In diese Interview mit uns dem Frontstage Magazine gewährte uns die Band Zoi!s einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen ihres neuesten Albums „Alles explodiert„. Die Mitglieder Marv, Felix, Hannes, und Rasmus diskutierten lebhaft über die Entstehung des Albums, dessen Texte persönliche und gesellschaftliche Themen vereinen. Dabei betonten sie die Bedeutung der Balance zwischen individuellen Erfahrungen und kollektiven Themen in ihren Songs sowie die Vielschichtigkeit der Botschaften, die sie vermitteln möchten. Von der Songauswahl bis zur Gestaltung jedes einzelnen Tracks offenbarten sie ihre künstlerischen Entscheidungen und den gemeinsamen Prozess, der hinter der Entstehung dieses einzigartigen Albums stand.
Frontstage Magazine: Was war die Hauptinspiration hinter der Entstehung von „Alles explodiert“? Gab es bestimmte Ereignisse oder Erfahrungen, die das Album maßgeblich beeinflusst haben?
Marv: Viel Inspiration kam mit der Isolation während der Corona-Pandemie, wodurch erstmals neue Song-Ideen ausgetauscht wurden, die eben nicht im Band-Kontext oder beim „Jammen“ entstanden sind.
Felix: Während Corona haben wir uns alle die Möglichkeit geschaffen zu Hause Song-Ideen als Demos aufzunehmen. Die Ideen haben wir uns dann gegenseitig zugeschickt. Nach der Hochphase der Pandemie haben wir uns dann wieder im Proberaum getroffen und zusammen an den einzelnen noch groben Songentwürfen gearbeitet.
Hannes: Und damit hatten wir dann auch zu viele Demos, um bloß eine weitere EP aufzunehmen.
Rasmus: Hauptsache Album!
Frontstage Magazine: Die Texte auf dem Album scheinen sehr persönlich und gleichzeitig gesellschaftlich relevant zu sein. Wie würdet ihr die Balance zwischen individuellen Erfahrungen und kollektiver Thematik beschreiben, die in euren Songs reflektiert wird?
Hannes: Im Gegensatz zu eigentlich allen vorherigen Veröffentlichungen, ist das Album auch von persönlichen Themen geprägt und probiert in dieser Hinsicht neue Wege abseits von rein politisch-gesellschaftskritischen Texten aus – was nicht heißen soll, dass die persönlich-emotionalen Songs nicht auch politisch sein können.
Felix: Meistens habe ich Texte fertig, die wir dann auf die instrumentalen Demos anpassen. Kollektive Thematiken erfahren wir alle ja auch in einem individuellen Rahmen und so lassen sich die Inhalte der Texte auch immer bei einem selbst wiederfinden, deswegen würde ich übrigens auch nicht sagen, dass die vorherigen Veröffentlichungen unpersönlich waren.
Marv: Ich sehe das genauso. Beide Themenbereiche inspirieren sich gegenseitig. Wichtig ist uns, keine Belanglosigkeit zu erzeugen. Die Themen müssen greifbar sein, sei es durch Beobachtungen oder subjektiv und emotional.
Frontstage Magazine: „Alles explodiert“ markiert eine Weiterentwicklung eures musikalischen Stils, mit einem poppigeren Sound und der Einführung von Synthesizern. Wie kam es zu dieser Entscheidung, und wie habt ihr versucht, eure musikalische Identität beizubehalten, während ihr neue Elemente erkundet habt?
Rasmus: „Dunkle Jahre“ war der erste Song, bei dem wir auch mit Synthies und Pianosounds gearbeitet haben. In dem Songwritingprozess wurden also erste Elemente ausprobiert, die sich dann passend anfühlten und uns die Möglichkeit gaben, einige Songs des neuen Albums mit einer neuen musikalischen Ebene auszustatten.
Hannes: Dadurch, dass wir keine Profimusiker sind, die sich einfach sagen „Okay, ich schreibe jetzt mal nen Pop-Song mit Breakdowns und Electropart“, ist alles auf dem Album ohne spezielle Intention entstanden. Vielleicht haben wir uns aber eher getraut, „poppige“ Ideen, die für uns neu waren, auch umzusetzen.
Felix: Die musikalische Identität beizubehalten war, glaube ich, keine zu große Aufgabe, denn diese ergibt sich ja glücklicherweise nicht nur aus der Wahl der Instrumente. Und ich hoffe, dass eine musikalische Weiterentwicklung, wenn man das überhaupt so nennen will, nicht dafür sorgt, dass wir gänzlich anders klingen.
Marv: Man darf sich da nicht verrückt machen lassen. Der Eindruck, wie ein Track klingt und wie sehr dieser dann in diese oder jene Richtung geht, ist sehr individuell. Vielleicht ist es auch gerade die Schwierigkeit, einen vermeintlichen Popsong zu schreiben und sich dabei von seinem „eigenen Stil“ zu lösen. Als Beispiel: „Keine Träume“ ist meiner Meinung nach unser „poppigster“ Song. Als ich einer Freundin die Demo vorgespielt habe und das Wort „poppig“ benutzte, sah sie mich fragend an und meinte, dass das ja kein Pop sei.
Felix: Genres sind eh Quatsch. Das ist nur eine der deutschen Unsitten, damit man alles irgendwie einordnen und greifbar machen kann.
Frontstage Magazine: Das Album scheint eine Vielzahl von Themen anzusprechen, von persönlichen Kämpfen bis hin zu globalen Herausforderungen. Könnt ihr uns einen Einblick geben, wie ihr diese verschiedenen Themen miteinander verwebt habt und was sie für euch als Band bedeuten?
Rasmus: In den letzten zwei Jahren haben wir alle einschneidende Erlebnisse im privaten bzw. familiären Umfeld erlebt, weshalb diese Themen teilweise omnipräsent vorherrschten und sich somit wahrscheinlich unterbewusst ins Songwriting und die Texte eingeschlichen haben.
Hannes: Genauso ist es gesamtgesellschaftlich und auch weltpolitisch. Irgendwie ändert sich alles schlagartig und man ist mit Situationen konfrontiert, über die man sich vorher nie Gedanken gemacht hätte.
Rasmus: Deswegen passt der Titel „Alles explodiert“ meiner Meinung nach auch sehr gut.
Marv: Wenn wir uns zum Proben treffen besteht ein Großteil der gemeinsamen Zeit auch im Austausch. Wir nehmen dabei jeweils auf, was die anderen gerade bewegt. Ich glaube, dass dadurch auch viele persönlichen Einflüsse ins das Songwriting kommen. In den Texten auf dem Album dreht es sich ja auch viel um Reflexion und das Finden der eigenen Rolle oder des Standpunktes.
Frontstage Magazine: „Alles explodiert“ wird als ein hoffnungsvoller Ausweg aus der alltäglichen Verzweiflung dieser Zeit beschrieben. Wie seid ihr als Band dazu gekommen, diese Botschaft der Resilienz und Hoffnung in eure Musik zu integrieren, und welche Rolle spielt eurer Meinung nach die Kunst in solch unsicheren Zeiten?
Rasmus: Dafür bin ich nicht klug genug (haha).
Hannes: Ich glaube, Kunst und Musik sind generell immer eine Möglichkeit, um negative Erfahrungen zu verarbeiten. Daraus lässt sich dann immer etwas „Positives“ ziehen, selbst wenn sich die Kunst in düsterer Form ausdrückt.
Felix: Das Album ist für mich vorallem die Darstellung einer Verzweiflung und das Eingeständnis des Gefühls einer gewissen Machtlosigkeit gegenüber globalen und persönlichen Problemen, die immer mehr an Präsenz zu gewinnen scheinen. Vielleicht kann aber auch eine Darstellung Hoffnung geben, wenn sie Leute darin vereint, dass sie nicht alleine sind.
Frontstage Magazine: Jeder Song auf dem Album scheint ein eigenes kunstvoll gestaltetes Gemälde zu sein, das verschiedene Stimmungen und Botschaften vermittelt. Könnt ihr uns etwas über den kreativen Prozess hinter der Songauswahl und -gestaltung erzählen?
Rasmus: Wir hoffen und haben das Gefühl, dass zwar jeder Song für sich eigenständig funktioniert und sich auch bis zu einem gewissen Grad von den anderen unterscheidet aber vor allem im Albumkontext war uns wichtig, dass die Songs zusammen auch passend sind und sich nicht als „einzelne Songs“ anfühlen.
Felix: Und hier war eben auch die Entstehung von Vorteil: Dadurch, dass jeder Song erstmal mehr oder weniger bei einem von uns alleine entstanden ist, hat sich ein gewisses Maß an Diversität ergeben. Der gemeinschaftliche Recordingprozess hat dann wiederum dazu beigetragen, die Songs aufeinander abzustimmen.
Marv: Eine Sache, über die wir dann auch lange diskutiert haben, war die Reihenfolge der Songs. Wir hatten das Gefühl, dass diese für ein Album aus relativ diversen Titeln nochmal deutlich wichtiger ist, als beispielsweise bei den vorangegangenen EPs.
Felix: Aber das müssen am Ende die Zuhörer*innen beurteilen.
Fotocredit: Jören Gloe