich an jeder Ecke standen, oder die Kommunikation über viele LED-Screens, alles hat super geklappt. Das Ergebnis war, dass wir uns nicht einmal in einer Toilettenschlange wiederfanden oder einen ekligen Mülleimer benutzen mussten, und über den leichten Schauer Freitagabend um 19:30 Uhr informiert waren. Das gibt Pluspunkte auf der Wohlfühlskala.
Zudem sorgten kleinere Sidekicks wie ein Mann am Klavier auf dem gut angelegten Weg vom Camping- zum Festivalgelände für Unterhaltung. Schnell sammelte sich eine kleinere Menge um den Klavierspieler, die beispielsweise gemeinschaftlich „Hallelujah“ oder „Ai Se Eu Te Pego“ anstimmten. Alle sangen mehr oder weniger korrekt zusammen, aber hatten viel wichtiger eine gute Zeit, und das sogar schon auf dem Weg zum eigentlichen Festivalgelände. Neben diesem wunderschönem geteiltem Gänsehautmoment sorgten auf dem Weg auch die Benutzung von Crazy Bikes oder einem Electro-Opa im aufgemotzten elektronischen Rollstuhl für Freude beim internationalen Publikum. Der Tomorrowland-Gedanke wurde in solchen Momenten mehr als gefeiert und manifestiert.
Dazu gehörte aber auch gelungene Musik, die am Samstagnachmittag beispielsweise von Zartox geliefert wurde. Normalweise sind wir nicht die größten Hardstyle-Fans, aber das Set war einfach phänomenal gut. Der Sound war ideal eingestellt, sodass der Bass richtig geknallt hat und man ihm am ganzen Körper spürte, er aber zu keinem Zeitpunkt in den Ohren wehtat. Dazu gab es eine coole Lasershow und immer wieder eingestreute Schnipsel bekannter Hits, wie etwa „It’s My Life“ im Original von Bon Jovi. Somit war es das erste Mal, dass wir Hardstyle so richtig gefeiert haben, denn es war einfach geil. Zudem gab es kurz vor dem Act noch eine kostenlose Fahrt mit dem Riesenrad. Das Leben ist gut. In den folgenden Stunden freuten wir uns des Weiteren über die Auftritte von unter anderem Neelix auf der Youphoria. Später am Abend spielte Tiësto zunächst seine modernen Hits, bevor er ein bisschen Old School Electro á la „Adagio For Strings“ servierte. Direkt danach ging es auf der größten Bühne weiter mit Dimitri Vegas & Like Mike (DV&LM), die ihr gewohntes Partyset mit jeder Menge Crowdcontrol über die Boxen jagten. Am Ende wurde es sogar noch einmal richtig emotional als die beiden Brüder ihre Auftritte auf dem Tomorrowland ihrem verstorbenen Vater widmeten. Dazu erzeugten die Besucher*innen ein atmosphärisches Lichtermeer, abgeschlossen mit einem grandiosen Feuerwerk. Zum Schluss des zweiten Tages stand noch das B2B von Jauz und Nghtmre auf dem Programm, die mit ihrem Drum ‘n‘ Bass die schwimmenden Platons des Crystal Gardens zum Wackeln brachten – Ekstase pur!
Wie es sich am nächsten Tag für einen typischen Sonntag gehörte, war das Finale des zweiten Wochenendes vor allem tagsüber von viel rumliegen geprägt. Dies war neben den Auswirkungen der vorangegangenen Nächte oder erhöhtem Alkoholkonsum vor allem dem perfekten Wetter geschuldet. Mit knapp über 30 Grad und wolkenfreien Himmel ging es durch den Tag. Selbst am offiziellen Ende um Mitternacht zeigte das Thermometer noch 24 Grad. Wo flüchtet man sich also am liebsten hin? Genau, am liebsten unterirdisch. Und kein Problem, das weitläufige Tomorrowland-Gelände hat natürlich auch dafür die passende Lösung parat: die Rave Cave ist ein mit DJ-Pult und zwei Lautsprechern ausgestatteter Tunnel und fertig ist die hitzegeschützte Location. Gehostet von Winterclubbing servierte das junge DJ-Talent Bram DeLux der kleinen Crowd feinsten House. Der weitere Weg am Wasser führte uns danach auf die Core Bühne, auf der nach Cincity B2B JAMIIE direkt Kid Simius ein zweites B2B mit Biesmans bestritt. Der DJ, der in Deutschland gerne als Voract von Materia unterwegs ist, verwöhnte das Publikum mit einer entspannten Variante seines Könnens.
Zu dieser Zeit bot die Mainstage DJ Licious & Delafino. Zusammen mit ihrem MC brachten sie den Mainstage Shuffle wieder an den Start. Statt den DV&LM typischen acht Schritte nach links oder rechts, gab es ein 1-2-3-tap. Damit waren in der strahlenden Sonne die Dancemoves gerettet. An diesem Tag wurde das weitere Geschehen für uns von der Hauptbühne dominiert. Tinlicker präsentierten am Nachmittag ihre progressive Herangehensweise und machten damit die tanzbaren Songs passend zu einer feinen, chilligen Sommerparty perfekt. Danach war die Zeit von Purple Disco Machine gekommen. Neben seinen bekannten Hits „Hypnotized“ oder „Fireworks“ war es besonders beeindruckend, wie er sein gesamtes Set in seinem einzigartigen Sound spielte. Bei jedem Track konnte man die Handschrift des Dresdeners um die lockerleichte Stimmung heraushören. Intensiver ging es zwei Stunden später bei Da Tweekaz zugange. Nach ihrem umfeierten Auftritt am Freitag auf der kleinen Youphorbia Stage, hatten sie sich nun vorgenommen die Mainstage abzureißen. Genau das tat das Duo unter der Begeisterung der Crowd dann auch. Die Tracks und Momente waren im Grunde die gleichen, aber das Rezept der beiden geht sich live immer wieder auf und kann man sich damit auch jeden Tag aufs Neue geben.
Nach dieser Ekstase, kam es im Folgenden zu einem im Nachhinein sehr kontrovers diskutierten Auftritt des Ape Rave Clubs. Der Mann mit der Affenmaske war seines Zeichens der erste NFT-Künstler, der je ein Major Festival bespielte. Und dann fing er gleich mit der Mainstage auf dem Tomorrowland an; starke Leistung, wenngleich natürlich von der ganzen NFT-Thematik und FTX-Sponsor The Hill gepusht. Das Set war an sich zwar nicht schlecht, nur nach der Energie der Norweger war es schwer dort stimmungstechnisch anzuknüpfen. Zudem leerte sich das Amphitheater merklich. Daher konnte man die Gelegenheit nutzen, um zu checken, was sonst noch so geht. Um räumlich nah zu bleiben, führte der Weg wieder zur Bühne mit den Pilzen, die nun von Krewella eingenommen wurde. Die beiden Frauen hatten merklich richtig Bock und schleuderten ihre Energie förmlich ins Publikum. Ohne die gleißende Sonne hatte man bis dahin das Gefühl gehabt, dass es etwas abkühlen könnte, aber Krewella trieben vor der Bühne die Temperatur noch einmal ordentlich nach oben. Inklusive Feuereffekten war es also genauso heiß wie tagsüber – hieß oberkörperfrei zum Mix aus dem besten der elektronischen Musik eskalieren. Mit dieser einmaligen Energie war es auf jeden Fall eines unserer Lieblingssets vom zweiten Wochenende.
Nach dieser Ekstase, kam es im Folgenden zu einem im Nachhinein sehr kontrovers diskutierten Auftritt des Ape Rave Clubs. Der Mann mit der Affenmaske war seines Zeichens der erste NFT-Künstler, der je ein Major Festival bespielte. Und dann fing er gleich mit der Mainstage auf dem Tomorrowland an; starke Leistung, wenngleich natürlich von der ganzen NFT-Thematik und FTX-Sponsor The Hill gepusht. Das Set war an sich zwar nicht schlecht, nur nach der Energie der Norweger war es schwer dort stimmungstechnisch anzuknüpfen. Zudem leerte sich das Amphitheater merklich. Daher konnte man die Gelegenheit nutzen, um zu checken, was sonst noch so geht. Um räumlich nah zu bleiben, führte der Weg wieder zur Bühne mit den Pilzen, die nun von Krewella eingenommen wurde. Die beiden Frauen hatten merklich richtig Bock und schleuderten ihre Energie förmlich ins Publikum. Ohne die gleißende Sonne hatte man bis dahin das Gefühl gehabt, dass es etwas abkühlen könnte, aber Krewella trieben vor der Bühne die Temperatur noch einmal ordentlich nach oben. Inklusive Feuereffekten war es also genauso heiß wie tagsüber – hieß oberkörperfrei zum Mix aus dem besten der elektronischen Musik eskalieren. Mit dieser einmaligen Energie war es auf jeden Fall eines unserer Lieblingssets vom zweiten Wochenende.
Ein weiteres energiegeladenes Set spielten W&W im Rose Garden. Unter den Augen des wachsamen Drachens ging die Party und ihre Crowd ab. Gemeinsam tanzen, singen und hüpfen war angesagt und kollektiv vergessen machen, dass ein Alltag außerhalb dieser Area existiert. Wenn es so etwas wie ein Vollzeitjob oder zu bezahlenden Rechnungen am nächsten Tag geben sollte, verschwendete man im Wunderland des Tomorrows trotzdem keinen einzigen Gedanken an morgen. Vorbei an Mr. Hardstyle himself Brennan Heart ging es zurück zu den Mainstage Acts, von denen als nächster Alesso bereit war. Nachdem er sein Programm Eclipse zuvor in der Freedom präsentierte, begeisterte er nun die Massen auf der propevollen Hauptbühne. Während der Wechsel, wie etwa von Alesso auf Martin Garrix, gab es ein Feuerwerk auf das jedes Major Festival in Deutschland neidisch sein dürfte. Die Lichter-Show dauerte dabei nicht nur verhältnismäßig lange, sondern wurde ebenfalls raffiniert ausgeführt. So sorgten viele verschiedene Effekte für ein attraktives Feuerwerk-Erlebnis, was das Publikum jedes Mal aufs Neue jubeln ließ. Man kann es sich etwa so vorstellen wie die sonstigen Abschlussshows, etwa vom Airbeat oder World Club Dome; nur halt zwischen den Hauptacts regelmäßig ein visuelles Meisterwerk. Mit dieser Kulisse kamen die Songs von Martin Garrix dann noch einmal auf ein ganz anderes Level und brannten sich nachhaltig positiv ins Langzeitgedächtnis. Der rundum perfekte Auftritt markierte den krönenden Abschluss des Mega-Festivals.
Damit es allen aber gefühlt möglichst schwer gemacht wurde dem Kaninchenbau wieder zu entfliehen, wartete am Montagnachmittag noch ein ganz besonderer Zuschlag auf die Leute, die nach Hause flogen. Nach den Sicherheitskontrollen stand da auf einmal Tim Hox im Flughafengebäude und legte ganz casual auf. Da dieser Moment komplett unverhofft kam, war die Freude über den spontan auftauchenden Gig noch größer. So sollte wirklich jeder Flug abgewickelt werden, da so ein Liveset für die gestiegene Laune bei allen Beteiligten sorgte. Dass der Brüsseler Flughafen diese Aktion anbot, war mehr als cool und sorgte definitiv für eine gebührende Abreise. Zudem wurde nochmals unterstrichen, dass das Tomorrowland Festival eines der bedeutendsten Strukturgeber für die Region ist und von vielen Menschen kompromisslos einfach gelebt und geliebt wird.
Fotocredits: Kevin Randy Emmers