Die Kieler Indieboys and Girls von den Leoniden haben sich den Ruf als eine der besten Livebands Deutschlands mit hunderten von Konzerten und Festivalgigs hart erspielt. Und wer bereits einmal einer der schweißtreibenden und energiegeladenen Live-Shows der Band beiwohnen durfte, der kann diesen Ruf nur bestätigen. Mit jedem Album steht die Band aber immer vor der Herausforderung, diese Livequalitäten auf Platte zu bannen. So auch bei Longplayer Nummer vier mit dem etwas sperrigen Titel „Sophisticated Sad Songs”.
Bereits das Titelbild des Albums rückt DIE Stärke der Band nochmals richtig ins Rampenlicht. Das Cover zeigt eine kurz vor dem Ausbruch stehende Moshpit-Szene. Und wenn man in die Gesichter der Konzertbesucher schaut, so erblickt man einen Moment eingefrorener Ekstase. Und genau darum geht es auch auf „Sophisticated Sad Songs”: Um die Magie, die entsteht, wenn kollektive Ausgelassenheit und persönliche Reflexion aufeinandertreffen.
Musikalisch finden sich auf dem Album nur wenige, wenn nicht sogar gar keine Überraschungen. Die Leoniden haben ihren Trademark Sound aus Indie-Rock, Post-Punk und Synth-Pop, der natürlich in fünf von zehn Fällen in einen mehrstimmigen catchy Refrain mit ordentlich Abgeh-Potential mündet, natürlich längst gefunden und reiten dieses Pferd erfolgreich weiter. Dennoch funktioniert „Sophisticated Sad Songs” in seiner Kompaktheit so gut wie noch kein Leoniden Album zuvor. Vor allem im Vergleich mit dem direkten Vorgänger, „Complex happenings reduced to a simple design”, wird deutlich, dass die Band sich nicht versucht, krampfhaft als “Album-Band” zu positionieren. Leoniden sind halt eine so called Single-Band. Und wenn man es dann vermag, ein Album zusammenzubasteln, welches gefühlt zehn Singles vereint, dann hat man nicht viel verkehrt gemacht.
Zudem gelingt es der Band einiges ihrer Liveenergie einzufangen und in konversierter Form auf Platte zu bannen. Die Entscheidung der Band viele der Songs live im Studio einzuspielen, erwies sich also als goldrichtig. Und so sieht man bei Tracks wie „Motion Blur”, „Never Never” oder „Balance Of Love” sich bereits den Moshpit vom Cover vor dem geistigen Auge formieren.
Aber auch die etwas zurückgenommenen Tracks überzeugen. Das geniale „A Million Heartbreak Songs”vertraut vollkommen auf seinen hypnotisch anmutenden Refrain, der somit einen ganz fiesen Ohrwurm pflanzt. Mit „You You” zeigt die Band ihr Gefühl für feinste Gitarrenarbeit und nicht zuletzt beweist das zackige „Sierra”, dass man mit Jakob Amr einen oft unterschätzten und sehr guten Sänger an Bord hat.
Fotocredit: Robin Hinsch
Review: Marc Erdbrügger