Mit ihrem neuen Album „Euphorie am Abgrund“ meldet sich die Alex Mofa Gang auf beeindruckende Weise zurück. Die Entscheidung, das gesamte Album selbst zu produzieren und der Rückzug ins brandenburgische Studio haben der Band neue kreative Freiheiten ermöglicht, was sich deutlich in der emotionalen Tiefe und musikalischen Vielfalt des Albums widerspiegelt. In „Euphorie am Abgrund“ thematisieren die fünf Musiker auf ehrliche und schonungslose Weise aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie den Rechtsruck, Gleichberechtigung und den Klimawandel. Trotz dieser düsteren Thematik bleibt ein Funke Optimismus bestehen: Inmitten von Endzeitstimmung und den Abgründen der Gesellschaft schimmert immer noch die Euphorie durch, die die Alex Mofa Gang so gut in ihrer Musik einfängt. Im Interview verraten sie uns, warum dieser neue kreative Weg für sie unverzichtbar war, wie der Rückzug ins beschauliche Brandenburg ihre Arbeitsweise beeinflusst hat und warum sie glauben, dass man bei all dem Chaos in der Welt die Hoffnung nicht verlieren darf. Sie blicken auch auf die kommende Euphorie am Abgrund Tour und erklären, was die Fans von diesen ganz besonderen Live-Auftritten erwarten dürfen.
Frontstage Magazine: Was hat euch dazu inspiriert, euer neues Album „Euphorie am Abgrund“ komplett selbst zu produzieren?
Alex Mofa Gang: Wir wollten uns ganz bewusst mal den Druck nehmen. Als wir angefangen haben zu schreiben, gab es weder die Vorgabe, dass ein Album dabei rauskommen muss, noch wann. Wir haben uns Raum geschaffen, in dem wir fühlen konnten, worauf wir fünf wirklich Bock haben. Das hat sich von Tag eins so frisch und unverkopft angefühlt, dass dann auf dem Weg klar wurde, dass es keinen anderen, für uns, richtigen Weg zu einem fünften Album geben kann. Das konnte aber natürlich nur klappen, weil Tommy das Rakäte-Studio gegründet hat und wir uns da im beschaulichen Oder-Spree-Kreis zurückziehen konnten. Ein toller Ort mit ganz eigenem Charme.
Frontstage Magazine: Wie hat sich der Rückzug ins Brandenburger Studio auf den Entstehungsprozess des Albums ausgewirkt?
Alex Mofa Gang: Ganz praktisch gesagt: Dort auf dem Land hatten wir nur uns, die Musik und ein kleines Lagerfeuer. Ab und zu musste mal wer einkaufen und jemand die Würstchen auf dem Grill wenden. Ansonsten gab es keine Ablenkung. Das macht schon was mit dem Prozess. Wir haben uns schon immer Rückzugsorte gesucht und geschaffen. In den Anfangstagen der Gang, war das ein oft angesprochenes, wundervolles Jugenzentrum in Alfeld, in das wir uns immer wieder zurückgezogen haben. Später haben wir uns sehr oft bei und mit unserem Freund Flo Nowak in seinem Studio außerhalb Berlins eingeschlossen. Während Corona haben wir uns erstmalig ein eigenes Studio gebaut und so geht auch bei „Euphorie am Abgrund“ diese Reise der Wohlfüorte weiter. Im Brandenburger „Rakäte Studio“, welches von unserem Tommy und der Rakäte-Familie auf die Beine gestellt wurde. Es war und ist also ein Rückzug an einen neuen Ort, außerhalb von Routinen, der sich gleichermaßen vertraut und sicher angefühlt hat. Der perfekte Ort also, um Aufbruch, Ängste, Zweifel und alle Gefühle dazwischen schonungslos ehrlich und im Kreise der engsten Vertrauten zu Papier zu bringen.
Frontstage Magazine: Wie habt ihr es geschafft, die aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Rechtsruck, Gleichberechtigung und Klimawandel in eure Musik zu integrieren?
Alex Mofa Gang: Unsere Lieder sind immer ein Spiegel dessen, was uns sowieso viel beschäftigt. Manchmal reicht ein Impuls, oft sind es Gespräche die wir führen. Es gibt aber nie ein „Reißbrett“, oder eine Agenda wovon wir singen und schreiben – das muss von alleine kommen …
Frontstage Magazine: Was bedeutet der Albumtitel „Euphorie am Abgrund“ für euch und welche Symbolik steckt dahinter?
Alex Mofa Gang: Die Welt ist ganz schön am Ende. Den Eindruck haben wir schon. An so vielen Stellen haben wir uns als Gesellschaft in Sackgassen manövriert. Alle spüren, so kann’s nicht weiter gehen, aber eine wirkliche Lösung hat auch niemand parat. Trotzdem wird es die geben. Im Großen wie im Kleinen. Und das ist uns wichtig. Wir müssen bei all der Endzeitstimmung optimistisch bleiben. Es wird wieder gut werden. Und im Zweifelsfall liegt der Ausweg in unseren eigenen Händen. Oder ganz banal formuliert: Wir tanzen auf dem Vulkan und wissen, er wird ausbrechen. Die menschliche Gabe, Dinge zu verdrängen und der Egoismus treiben uns immer weiter Richtung Abgrund. Solange wir aber nicht als Einzelne die Auswirkungen spüren, tanzen wir weiter, als wäre nix. Euphorie am Abgrund also.
Frontstage Magazine: Was können eure Fans von den Konzerten der „Euphorie am Abgrund“ Tour im Januar 2025 erwarten?
Alex Mofa Gang: Wir nehmen gerne Alben auf, sind da auch immer noch sehr „retro“-mäßig unterwegs. Denken in Vinyl Seiten. Aber wir nehmen Platten auf, um dann die neuen Songs live spielen zu dürfen. Es ging im Kern schon immer um die Shows, die Touren – das ist die Essenz, warum wir so lieben, was wir tun. Da fängt’s auch gleich an zu kitzeln, wenn wir an die Tour denken. Wir freuen uns tierisch drauf und haben Pläne. Das werden richtige Mofa-Abende. So, wie wir sie lieben – zusammen mit der ganzen Gang. Aber auch anders und neu, denn die Songs von „Euphorie am Abgrund“ werden diese Tour ganz besonders machen. Es wird anders aussehen und… aber bevor wir hier die Überraschungen ausplaudern belassen wir es mal bei einer herzlichen Einladung: Wir sehen uns auf der „Euphorie am Abgrund Tour“.
Frontstage Magazine: Unser letzte Frage fällt immer etwas aus der Reihe: Welcher Charakter aus Marvel oder DC spiegelt jedes Mitglied eurer Band wider und warum?
Alex Mofa Gang: Puh, da erwischst du uns völlig auf dem falschen Fuß. Da kennt sich niemand im Bandbus richtig mit aus. Wir könnten vielleicht die Charaktere aus Asterix aufteilen:
Rotschi – Idefix
Saschi – Miraculix
Tommy – Obelix
Matze – Trubadix
Michi – Asterix
Fotocredit: Timo Ehlert