oll war es auf FULL FORCE Island. Mit gepacktem Line-up-Koffer ließ der “most metal place on earth” drei Tage lang die Herzen aller Fans von Metal, Metalcore und vielen weiteren Genres höher schlagen. Auf dem Animationsprogramm standen neben den Party-Abrissbirnen von Electric Callboy, auch Gojira – die musikalische Reinkarnation von Godzilla – sowie die US-amerikanischen Jugendhelden von Papa Roach. Zwischen Pfützen-Moshen, Sonnenbad, Crowdsurfing, Erdbeerbowle und Zeltplatzromantik haben die Besuchenden das FULL FORCE zum Sommerurlaub des Jahres gemacht.
Auch in diesem Jahr verwandelte sich ein kleines Örtchen östlich von Dessau-Roßlau in den “most metal place on earth”. Vier Bühnen, Zehntausende Metal-Fans und ein Line-up, das zwischen Metal, Hardcore, Metalcore, Punk und vielen weiteren Genres keine Wünsche offen ließ. Doch bevor der heißersehnte Festival-Urlaub so richtig Fahrt aufnehmen konnte, ging es stürmisch ins FULL FORCE 2023. Ein Unwettergebiet zog am Donnerstag direkt über Gräfenhainichen und machte der MORECORE Warm-up-Party einen Strich durch die Rechnung. Aber nur für einen kurzen Moment. Denn die Sause wurde kurzerhand zur Aftershow-Party am Sonntag umgewandelt. So kamen alle Feierwütigen letztlich doch noch auf ihre Tanzkosten.
Feucht-fröhlicher Start ins Metal-Wochenende
Pünktlich zur Festivalgeländeöffnung setzte am Freitag ein mehrstündiger Dauerregen ein. Die Feierwütigen trotzten dem kühlen Nass mit kunterbunten Regenponchos – oder sie versammelten sich im Hardbowl Tent. Dort eröffneten um 14 Uhr Samurai Pizza Cats offiziell das dreitägige Festival-Spektakel. Für Gitarrist Daniel Haniß war das der erste seiner insgesamt zwei Auftritte. Denn er durfte als Teil von Electric Callboy am Abend gleich noch mal ran, dieses Mal als Headliner. Neben einer fulminanten Backstreet-Boys-Einlage gaben die Castrop-Rauxel-Rabauken ihre neue Single “Everytime We Touch” zum Besten. Mit Party-Krachern wie “We Got The Moves”, “Hypa, Hypa” oder “Pump it”, sowie den dazugehörigen Kostümwechseln, hinterließ die Band an diesem Abend nur glückliche Gesichter – und inzwischen getrocknete Regencapes. Zwischen Opening und Closing Act ging es mindestens genauso wild her. Mantar entfachten mit ihrem Schlagzeug-Gitarren-Mix ein flammendes Inferno. Tatiana Shmailyuk, ihres Zeichens Sing-Screamerin von Jinjer, versetzte das Publikum in nackenbrecherische Freudenstürme. Und die Backyard Stage, die 2022 Premiere feierte, wurde ihrem Ruf als Garant für Eskalation mehr als gerecht: Mit Bands wie dem Berliner Crossover-Quartett Bluthund oder dem schottischen Rockduo Vukovi hat sich der Hinterhof bei einigen Besuchenden insgeheim zur Lieblings-Stage gemausert.
Auf Regen folgt Sonnenschein
Am Samstag zeigte sich das Wetter von seiner feinsten Sommersonnenseite. Für viele Doom-/Death-Metal-Fans ging es schnurstracks zur Medusa Stage. Nicht nur, weil hier mit Strand, See und der legendären Erdbeerbowle besonders viele Urlaubsgefühle aufkommen. Sondern vor allem, weil hier der lang ersehnte Auftritt von Konvent für Furore sorgte. Die Däninnen holten ihren 2022 kurzfristig abgesagten Auftritt nach und scharrten eine begeisterte Fanmeute vor sich. Mit Hatebreed gab sich ein absolutes Hardcore-Schwergewicht auf der Mad Max Mainstage die Ehre. Der Platz vor der Bühne platzte aus allen Nähten und bei Hits wie “I Will Be Heard” oder “Destroy Everything” gab es überall in die Höhe geworfene Gliedmaßen — und eine Armada an Crowdsurfenden. Letzteres war dabei regelmäßig zu erleben, wobei Act und Bühne fast egal war: Die Besuchenden wollten auf Händen getragen werden, und das wurden sie häufig in Scharen, so dass manch ein Act es kaum glauben konnte. Im Hardbowl Tent bewiesen am Samstagabend dann Sleep Token eindrücklich, warum man an ihnen derzeit nicht vorbeikommt, wenn es um zeitgenössischen Progressive Metal geht. Vorbei kam man auch nicht an den zahlreichen Besuchenden, die sich diesen Auftritt nicht entgehen ließen. Beim Einbrechen der Nacht zogen Gojira alle Augen und Ohren auf sich. Mit markerschütterndem Geknüppel, hochkomplexen Passagen und einer Licht- und Leinwand-Show, die überall für offene Münder sorgte, entließen sie die glücklichen Besuchenden in die Nacht.
Feuriges Finale
Wenige Stunden Schlaf später, aber genauso energiegeladen wie die Tage zuvor, stürmte die Crowd am Sonntagmittag das Gelände. Bei hochsommerlichen Temperaturen kredenzten Wargasm (UK) abgefahrenen Electronic-Rock, während Cytotoxin mit ihrem Brutal Death Metal jede Menge musikalische Schläge in die Magengrube verteilten. Nur die exklusive FULL FORCE-Erdbeerbowle konnte hier Linderung verschaffen: Die eigens produzierte Bowle verschaffte die notwendige Abkühlung und hat inzwischen schon eigenen Legendenstatus.
Stichwort Legenden: Fans der etwas leichter verdaulichen Kost pilgerten zum Auftritt der Waliser von Skindred – für viele einer der besten Auftritte an diesem Wochenende. Benji Webbe hatte das Publikum von Sekunde Eins an in der Hand. Die Zuschauenden ließen sich bei den witzigen Ansagen des Sängers auch nur zu gerne dirigieren. Besondere Überraschung war der Co-Auftritt von Jacoby Shaddix beim Song “Warning”. Der Frontmann von Papa Roach erlebte so schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf seine spätere Headliner-Show. Die feuerten am letzten FULL FORCE Tag einen Querschnitt durch die nunmehr 30-jährige Bandgeschichte ab: Bei Hits wie “Last Resort”, “Bloodbrothers” oder “Between Angels and Insects” gab es kein Halten mehr beim Publikum. Das setzte ungeahnte Kraftreserven frei und moshte sich ein letztes Mal um den Verstand
Das FULL FORCE Rundum-Paket
Neben knallharter Mucke und nie enden wollenden Circle Pits und Crowdsurfenden gab es auch dieses Jahr in [FAIR]OPOLIS eine kleine Oase abseits des Festival-Wahnsinns. Unter dem Motto #fairoforfuture erlebten die Besuchenden schweißtreibende Workouts, entspannende Achtsamkeitsübungen, unterhaltsame Live-Podcasts und spannende Talks zu aktuellen Sozial- und Umweltthemen. Neu auf dem Festivalgelände war in diesem Jahr die Gaming Area by Nerdistan, in welcher sich die FULL FORCE Fans an Arcade Machines und vielen Konsolen gegenseitig zu Gamingduellen herausfordern konnten.
Und wer zwischenzeitlich einen Safe Space, einen Ort zum Verschnaufen oder eine kleine Pause von allem brauchte, der war beim Awareness-Team erneut bestens aufgehoben. Das Codewort “Wo geht’s nach Panama?” war, wie in den Vorjahren, auch dieses Mal wieder der Begriff, um Besuchenden rund um die Uhr zur Seite zu stehen.
Die Veranstalter:innen sind wahnsinnig stolz auf die gesamte FULL FORCE Community, die auch in diesem Jahr Seite an Seite feierte und das Wochenende zum Sommerurlaub des Jahres gemacht hat!
Schon jetzt steht die Vorfreude auf das FULL FORCE 2024. Denn vom 22. bis 24. Juni feiert das Festival den 30. Geburtstag. Der Vorverkauf ist bereits eröffnet und limitierte Early Bird Tickets sind ab sofort zum Preis von 149,95€ auf www.full-force.de erhältlich!
Fotocredit: Lisa Voigt ( Full Force 2022 )