Das Konzert von Moby im Velodrom war ein beeindruckendes Erlebnis, das musikalisch sowie auch visuell begeisterte. Mit energiegeladenen Auftritten, persönlichen Geschichten und einer faszinierenden Lichtshow bot Moby eine einzigartige Mischung aus Nostalgie und Leidenschaft. Ein Abend, der nachhaltig in Erinnerung bleibt und allen Leuten wärmstens zu empfehlen ist.
Die Vorfreude ist groß, obwohl ich kein Hardcore-Fan bin und eigentlich auch nicht genau weiß was mich erwartet. Meine Hoffnung auf ein besonderes Konzert stützt sich auf ein altes Konzertvideo aus einem Flugzeughangar (ich glaube es könnte das Nature One Festival gewesen sein). Dort fegte Moby mit frischem Wind über die Bühne, leider ist das Video aus dem letzten Jahrhundert und man wird nicht jünger! Na mal schauen.
Nach sechs Stunden Bus und S-Bahn Fahrt stehe ich vor dem Velodrom von dem nur eine lange Betonfassade mit großen Toren und Fenstern zu sehen ist. Es erinnert mich ein wenig an Flugzeughallen. Ich beschließe etwas zu Essen, suche die Hauptstraße und stehe auf einer Wiese (?) – das Velodrom scheint komplett unterirdisch zu sein (!) – das beeindruckt mich.
Gestärkt gehe ich wieder zurück zur Location. Um in den Innenraum zu kommen führen alle Treppen nach unten, gefühlt bin ich fünf Stockwerke unter der Erde. Mich erwartet der Support Act. Lady Blackbird wird unterstützt von dem Musiker Chris Seefried, der sie an der Gitarre oder am Keyboard begleitet. Es werden Balladen und Gospels gesungen, ein ruhiger Auftakt also. Das Publikum lauscht so aufmerksam, dass auch die letzten Silben der Worte fein säuberlich ausgesprochen in den hintersten Reihen der Halle ankommen.
Dann der Hauptact. Die obligatorische Intro wird untermalt von mehreren Lichtfächern, die durch die halbe Halle strahlen. Dann kommt Moby auf die Bühne, wie ein Derwisch und ich bin innerlich ein wenig beruhigt. Es scheint, wie erhofft, ein energiegeladener Abend zu werden. Das Line up besteht aus Schlagzeug, Geige, Cello und E-Bass weiterhin einer Keyborderin und zwei Sängerinnen, die die Show auch eröffnen. Ruhige Stücke wechseln sich mit schnellen ab, wobei Mobys Techno Wurzeln nicht verschwiegen werden können. So erzählt er, dass er auf den Tag genau vor 34 Jahren hier in Berlin das erst mal als DJ aufgelegt hat. Außerdem lernte er damals in Berlin David Bowie kennen, der ihn über Jahre immer wieder inspiriert hat.
Highlights gibt es während der Show reichlich. „Why Dose My Heart Feel So Bad“ wird von Lady Balckbird gesungen. Sie kann in eine Zeile so viel Herzblut reinlegen, da kann die ganze Riege der Auto-Tune Vocalisten nicht mithalten und eigentlich direkt einpacken. Eine extravagante Version von „Lift me Up“ ertönt und Jubel bricht aus, als das Stück langsam aus dem Intro entweicht. Der Refrain wird lauthals mitgesungen. Ein weiteres Stück mit audience participation ist „Ring of Fire“ von Johnny Cash. Das Solo wird vom Publikum in Form von Trompetengeräuschen gesungen.
Zwischendurch betont Moby immer wieder, dass er vegan lebt. Der Tierschutz ist ihm schon lange ein großes Anliegen – unverkennbar, denn er trägt den Schriftzug ANIMAL RIGHTS auf seinen Armen. Moby erklärt, das der ganze Erlös der Tour Tierschutzorganisationen zugute kommt.
Die Zugabe gleicht Back to the Roots – Techno voll auf die Ohren und in den gesamten Körper. Den Song in Berlin zu spielen ist etwas besonders, da es auch der Schlusstrack war, als Moby vor über 20 Jahren im Tresor auflegte. Er steht alleine auf der Bühne, etwas erhöht auf einem Podest, reckt die Arme in die Höhe und wird von wummernden Beats umdröhnt und von immer schnellerwerdenden Lichtkaskaden beleuchtet – und dann ist auf einen Schlag Schluss. Ein absolut perfekter Abschluss.
Jetzt noch mit dem Bus in der Nacht zurück nach Hause, ein Tag Urlaub ist vorbereitet. Ich möchte Zusammenfassen: beide Daumen hoch für Musik, Sound, Show und Licht – wirklich eine Empfehlung wert.
Besonders hervorheben möchte ich die Lichtshow, die nicht nur Effekthascherei sondern perfekt auf die Songs abgestimmt war. Auch bei großen Produktionen nicht selbstverständlich.
Text: Manfred Lippke
Fotocredits: Johanna Lippke