Inhaler melden sich mit ihrem dritten Studioalbum „Open Wide” zurück – und auf den ersten Blick scheint alles wie immer. Die irische Band, die sich mittlerweile als eine der vielversprechendsten neuen Namen im Gitarren-Pop etabliert hat, setzt erneut auf hymnische Melodien, stadiontaugliche Refrains und eine makellose Produktion.
Mit „Your House“ gab es bereits einen Vorgeschmack auf die neue Platte – eine 70s-Rock-inspirierte Hymne mit Gospel-Chor und bombastischer Produktion. Hier wollte die Band offensichtlich neue Akzente setzen. Aber genau hier zeigt sich das Grundproblem von „Open Wide“: Inhaler wagen zwar den Schritt in ein breiteres Klangspektrum, bleiben aber immer am Beckenrand stehen, wenn es darum geht mit Arschbombe ins unbekannte Gewässer zu springen. Vielleicht liegt es an der unüberhörbaren Handschrift von Produzent Kid Harpoon, die dafür sorgt, dass die Songs ein poliertes, fast schon zu glattes Soundgewand tragen, welches kaum noch Raum für Ecken und Kanten lässt.
Doch das ist Meckern auf höchstem Niveau, denn „Open Wide“ beginnt mit dem Opener „Eddie in the Darkness“ äußerst vielversprechend. Treibende Beats und 80er Piano-Sounds klingen energisch und nach frühen U2 Momenten – wenig verwunderlich bei Elijah Hewsons familiärer DNA. Ohnehin sind mit „Your House”, „A Question of You” und „Again” eine Menge verspielter Gitarrensounds und die Fixpunkte der Platte auf der A-Side gelandet.
Doch ab der Mitte der Platte verliert „Open Wide“ an Biss. „All I Got Is You” erstickt fast in seiner Produktion, „The Charms“ bleibt zwar solide, aber vorhersehbar. Viele Songs folgen demselben Schema: gedrosselte Strophen, aufwallende Refrains, immer mit dem Ziel, radiotauglich und massentauglich zu bleiben. Die Band lässt zu selten ihre rohe Energie zu, die sie live so besonders macht. Wer das gerne verifizieren möchte, hat diesen Mai bei vier Deutschland Dates die Gelegenheit dazu:
02.05.2025 – (DE) Munich, Zenith
03.05.2025 – (DE) Berlin, Columbiahalle
06.05.2025 – (DE) Hamburg, Inselpark Arena
07.05.2025 – (DE) Cologne, Palladium
Fazit: Inhaler liefern mit „Open Wide“ ein grundsolides Album ab, das sich jedoch zu sehr auf Bewährtes verlässt. Es fehlen die mutigen Momente, die echten Höhepunkte, die Überraschungen. Die Songs sind oft gefällig, aber selten nachhaltig packend. Ihre Abstammung von Bono und Co. können Inhaler nicht verleugnen – doch während U2 einst bereit waren, Risiken einzugehen, bleibt „Open Wide“ im sicheren Fahrwasser.
Review: Marc Erdbrügger
Fotocredit: Lewis Evans