ATREYU wagen sich mit „The Pronoia Sessions“ an ein spannendes Projekt: Sie nehmen einige ihrer bekanntesten Songs und packen sie in ein akustisches Gewand. Die Idee, eine Art Best-Of-Album mit Akustikversionen zu veröffentlichen, ist nicht neu, aber ATREYU gelingt es, diesen Ansatz mit einer gewissen Kreativität und Hingabe umzusetzen. Doch wie gut funktioniert das in der Praxis, und haben sie die richtigen Songs für diesen Versuch ausgewählt?
Die Band hat sich für „The Pronoia Sessions“ auf eine Reihe ihrer größten und prägendsten Tracks konzentriert. Songs wie „Becoming The Bull“, „Ex’s & Oh’s“ und „Right Side of the Bed“ sind unbestrittene Klassiker in ATREYUs Repertoire und repräsentieren verschiedene Phasen und Stilrichtungen der Bandgeschichte. Diese Songs in akustische Arrangements zu kleiden, ist eine interessante Entscheidung, da sie im Original für ihre kraftvolle Energie und ihren druckvollen Sound bekannt sind. Die Herausforderung bestand also darin, diesen Songs auch ohne die gewohnte Wucht eine emotionale Tiefe und Präsenz zu verleihen.
Man könnte sagen, dass die Songauswahl sehr bewusst getroffen wurde: Die Tracks sind nicht nur fan-favorites, sondern auch solche, die eine gewisse emotionale Bandbreite bieten. Es sind Lieder, die sowohl aggressive, als auch melodische Momente haben, was die Grundlage für eine akustische Umsetzung erleichtert. Bei einigen Tracks wird deutlich, dass sie in ihrer ursprünglichen Form besser funktionieren, da die rohe Energie im Akustikgewand schwer zu transportieren ist.
Akustikversionen von bekannten Rock- oder Metal-Songs haben oft das Potenzial, eine neue emotionale Dimension zu eröffnen, indem sie das Tempo und die Intensität zurückschrauben und Raum für Feinheiten schaffen. Das gelingt ATREYU in einigen Fällen mal mehr oder weniger gut.
Coversongs: Eine Hommage, aber wenig Überraschung
Neben ihren eigenen Klassikern hat die Band mit „Like A Stone“ von Audioslave und „Mary Jane’s Last Dance“ von Tom Petty auch zwei bekannte Coversongs ins Album aufgenommen. Beide Titel sind ikonische Stücke, die im Original bereits mit starkem emotionalem Gehalt aufwarten. ATREYU gelingt es, diese Songs respektvoll zu covern, doch sie bringen wenig Neues oder Unerwartetes ein. Es sind solide Versionen, die den Originals treu bleiben, aber auch nicht darüber hinauswachsen. Gerade im Kontext eines Albums, das eigentlich Neuinterpretationen und frische Ansätze bieten soll, wirken die Coversongs eher wie eine nette Beigabe als wie ein essenzieller Bestandteil.
Fazit: Mutige Neuinterpretation, nicht ohne Schwächen
„The Pronoia Sessions“ zeigt ATREYU von einer neuen Seite und bietet langjährigen Fans eine interessante Möglichkeit, die Lieblingssongs der Band in einem anderen Licht zu erleben. Die Songauswahl ist eine Mischung aus ihren größten Hits, und für einige Songs funktioniert die akustische Reduktion überraschend gut, indem sie eine neue emotionale Tiefe offenbart. Doch nicht jeder Track schafft diesen Übergang reibungslos, und gelegentlich geht durch die ruhigeren Arrangements etwas von der ursprünglichen Energie verloren, die ATREYU so auszeichnet.
Das Album ist kein Meisterwerk, aber es ist ein mutiger und ehrlicher Versuch, sich als Band weiterzuentwickeln und etwas anderes zu wagen. Für Fans, die ATREYU schon lange begleiten, ist „The Pronoia Sessions“ ein schönes Experiment, das zeigt, wie sich die Band in ihrer musikalischen Reife und Reflexion weiterentwickelt hat.
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