Mit ihrem neuen Album „Gut Holz“ melden sich Drei Meter Feldweg eindrucksvoll zurück – mit einer Mischung aus persönlicher Tiefe, gesellschaftlicher Reflexion und der gewohnt mitreißenden Energie. Nach dem Erfolg von „Durak“, ausverkauften Touren und großen Festivalauftritten stand die Band vor der Herausforderung, an diesen Höhenflug anzuknüpfen. Im Interview mit uns dem Frontstage Magazine sprechen die Jungs über den Albumtitel und seine besondere Bedeutung, die musikalischen und textlichen Entwicklungen sowie die neuen kreativen Experimente, die „Gut Holz“ so besonders machen. Außerdem verraten sie, wie ihre Live-Dynamik den Weg ins Studio gefunden hat und was die Fans bei den kommenden Konzerten erwarten können.
Frontstage Magazine: „Gut Holz“ – ein Titel mit vielen Interpretationsmöglichkeiten. Was bedeutet er für euch und warum passt er perfekt zu diesem Album?
Drei Meter Feldweg: Vor jeder Show stehen wir als Band, teilweise mit unserer Crew, neben der Bühne und wünschen uns „Gut Holz“, bevor wir mit unserer Show starten. Nebenbei läuft das Intro. Wir haben das mal als Glücksritual eingeführt und seitdem ist das bei uns Tradition. Das ist jedes Mal einer der spannendsten Momente, die man so als Band haben kann – voller Vorfreude, Konzentriertheit und Euphorie. Als es dann um einen Titel fürs neue Album ging, wollten wir etwas Persönliches, etwas von uns selbst einbringen. Dadurch ergab sich das dann relativ schnell. Und es passt richtig gut in die heutige Zeit, denn man möchte der Welt eine Menge „Gut Holz“ wünschen in den ganzen Krisen, die es so gibt. Das spiegelt sich auch auf dem Album wider, wo wir etwas ernster geworden sind und gleichzeitig auch wieder ein paar Durchhalte- oder Motivationssongs eingebaut haben.
Frontstage Magazine: Seit eurem letzten Album „Durak“ hat sich viel getan – Chartplatzierung, große Festivals, ausverkaufte Touren. Wie hat dieser Erfolg eure Herangehensweise an das neue Album beeinflusst?
Drei Meter Feldweg: Relativ schnell haben wir uns gesagt: Wenn das alles mit „Durak“ ganz gut gelaufen ist und wir zufrieden waren, sollten wir zumindest mal nicht alles über den Haufen schmeißen – es scheint ja einiges Richtiges dabei gewesen zu sein. Wir sind also beispielsweise wieder zu Flo Nowak ins Dailyhero Recordings Studio gefahren, wo auch „Durak“ entstanden ist. Auch der Prozess des Songwritings wurde nicht verändert. Hendrik hat die Demosongs und Texte geschrieben und wir haben dann gemeinsam im Studio die Lyrics überarbeitet, weil sich das bei uns als Herangehensweise bewährt hat. Trotzdem wollten wir auch noch etwas mehr rauskitzeln als zuletzt, etwas Neues austesten. Beispielsweise haben wir erstmalig einen Song erst im Studio geschrieben – „Nichts für ewig“. Da kam die schon sehr ausgearbeitete Grundidee der Musik von Flo Nowak, und wir haben Sascha Hörold von der Alex Mofa Gang mit dazugeholt, mit dem wir gemeinsam am Text gesessen haben. Das Ergebnis finden wir sehr spannend – ein Stück weit härtere Musik, ein etwas anderer Song, der aber trotzdem gut zu uns passt und auf den wir uns live sehr freuen, weil er wahnsinnig abgehen wird. Bei einem anderen Song, wo wir im Text einfach nicht weiterkamen und es nicht rund wurde, haben wir Abraxas von Bluthund dazugeholt – auch ein großartiger Texter. Der hat dann für den nötigen Feinschliff gesorgt, weswegen wir den Song überhaupt erst aufs Album gewählt haben.
Frontstage Magazine: Euer Album thematisiert nicht nur persönliche Erlebnisse, sondern auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen. War es euch wichtig, diesmal noch deutlicher Stellung zu beziehen?
Drei Meter Feldweg: Grundsätzlich ist das immer wichtig, denken wir. Allerdings haben wir nicht explizit gesagt: „DAS Thema muss noch rein!“ oder „Oh, dazu haben wir noch nix gesagt.“ Wir sind ja immer noch eine Band, die vor allem Spaß machen möchte und den Leuten ein bisschen Abwechslung schenken will. Trotzdem finden wir es gut, wenn man in der heutigen Zeit nicht schweigt, sondern zumindest auf Missstände aufmerksam macht, wenn es einem auffällt. Das haben wir immer wieder getan und auch auf „Gut Holz“ taucht das wieder auf – ob zu gesellschaftlichen Themen wie bei „Alle deine Bilder“ oder zur Politik in Deutschland und z. B. den USA, wie bei „Krokodilstränen“. Was genau aber aufs Album kommt, hängt dann ausschließlich von der Qualität des Songs ab. Wir sagen nicht: „Oh, uns fehlt noch der Anti-Nazi-Song für die Reputation.“ Die Leute wissen, wofür wir stehen.
Frontstage Magazine: Ihr sprecht von einer neuen Härte im Songwriting. War das eine bewusste Entscheidung oder hat sich das im kreativen Prozess einfach so ergeben?
Drei Meter Feldweg: Das ist komplett zufällig entstanden. Die härtere Gangart des Albums ergibt sich vor allem aus der Gesamtzusammenstellung. Bisher hatten wir immer den obligatorischen Trinksong mit dabei oder albernen Quatsch. Schon im Songwriting haben wir aber gemerkt, dass da nicht so recht was kommen will. Vielmehr war die ganze Stimmung der Songs am Anfang eher etwas bedrückend. Da waren dann Songs zum sprichwörtlichen Weltuntergang – durch Klimawandel oder Krieg. Der Motivationssong „Irgendwo anders“ sieht als Lösung vor allem, einfach abzuhauen, weil alles etwas hoffnungslos erscheint. Die aktuelle Nachrichtenlage macht müde, weil absolut keine Lösung in Sicht ist und seit Jahren jedes Jahr noch schlimmere Schlagzeilen obendrauf kommen. Da kommt langsam eine gewisse Lethargie zustande – und die taucht auch auf dem Album hin und wieder auf. Trotzdem gibt es den ein oder anderen Spaß auf dem Album, wie man es von uns kennt. Es kommen wieder bessere Zeiten, und solange halten wir durch – auch das taucht auf dem Album auf.
Frontstage Magazine: Ihr experimentiert auf „Gut Holz“ mit neuen Sounds. Was hat euch dazu inspiriert und welche musikalischen Überraschungen können eure Fans erwarten?
Drei Meter Feldweg: In diesem Fall gab es gar keine direkten musikalischen Vorbilder, die ich benennen könnte. Wir haben einfach etwas experimentiert, ohne uns dabei komplett neu zu erfinden. Aber dadurch gibt es 1–2 Songs, die wirklich ein wenig speziell geraten sind. „Keine Worte“ durchbricht zum Beispiel typische Strophe-Refrain-Songstrukturen, und es tauchen Elemente wie Autotune auf. In „Irgendwo anders“ ist ein poppiges Keyboard als Unterstützung enthalten. Wir sind an einigen Stellen abwechslungsreicher geworden – und trotzdem noch wiederzuerkennen!
Frontstage Magazine: Eure Live-Shows sind bekannt für ihre Energie. Wie bringt ihr diese Dynamik ins Studio und sorgt dafür, dass sie sich auf der Platte widerspiegelt?
Drei Meter Feldweg: Wir alle wollen wahnsinnig gerne live spielen, weil da das direkte Feedback der Leute kommt und uns unheimlich Spaß macht, abzugehen und die Energie einer Liveshow zu produzieren. Aber vielleicht ist das mit der Dynamik auch andersrum. Vielleicht kommt die Dynamik im Studio, durch die Produktion und die Ideen, die da einfließen oder danach im Proberaum – und dann gehen wir auf die Bühne und bringen den Schwung auf die Bühne. Bei dieser Produktion haben wir die Songs beispielsweise überhaupt nicht vorher im Proberaum geübt, sondern spontan vor Ort eingespielt, weil das ein oder andere Arrangement sowieso noch mal überarbeitet wurde. Die Proben fangen jetzt erst an, daher ist der Job, die Dynamik jetzt auf die Bühne zu bringen. Aber bisher ist uns das immer gut gelungen, daher sind wir da sehr optimistisch, dass die Releaseshows im April großartige, kleine Feste werden.
Frontstage Magazine: Zum Release geht ihr erst in kleine Clubs, bevor es im Sommer auf die großen Festivalbühnen geht. Worauf freut ihr euch dabei am meisten?
Drei Meter Feldweg: Eigentlich auf alles. Das Schönste am diesjährigen Konzertkalender ist, dass er sehr gut gefüllt ist und sehr viel Abwechslung bietet. Da hat alles immer seinen eigenen Charme. Die Releaseshows sind im kleinen Rahmen, um etwas warmzuwerden. Da wird die Aufregung bestimmt etwas größer sein, weil wir die ganzen Songs noch nie live ausprobiert haben. Außerdem wird es sicherlich den ein oder anderen Fehler geben, mit dem der Verursacher dann mehrere Tage aufgezogen wird. Die Festivalshows draußen bei schönem Wetter sprechen sowieso für sich. Das ist für uns der Inbegriff von Sommer – mit einem Bier in der Hand im Sonnenuntergang seinen Lieblingsbands lauschen oder hin und wieder dann sogar selber auf der Bühne zu stehen und oft auch neue Leute zu erreichen, die uns noch nicht kennen. Und im Herbst geht es dann in etwas größere Clubs auf ausgedehnte Albumtour. Da werden wir „Gut Holz“ nochmal richtig zelebrieren und jede Ecke des Landes abklappern. Kommt auch gern vorbei – es gibt noch ausreichend Karten in den meisten Städten!
Wir vom Frontstage Magazine präsentieren euch die Tour in Zusammenarbeit mit The Living Proof Agency GmbH
Drei Meter Feldweg – Gut Holz Tour 2025
03.10. Berlin, Lido
04.10. Rostock, Peter Weiss Haus
10.10. Bremen, Tower
11.10. Kassel, Goldgrube
17.10. Osnabrück, Kleine Freiheit
18.10. Dortmund, Junkyard
24.10. Köln, Gebäude 9
25.10. Stuttgart, clubCANN
07.11. Hannover, MusikZentrum
08.11. Leipzig, Moritzbastei
13.11. Wiesbaden, Schlachthof
14.11. Nürnberg, Club Stereo
15.11. München, Backstage
29.11. Hamburg, Markthalle
Tickets für die Konzerte gibt es ab sofort unter www.drei-meter-feldweg.de und an allen bekannten VVK-Stellen.
Fotocredit: Ania Sudbin