Hamburg, 30. Mai 2025 – Als Alex Kapranos auf der Bühne im Stadtpark steht, das Publikum anlächelt und sagt: „Ich hab das Gefühl, das wird ein guter Abend“, ist das kein leeres Versprechen. Franz Ferdinand verwandeln den lauen Frühlingsabend in eine mitreißende Mischung aus Nostalgie und frischer Energie. 4000 Fans tanzen, singen und feiern mit – und stellen dabei fest: Diese Band ist nicht von gestern, auch wenn sie sich mühelos in die eigene Vergangenheit zurückbeamt.
Eröffnet wird das Konzert mit „The Doctor“, einem Song vom neuen Album „The Human Fear“, das nach sieben Jahren Funkstille endlich wieder zeigt, dass Franz Ferdinand noch Neues zu sagen haben. Auch „Night or Day“ und „Audacious“, ebenfalls vom aktuellen Werk, fügen sich mühelos in das Set ein – tanzbar, clever arrangiert und mit genau dem Maß an kantiger Rhythmik, das die Band seit jeher auszeichnet. Früh schon bedienen sie aber auch die Sehnsucht nach der goldenen Indie-Zeit der Nullerjahre. Mit „The Dark of the Matinée“ geht es direkt zurück ins Jahr 2004, gefolgt von einem der schönsten Songs des Abends: „Walk Away“, getragen vom bittersüßen Refrain und einer Gitarre, die sich wie eine Erinnerung durch den Stadtpark zieht.
Überhaupt ist es diese Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart, die den Abend trägt. Mit „Everydaydreamer“, „Bar Lonely“ und „Black Eyelashes“ zeigen Franz Ferdinand ihre aktuelle Vielseitigkeit, ohne den Drive der alten Hits zu verlieren. „Evil Eye“ spukt mit Theremin-Sounds über die Bühne, „Build It Up“ zirpt und flimmert fast wie ein Gameboy-Track – Keyboarder Julian Corrie hat hier hörbar seine Finger im Spiel.
Dann kommt der Moment, in dem der Stadtpark explodiert: „Do You Want To“, dieser überdrehte, tanzbare, süchtig machende Hit, reißt die Menge mit. Die Hüften schwingen, die Hände sind oben, und Kapranos tänzelt wie in alten Zeiten über die Rampe. Kurz danach folgt „Darts of Pleasure“, inklusive der ikonisch-deutschen Zeile „Ich heiße Superfantastisch, ich trinke Schampus mit Lachsfisch“ – und die Crowd feiert jedes Wort.
Auch „Michael“, das queere Liebeslied mit seiner hymnischen Wucht, trifft den Nerv der Fans. Und natürlich darf „Take Me Out“ nicht fehlen – ein Moment, der den ganzen Stadtpark zusammenschweißt. Hier schreit wirklich jede*r mit, als gäbe es kein Morgen. Doch Franz Ferdinand sind heute nicht nur Archiv ihrer eigenen Geschichte. Songs wie „Hooked“ – mit seiner beinahe Deichkind-artigen Energie – oder das krachende „Outsiders“ zeigen, dass sie noch immer musikalisch zupacken können. Es geht nicht nur um Erinnerung, sondern auch um Relevanz.
Die Zugabe beginnt mit „Ulysses“, dieser tanzbaren Rockhymne, die live immer noch enorm zündet. „Evil and a Heathen“ und „The Fallen“ folgen – zwei Tracks, die tief in der DNA der Band verwurzelt sind. Den Schlusspunkt setzt „This Fire“, kraftvoll und theatralisch, mit einem kollektiven Sitzen-und-Springen-Moment, der die Verbundenheit zwischen Bühne und Publikum auf den Punkt bringt.
Fazit:
Franz Ferdinand sind mehr als ein Rückblick – sie sind ein Erlebnis. In Hamburg gelingt ihnen der Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit lässiger Eleganz. Wer an diesem Abend im Stadtpark war, weiß jetzt wieder, warum man sich einst in diese Band verliebt hat. Und dass man es immer noch sein kann.
Fotocredit & Review: Sascha Beckmann