Sonntagabende haben ihren eigenen Groove. Irgendwo zwischen Restmüdigkeit und Montagsphobie sind Sonntagabendkonzerte von jeher eine Herausforderung für viele Bands. So auch für die Monsters Of Liedermaching, die diese Challenge jedoch ähnlich souverän meistern, wie Arminia Bielefeld den Einzug ins Pokalfinale. Wie die ostwestfälischen Fußballer setzen die sechs Musiker auf ihre Heimstärke, denn das Forum ist für die Liedermacher ein Ort der Heimkehr. Stammgäste, alte Freunde des Hauses, Teil des Inventars, wenn man so will. Es war also angerichtet für einen Abend, der sich eher wie eine Wiedersehensfeier als ein Konzert anfühlte.
Der Innenraum war pragmatisch-poetisch bestuhlt: Vier Reihen Bierzeltgarnituren, die nicht nur als Sitzgelegenheiten dienten, sondern auch als Startrampen für gepflegten Sitzpogo herhielten. Ebenfalls an diesem Abend wurde der „Privatsphärenpogo“ geboren. Noch nicht massentauglich, aber ein Konzept mit Zukunft – irgendwo zwischen kontrollierter Eskalation und respektvollem Abstand. Vermutlich nur machbar mit ostwestfälischer DNA, denn auch das Publikum war “typisch”: heiter, aber nicht hysterisch; aufmerksam, aber nicht andächtig. Es fühlte sich weniger nach Bühne an und mehr nach Küche auf einer guten Party – mit Getränken aus dem Kühlschrank in Griffweite, der übrigens prominent und offenherzig hinten auf der Bühne thronte. Immer wieder griff einer der sechs Musiker wie selbstverständlich hinein, als wäre das hier ein WG-Abend mit 200 Freunden, nicht ein Konzert im klassischen Sinne.
Die Monsters schmissen sich wie gewohnt die Bälle zu – verbal, pointiert, und in dieser ganz eigenen Mischung aus Witz, Unsinn und tieferem Ernst. Musikalisch stand natürlich das aktuelle Album, „Setzen, Sekt!”, im Mittelpunkt. Eingeleitet vom genialen Mitmachsong „Paracetamol” entfalten auch andere Songs der Platte erst auf der Bühne ihre wahre Stärke. „Pommes mit Spinat”, „Katzen hassen” oder „Ich find Singen nicht so toll”, erweisen sich wunderbare Erweiterung des ohnehin schon mit reichlich Highlights bestückten Live-Reportoires. Und wie doppeldeutig Songs wie „Lieder ohne Text” funktionieren, merkt dann tatsächlich erst mit der eigenen Liveerfahrung. Ohnehin dreht Rüdiger Bierhorst musikalisch auf der Bühne so sehr auf wie kein anderer Liedermacher. Mit „Meine Karriere” hat er sich selbst eine Herausforderung ins Set geschrieben, welche er auch an diesem Abend nicht fehlerfrei zu spielen schafft. Aber, bekanntlich wächst man ja an der Aufgabe und die wird sich in den nächsten Monaten wohl häufig wiederholen, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass solch ein guter Track wieder aus dem Programm verschwindet.
Denn einige Songs begleiten die Liedermacher bereits seit Jahren und das Publikum weiß dies zu schätzen. Mal laut bei „Pfeffi“ und den Zwergen, dann wieder ganz still und mit leuchtenden Augen bei den nachdenklicheren Tönen wie dem Seefahrerlied.
Nach zwei Zugaben verklang der letzte Akkord und die Monsters verabschiedeten sich unter stehenden Ovationen. Wer heute dabei, war es sicherlich nicht das letzte Mal. Wir sehen uns wieder beim nächsten Besuch im Forum.
Review: Marc Erdbrügger
Fotocredit: Olb In Concert
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