Coheed and Cambria sind mit ihrem kommenden Werk „Vaxis Act III: The Father of Make Believe“ bereit, ein weiteres Kapitel in ihrer epischen Erzählung zu schreiben, die seit Jahren die Musikwelt in ihren Bann zieht.
Das zehnte Studioalbum der New Yorker Prog-Rocker wird am 14. März 2025 veröffentlicht und setzt die Geschichte rund um das The Amory Wars-Universum fort, das bereits mit den vorangegangenen Alben wie „Vaxis Act II: A Window of the Waking Mind“ und „The Color Before the Sun“ auf beeindruckende Weise verknüpft wurde. Die Band hat sich jedoch nie in einer festen Formel oder einer einzigen Erzählweise eingefangen. Mit jedem neuen Album streben Coheed and Cambria danach, sich weiterzuentwickeln, und das zeigt sich auch auf „The Father of Make Believe„.
Der Albumtitel allein – „The Father of Make Believe„– deutet darauf hin, dass Claudio Sanchez sich dieses Mal noch persönlicher und direkter in die Geschichte seiner eigenen Schöpfungen stürzt. Während in früheren Alben die Geschichten von fiktiven Helden und bösen Mächten im Mittelpunkt standen, ist dieses Werk von einer tieferen, introspektiveren Ebene geprägt. Sanchez selbst wird zu der zentralen Figur – dem „Vater des Fantasie“-Universums, der seine eigene Rolle als Geschichtenerzähler und Musiker hinterfragt.
Musikalisch bleiben Coheed and Cambria ihrer Prog-Rock-Wurzeln treu, aber sie erweitern ihren Horizont um neue Einflüsse und Techniken. Es gibt Momente, die fast schon experimentell wirken, etwa wenn sich die Songstrukturen auflösen und eine unvorhersehbare, fast chaotische Dynamik entsteht. Im Vergleich zu „Vaxis Act II„, das durch seine melodische Dichte und seine stellenweise fast post-rock-artigen Klanglandschaften bestach, wirkt „The Father of Make Believe“ stellenweise direkter und schroffer. Es ist, als würde die Band versuchen, die Unmittelbarkeit und Energie früherer Werke wie „In Keeping Secrets of Silent Earth: 3“ zurückzugewinnen, ohne sich in Nostalgie zu verlieren.
Das Album entfaltet sich also nicht nur als Fortsetzung der Vaxis-Saga, sondern auch als eine musikalische Reise, die sowohl in die Tiefen der eigenen Psyche als auch in die Weiten eines imaginären Universums führt. Die Balance zwischen Eingängigkeit und Komplexität bleibt die Stärke der Band. Es gibt die gewohnten, intensiven Momente, in denen das Schlagzeug wie ein wütender Sturm über uns hinwegrollt und die Gitarren in den Himmel schießen, während Sanchez’ markante Stimme mit ihrer immer wieder durchscheinenden Verletzlichkeit zwischen den Zeilen schwebt. Der wehmütige Blick auf das, was schon einmal war, und die ständige Suche nach dem nächsten Schritt treiben die Band dazu, neue musikalische Wege zu beschreiten.
„The Father of Make Believe“ ist ein gewagtes und zugleich eingängiges Album, das mit seiner lyrischen Tiefe und seiner musikalischen Vielschichtigkeit sowohl die langjährigen Fans als auch Neulinge begeistern dürfte. Es ist ein Werk, das zu einem gewissen Teil die Frage nach dem „Was kommt nach dem nächsten Schritt?“ stellt und dabei auf eine Antwort verweist, die zwischen Schöpfung, Zerstörung und Selbstfindung oszilliert. Coheed and Cambria haben es einmal mehr geschafft, sich nicht nur als Musiker, sondern auch als Visionäre zu etablieren, die die Grenzen zwischen Musik und Storytelling auf faszinierende Weise verwischen.
Fotocredit: Jimmy Fontaine