Es gibt Alben, die schleichen sich langsam ins Bewusstsein, setzen sich fest und entfalten mit der Zeit eine ganz eigene Magie. „Everything, When Said Slowly“ von The Ocelots ist genau solch ein Album. Das irische, mittlerweile in Leipzig beheimatete Duo aus den Zwillingen Ashley und Brandon Watson hat mit seinem zweiten Longplayer eine Platte geschaffen, die nicht mit großen Gesten überwältigt, sondern in ihrer behutsamen Intensität besticht.
Schon auf ihrem Debütalbums „Started to Wonder“ (2020) und der EP „Addlepated“ (2023) haben die beiden ihre Fähigkeit bewiesen, nostalgische Singer-Songwriter-Intimität mit einem modernen, oft verschrobenen Folk-Sound zu verbinden. Auf „Everything, When Said Slowly“ perfektionieren sie diesen Ansatz.
Der Albumtitel – inspiriert von den Worten eines alten Iren über den Verlust von Heimat – zieht sich als Motiv durch die Songs. „Australia“ verhandelt Migration, „The Good of a Bad Year“ das Festhalten an kleinen Lichtblicken, „Invisible Cities“ die Idee von Erinnerungen als bewegliche Orte.
Und doch ist „Everything, When Said Slowly“ kein trauriges Album. The Ocelots erzählen mit einer Leichtigkeit, die selbst den melancholischsten Zeilen etwas Hoffnungsvolles gibt. „About You“ ist mit seiner verspielten Flötenlinie fast ein Indie-Pop-Hit, während „Front Door Key“ eine bittersüße Ode an die kleinen Freuden des Alltags ist. „Tunnels“, inspiriert vom Radfahren, zieht sich mit seinen treibenden Rhythmen durch die Tracklist wie eine nie endende Sommernacht. Als Referenzen kann man durchaus Indie Heroen wie die Kings of Convenience oder Nada Surf anführen.
Mit „Everything, When Said Slowly“ beweisen The Ocelots, dass Folk nicht nur eine nostalgische Rückbesinnung sein muss, sondern ein Soundtrack für das Jetzt und Hier sein kann. Die Songs sind angenehm zurückhaltend, springen einen nicht direkt an, schmeicheln sich aber tatsächlich beim ersten Durchgang direkt ins Ohr. Das Ganze kommt sympathisch unaufgeregt daher und entwickelt dennoch eine tiefe Kraft. Wer den richtigen Soundtrack zum Runterkommen sucht, der wird bei The Ocelots fündig.
Und auch live sind The Ocelots dieses Jahr unterwegs:
13.04.2025 – Bad Kötzting – Bahnhof Kötzting
23.04.2025 – Hamburg – Hebebühne
24.04.2025 – Berlin – Prachtwerk
25.04.2025 – Leipzig – Neues Schauspiel
11.05.2025 – München – Milla
15.05.2025 – Köln – Blue Shell
17.05.2025 – Dresden – Club Puschkin
18.05.2025 – Frankfurt – Ponyhof
Review: Marc Erdbrügger
Fotocredit: Josephine Binder