Ich glaube vor einem Interview, mit einem Künstler oder einer Künstlerin, die man sehr mag, weil die Musik einem etwas bedeutet oder gar sehr persönliche Momente mit der Musik oder der Band hat, dann ist das vollkommen normal. Als ich vor wenigen Monaten das allererste Mal Alex Mofa Gang hörte, da dachte ich: „Okay, Mofa Gang? Alex? Verrückter Name, aber ziemlich geile Mukke!“ – so entschied ich mich passend zur neuen Single „Was am Ende bleibt“. Der Name Alex Mofa Gang stammt im Übrigen von einer fiktiven Person die sich durch alle Alben und die Bandgeschichte zieht – Alex lebt sein Leben und seine Freunde sind halt die „Gang“.
Wir freuen uns sehr mit Michael, dem Drummer, als auch Sascha dem Frontmann sowie Gitarrist und Sänger ein Interview geführt zu haben!
Frontstage Magazine: Erst einmal vielen Dank für Eure Zeit, um über Eure neue Single zu sprechen, auf die ich persönlich mich richtig drüber freue! Es geht in der neuen Single „Was am Ende bleibt“ um das Thema Depression. Wie kommt es dazu, solch ein Thema musikalisch zu behandeln und was will „Alex“ uns hier zum Ausdruck bringen?
Michael: Das könnte den Grund haben, warum der Song so entsteht. Wir sitzen selten zusammen und sagen das hier ist der Song und das machen wir einfach so, sondern das passiert einfach. Es kann auch sein das ein Gitarrenton einer ein Synthi uns triggert und alle Pläne über den Haufen geworfen werden. Das passiert halt einfach – so stehen wir auch in der Regel zu fünft in einem Raum und schreiben unsere Texte gemeinsam! Das Thema des Songs hat sich im Laufe der Entstehung ein wenig verändert, also geht es um das Hamsterrad, aus dem man ausbricht oder geht es um eine Liebesbeziehung oder um psychische Krankheiten, Depression, Burnout – so diese Richtung. Das kommt einfach so zusammen, würde ich mal sagen.
Sascha: Um auf den anderen Teil der Frage einzugehen. Alex ist ein Typ der schon sagen wir mal, den haben wir schon relative lange Melancholie als Farbe mitgegeben, der natürlich ein Typ ist, der viel taumelt. Gerade am Anfang ist er sehr viel hin und her getaumelt als er in die Großstadt gezogen ist. Am Ende landet er aber immer auf den Füßen und fängt sich immer wieder – das ist nicht trainiert, aber passiert einfach so bei ihm. Insgesamt haben wir ihm bei der kommenden Platte ein wenig pausieren lassen und haben ihn mal hinsetzen lassen und wir erzählen ihm mal etwas, auch wenn das überhaupt nicht thematisiert wird und inhaltlich keine bewusste Rolle spielt, dass die Platte in der COVID-Phase entstanden ist. Natürlich sind die aktuellen, die man so von außen hat ,ein Thema gerade bei uns in der Branche wo ihnen der Boden unter den Füßen weggenommen wurde – Hartz IV oder ähnliches war das an der Tagesordnung. Das wirkt sich natürlich sehr auf eine Stimmung aus. Der Song ist so aus uns herausgepurzelt und wir haben versucht eine Vielschichtigkeit hinzukriegen – wir haben es uns offen gelassen, warum Menschen unterschiedlich reagieren oder agieren.
Frontstage Magazine: Das ist das Schöne an Musik! Es ist alles was einen in den Sinn kommt und was man transportieren will – es ist einfach so aus Euch herausgekommen und bemerkenswert, dass ihr das so thematisiert! Euer Album kommt erst Januar 2022 nun die zweite Single im Juli – warum ausgerechnet dieser Song?
Michael: Diskussion welcher Song kommt raus, wann wie und so kann man schwer sagen und das ist ein Fass ohne Boden, ähnlich wie die Besprechung der „Setlist“ vor einem Konzert und hier gibt es vielleicht eine kleine Parallele und es schließt sich thematisch gut an zu unserer vorherigen Single „Fake“. Auf der einen Seite das Selbstdarstellen und Erwartungen entsprechen und auf der anderen Seite das Hamsterrad, die Folgen damit und das reiht sich vielleicht einfach gut ein. Ohne das es hier einen größeren Hintergrund Bogen gibt zur Überbrückung bis zum kommenden Jahr.
Sascha: Es ist einfach durch den längeren Zeitraum vom ersten übrigens wir machen ein neues Album, aber wir werden noch ein wenig Musik zeigen bis das Album kommt – wir verraten aber nicht wie viele. Man versucht natürlich so ein wenig zu zeigen wie viele Facetten es eigentlich gibt und so reiht sich der Song, und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, der nächste Song reiht sich thematisch da auch wieder ein wenig ein, sodass man natürlich die Auswüchse zulassen will. Wir versuchen viele Facetten zuzulassen. So nähert man sich ein wenig der Songauswahl.
Frontstage Magazine: Noch ein paar Fragen zum neuen Alben – gab es einen besonderen Grund für den Release im Januar? Gibt es etliche Singles, die Ihr veröffentlichen wollt und überbrückt damit die lange Wartezeit in der noch kommenden dunklen Jahreshälfte oder was war hier ggf. der Grund?
Michael: Wir saßen nicht im Proberaum und haben nicht gesagt wir haben so viele Singles, jetzt müssen wir den Vorlauf so groß machen. Im Gegenteil: Wir haben ein Album geschrieben und das ist wie es ist! Wir haben uns danach überlegt was kann man wie auskoppeln – ja, man kann sicher unverblümt sagen, weil wir es nicht in den unsicheren Herbst droppen wollten. Man soll das Album präsentieren und in absehbarer Zeit das auch Live vorstellen, denn das ist das, was wir als Band machen wollen! So wenig Corona auf dem Album selber findet, so blauäugig wäre es gewesen Corona aus dem Veröffentlichungsplan wegzulassen! Wir wollten uns nicht in ein schwarzes Loch setzen.
Sascha: Das sind die beiden Scheren: Das eine ist, dass wir ganz naiv und enthusiastisch gesagt haben ok wir haben das Album fertig. Das ist super – wir wollen auch sofort davon was zeigen und nicht irgendwo herumliegen. Auf der anderen Seite haben wir auch einen sehr, sehr tolles Umfeld mit erfahrenen Leuten, die uns auch dazu geraten haben, lauft da nicht ins offene Messer – viele Alben verpuffen gerade in dieser Zeit. Das wollten wir natürlich nicht denn uns bedeutet dieses Album sehr viel! Darauf hat sich diese Strategie entwickelt. Wir wollen den Leuten Musik zeigen und natürlich präsent sein und handlungsfähig sein, wenn sich die Dinge doch anders entwickeln.
Michael: Natürlich steckt super viel Herzblut in so einem Album und diese Phase ist nicht an uns vorbeigerauscht – wir haben in dieser schweren Phase sogar ein eigenes Studio gebaut was wir mit unseren Händen erschaffen haben – umso ärgerlicher wäre es gewesen, wenn dies einfach nur verpufft.
FrontstageMagazine: Eure Messages, die ihr rüberbringt, passen, die gehören zu Euch und das ist ein klares Statement. Wenn wir mal in den Oktober schauen, dann habt Ihr ja noch eine Tour vor Euch – worauf freut Ihr Euch am meisten? Menschen wiedersehen oder vor Leuten LIVE Musik machen?
Sascha: Ich muss gestehen, dass wir uns alle aktuell noch zügeln, was die Euphorie angeht, denn keiner weiß was noch kommt. So richtig 100% überzeugt bin ich nicht, dass es nach dem Sommer ernster wird. Man muss beobachten wie sich die Lage entwickelt. Sollte man im Herbst mit Menschen zusammen im Räumen Musik zelebrieren können, dann freue ich mich unglaublich auf diesen Moment. Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen – aber die Konzerte sind definitiv die Essenz, warum wir das machen. Der Austausch, die Energie das Schwitzen – das ist das wichtigste und das auf allen Ebenen. Ich freue mich krass, wenn das möglich ist zweimal in Köln in der Tube, in so einem irre engen kleinen Laden – das wird Wahnsinn!
Michael: Ich freue mich so sehr auf so eine gemeinsame Unmittelbarkeit. Das Leben ist ja aktuell davon geprägt, dass man jemandem schreibt und dann kommt irgendwann was zurück und auch das was wir hier gerade machen (Video-Interview über das Internet) das ist irgendwie mittelbar – stell Dir vor man ist mit 50, 100, 300 oder 500 Leuten in einem Raum und alle machen das gleiche wenn ein Beat rüberkommt. So ganz runtergebrochen. Wir hatten einen das erste Mal wieder so einen Moment als wir im vergangenen Herbst, nach etlichen Versuchen Songs Online zu schreiben, uns alle in einem Raum getroffen haben. Es war laut, und das erste Mal ein Lied spielen – das war eine unmittelbare Befreiung!
Sascha: In dem Zuge kann man auch erwähnen, als es im Sommer so leichte Lockerungen gab, haben wir uns entschieden das Album so zu machen wie es nun war – ein erheblicher Teil der Album-Produktionskosten ist in Schnelltests geflossen! Die mussten im Internet zu unfassbaren Preisen beschafft werden zu absolut gigantischen Preisen. Wir haben uns gegenseitig irgendwie gelehrt wie man sich die Dinger bis an die Rachenwand schiebt und sowas alles. Dank der Tests konnten wir in einem Raum diese Musik machen! Eine riesen Befreiung!
Frontstage Magazine: Nun interessiert mich eines – wird es auf den Konzerten im Herbst Songs geben, die so noch keiner gehört hat, weil Sie auf der neuen Platte sind, die im Januar kommt.
Michael: Es wird ja nicht bei den zwei Auskopplungen bleiben, man hört schon vorher etwas! Vielleicht findest Du in der Limited Gang Edition „Nacht der Gewohnheit“ Hinweise hierauf und dann kommt die Diskussion mit der Setlist!
Sascha: Aber ich sag mal – Ja!
Frontstage Magazine: Ganz andere Frage – gerade in dieser Zeit, wo Leuten aus Eurer Branche der Boden unter den Füßen weggebrochen ist, gibt es Dinge die Euch an der Musikszene schon immer gestört hat? (Bevor jemand antwortet, sind Sie beide sehr am überlegen)
Sascha: Generell würde ich mit was positiven anfangen. Die positive Entwicklung, dass mehr auf Konzerte gegangen wird, das ist unglaublich schön – das finde ich gut! Dass die Preispolitik und die Produktionskosten so exorbitant gestiegen sind, das finde ich nicht gut! Es wäre natürlich schön – und man merkt das Leute Bock auf Konzerte haben, aber der Markt sich reguliert ist super schade! Der Kapitalismus macht auch vor keiner Form von Kunst halt. Es wäre schön, wenn Konzerte noch mehr bezahlbar werden und die Menschen noch mehr kulturelle Angebote nutzen könnten, da es monetär einfach möglich ist! Man fragt sich teilweise wo diese Kohle bleibt, die an manchen Stellen umgesetzt wird – ohne hier eine konkrete Lösung dafür zu haben, ist dies schon etwas, was mich stört.
Michael: Ansonsten ist bei allem wie, wer hat den schöneren Tourbus oder so wo wir eh den Streit gegen Montreal immer verlieren werden, bei allem klein ist die Musikbranche oft der Spiegel der Gesellschaft. Es ruckelt in Line-Ups wie „Warum stehen immer nur alte Rockmänner ganz oben auf Festivalplakaten?“ ohne dass ich hier eine Lösung habe da sind wir keine bessere oder schlechtere Welt.
Frontstage Magazine: Abschließend ein kleines A & B Spiel. Fangen wir mit Dir an Michael – bitte einfach frei raus ohne groß überlegen.
Frontstage Magazine: Bier oder Wein?
Michael: Bier
Frontstage Magazine: Whiskey oder Rum?
Michael: Keines von beiden.
Frontstage Magazine: Norddeutschland oder Süddeutschland.
Michael: Norddeutschland
Frontstage Magazine: Konzert oder Festival?
Sascha: A und B!
Frontstage Magazine: Zeltplatz-Fete oder Party im Club?
Sascha: Zeltplatz-Fete
Frontstage Magazine: Dann nun abschließend – eher Optimist oder Pessimist – Halb voll oder halb leer?
Sascha: Halb voll – Optimist!
Frontstage Magazine: Vielen Dank für Eure Zeit und das tolle Interview – bleibt gesund, viel Erfolg mit der zweiten Single und ich hoffe wir sehen uns auf einem Eurer Konzerte im Herbst!
Michael und Sascha: Vielen Dank – wir freuen uns auf Euch!
Foto-Credit Beitragsbild: Jaro Suffner