Am 02. und 03. September 2023 fand zum zweiten Mal das Superbloom Festival in der Hauptstadt Bayerns statt. Bei strahlendem Sonnenschein feierten 50.000 Besuchende Acts, wie Imagine Dragons, Jason Derulo, Ava Max und Ellie Goulding. Neben dem musikalischen Programm gab es aber weitaus mehr zu entdecken.
Samstagmorgen 10 Uhr in München, das Superbloom eröffnet die Türen und eine kilometerlange Schlange von Menschen muss abgearbeitet werden. Die Sonne scheint schon jetzt deutlich mehr als in den vergangenen Tagen und von tennisballgroßen Hagelkörnern ist nichts mehr zu merken. Endlich auf dem Gelände angekommen, gibt es neun Bühnen über den ganzen Olympiapark verteilt. Hier gibt es neben musikalischer Unterhaltung auch Talks, Podcasts und Drag Performances. Die größte Bühne befindet sich im Olympia Stadion und nennt sich dementsprechend Olympia Stage. Hier gibt es drei Wellenbrecher und etliche Sitzplätze auf den Tribünen. Hier gab es überwiegend musikalisches Programm, genau wie auf der zweitgrößten Bühne, der Super Stage und der drittgrößten Bühne, die von BR Puls kuratierte Neo Neo Stage. Auf den kleineren Bühnen gab es überwiegend alternatives Programm, so gab es auf der Younique Stage queeren Content und Drag Shows, auf der Your Planet Stage politische Talks und auf der Superbrain Bühne Vorträge über wissenschaftliche Themen.

Das Festival eröffnet Paula Hartmann im Stadion mit ihrem modernen Mix aus Hip-Hop und Pop Musik. Sie spielt sowohl neue, noch unveröffentlichte Singles als auch schon bekannte Hits wie “Nie Verliebt”.
Danach gab es auf der Neo Neo Stage ein Kontrastprogramm mit PaulWetz, der kurzfristig für Dilla eingesprungen war. Paul und Band bieten elektronische Beats gemischt mit poppiger Indie Musik und laden so zum Tanzen ein.
Im Anschluss wieder den weiten Weg zur Olympia Stage angetreten für Badmomzjay. Hier wurde es nicht nur aufgrund der starken Mittagssonne sehr heiß. Jordy und Tänzerinnen ließen sich das aber kaum anmerken und zogen ihre Performance voll durch. Auch wurde noch ein TikTok für die bald erscheinende Single gedreht.
Nach den etlichen Treppenstufen brauchten wir erstmal eine Pause und setzten uns auf die Tribüne, um die Show von Ellie Goulding zu schauen. Leider kam im Stadion generell kaum Stimmung auf, es sei denn die Wellenbrecher wurden geschlossen. Am Anfang spielte Ellie Songs von ihrem neuesten Album und die Menge war sehr verhalten, gegen Ende des Sets packte sie jedoch einen Hit nach dem anderen aus und so kam das Publikum auch in Fahrt.

Dann ging es zum ersten Mal auf die Super Stage, wo jetzt Years & Years spielten. Sänger Olly Alexander stand in einem Outfit aus Lack und Leder auf der Bühne. Neben ihm gab es noch zwei Sängerinnen und weitere Tänzerinnen, welche Olly tatkräftig auf der Bühne unterstützten.
Direkt neben der Super Stage gab es neben vielen Sponsoren Ständen auch das District 4, wo es DIY-Stände, ein Spiegelkabinett, Chill-Out Areas mit Schattenplätzen und die Younique Stage gab. Hier performen jetzt die Queens Against Borders, ein Kollektiv geschaffen von queeren Geflüchteten aus aller Welt, um Solidarität und Awareness zu schaffen und Selbstverteidigungskurse und “gender affirming care” zu finanzieren. So wird mit der Gage des Superblooms ein Teil der Kosten für die Brust-OP der Drag Künstlerin Brown Sugar Biscuit finanziert.

Auf der Olympia-Stage war es Richtung Abend super voll, denn die Zeit für Peter Fox war gekommen. Nicht nur hunderte von Menschen standen vor der Bühne, nein, auch auf der Bühne war Peter Fox nicht alleine. Sänger:innen, Musiker:innen und Tänzer:innen versammelten sich mit dem deutschen Dancehall- und Hip-Hop-Star auf der Bühne und veranstalteten eine energetische Show, die bis zum letzten Rang die Besuchenden zum Tanzen gebracht hat.
Die Super Stage wurde parallel von Trettmann geschlossen. Mit gezielten Spots und Visuals hat der Rapper eine sehr intime und exklusive Atmosphäre geschaffen. Obwohl nicht so viel los war, da sich der Großteil bei der Olympia-Stage aufhielt, war es trotzdem ein Highlight des Abends. Nicht nur die Ikone Trettmann stand während der Show auf der Bühne, sondern auch zwei Tänzer, Paula Hartmann und Levin Liam, die ihn unterstützt haben. Das ganze Set steigerte sich mit jedem Song mehr und geschlossen wurde von Trettmann mit einem Hit nacheinander.

Der krönende Abschluss des ersten Festivaltags stand an: Martin Garrix. Eine der größten Partys, die ich seit langem gesehen habe. Es gab einen Mix aus alten bekannten Songs und neuen Beats und Remixes. Besonders beeindruckend waren jedoch die riesigen Flutlichter im Stadion, die gezielt für das Set benutzt wurden. Das Set in einem Wort? Beeindruckend.
Tag 2 des Superblooms wird von Ski “Bundeskanzler” Aggu eröffnet. Die Olympia-Stage wurde dadurch bis zum hinteren Rand gefüllt (nur die heißen Sonnenplätze auf den Rängen wurden nicht besetzt). Ski Aggu weiß wie man schon um 11 Uhr vormittags eine Party schmeißt. Mit der schnellen Brille wurde auch sichtlich Gas gegeben. Es wurden Shirts verschenkt, Müll geworfen, ein kleiner Comedy-Sketch gezeigt und Wahlkampf geführt. Wahlkampf in dem Sinne, dass Ski Aggu einen Anti-AfD Slogan angestimmt hat und selbst kandidieren möchte mit der Ski Aggu Partei – die Ernsthaftigkeit dahinter kann jede:r für sich selbst interpretieren. Nach der Party ist vor der Party, denn Ski Aggu nahm sich extra nochmal Zeit, um nach seinem Set aus dem Graben Fans zu begrüßen und Autogramme zu geben. Mit Rap ging es daraufhin weiter mit Makko, der eine einwandfreie Performance hingelegt hat, jedoch die Stimmung nicht so hochkochen lassen konnte.

Auf der Super Stage trat Aurora als nächstes auf. Der träumerische Vibe der Sängerin zog viele Besuchende an. Die Künstlerin hat trotz Schlafdefizit viel Energie auf der Bühne, die ihr durch das Publikum gespiegelt wurde und auch ihr dementsprechend Energie zurückgab. Aurora begeisterte mit Hits, die durch TikTok und Vodafone Werbung bekannt sind, und verzauberte die Anwesenden mit ihrem Ausdruckstanz.
Die Uhrzeit und drückende Wärme lud zeitweise mehr zum Flanieren und im Schatten sitzen ein. Zwischendurch lohnte sich ein Besuch der Stände bei Your Planet. Es gab eine vielfältige Auswahl an Ständen von Organisationen und Initiativen. Darunter: Das Frauenhaus, Junge Helden e.V., Sea Shepherd, Bundeszentrale für politische Bildung, etc. Es gab vielfältige Mitmachaktionen, die vom Tätowieren bis zum Pop-Quiz reichen, um Sichtbarkeit und Sensibilisierung für verschiedene Themen und Marginalisierungsprozesse zu schaffen.

Zurück auf der Wiese vor der Super Stage gab es soulige Pop Musik von Raye. Mit einer starken Stimme ließ es sich wunderbar bei einem kalten Getränk auf der Wiese aushalten.
Mit der nächsten Künstlerin – Zara Larsson – kam eine schwedische Pop Ikone auf die Bühne. Mit einer tollen Ästhetik wurde man von Sekunde zu Sekunde durch die Choreo mitgenommen und am Ende energiegeladen losgelassen. Und poppig ging’s weiter mit Ava Max. Das Olympia Stadion war voll mit Fans, die auf Hits wie “Sweet but a Psycho” gewartet haben.
Zwischendurch zog es uns auf die Neo Neo Stage, wo Nessa Barrett auftrat. Mit einem Mix aus Country und Black ‘n White Ästhetik nahm uns die emotionale Sängerin mit auf die Reise. Ihr Auftritt wurde sogar von Puls mitgefilmt, weswegen sich die Fans in der ersten Reihe nicht zurückgehalten haben und ordentlich mitgesungen wurde.
Auf der Olympia Stage kam nun die Zeit für einen der größten Namen des Superblooms: Jason Derulo. Der R’nB Sänger der 2000er schafft es auch noch ca. 15 Jahre später, die Mengen zu begeistern. Neben einem sehr aufwendigen Bühnenbild, talentierten Tänzer:innen und wenig Kleidung, hatte er Hits wie “Talk Dirty”, “It Girl” und “In My Head” dabei. Eine kleine Zeitreise mit Jason Derulo auf dem Superbloom!

Der krönende Abschluss lieferte dennoch Imagine Dragons! Mit viel Konfetti und gezielt eingesetzten Nebel blieb keine Person ruhig sitzen. Ich denke, ich spreche für viele, wenn ich sage, dass viele Texte der Band bewusst oder unbewusst in uns schlummern. Imagine Dragons haben ihr musikalisches Talent unter Beweis gestellt. Frontperson Dan Reynolds zeigte dem Publikum seine punktgenauen Einsätze und kleinen Tanz Performances, die durch gezielten (und vielem) Einsatz von Konfetti-Kanonen betont wurden. Auch die anderen Bandmitglieder standen mit ihren Instrumenten auf dem Steg im Rampenlicht und lieferten sowohl ein beeindruckendes Bass- als auch Gitarrensolo. Besonders auffällig ist hierbei die Gestaltung des Bass in trans Pride Farben! So bringen Imagine Dragons Sichtbarkeit und Solidarität auf die Bühne, und auch die Konfetti-Farben waren ebenfalls nicht willkürlich gewählt, sondern fielen in Regenbogenfarben auf die tausenden Besuchenden herab. Ein sehr schönes Zeichen für die queere Community!
Auch die mentale Gesundheit, vor allem Depressionen wurden von der Band thematisiert und gaben ihren Fans starke und aufbauende Worte mit auf den Weg. So kann ein Festival enden: “You are not broken. I understand the grayness. I understand the numbness. It gets better. There is light up ahead. And above all, your life is always worth living!”
