Orla Gartland wirft mit ihrem zweiten Studioalbum „Everybody Needs A Hero” einen tief persönlichen, zugleich aber universellen Blick auf das Thema „Helden“. Während sie sich nach einer Trennung von einer langjährigen Beziehung neu orientiert, lotet die irische Sängerin und Songwriterin die Rollen und Erwartungen aus, die wir an andere – und oft auch an uns selbst – stellen. Auf ihrem eigenen Label New Friendsveröffentlicht, bleibt Gartland auch diesmal ihrem unverwechselbaren Stil treu, der in seiner Mischung aus introspektiven Texten und Indie-Pop-Sound ebenso eingängig wie vielschichtig ist. Ein Erfolgsrezept, wenn man sich die Streaming Zahlen und Charts Platzierungen ihres Debüts anschaut.
Album Nummer Zwei dreht sich nun um die Idee eines Helden, sei es im romantischen Sinne oder in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext. Es geht darum, jemanden zu haben, der uns aus unseren eigenen Tiefs rettet – oder zumindest davon ablenkt. Gartland hinterfragt dabei, wie diese Dynamik oft toxisch werden kann, wenn man sich zu sehr in jemand anderem verliert. Dieses Konzept zieht sich als roter Faden durch die zwölf Songs des Albums, die emotional aber niemals kitschig wirken.
Wie sehr das Konzept das Album trägt, konnte man bereits mit der ersten Single „The Hit” bewundern. Zwischen treibenden Beats und luftigen Gitarrenlinien reflektiert Gartland hier das Spannungsfeld zwischen hingebungsvoller Nähe und Verlust der eigenen Identität. Ein absoluter Keytrack des Albums und passender Appetizer für alle die „Everybody Needs A Hero” eine Chance geben wollen. Weitere Fixpunkte finden sich mit „Little Chaos”, „Late To the Party”, „Kiss Ur Face Forever” und „Mine”, welche allesamt treffsicher als Vorab-VÖs ausgekoppelt wurden.
Doch auch die Songs aus der zweiten Reihe können überzeugen, was nicht zuletzt an einer ziemlich runden Produktion liegen mag. In Zusammenarbeit mit Tom Stafford, der bereits an ihrem erfolgreichen Debütalbum „Woman on the Internet” mitwirkte, und ihrer engen Freundin Lauren Aquilina gelingt es Gartland, eine intime und gelichzeitig zugängliche Atmosphäre zu schaffen.
Alte Fans werden begeistert sein und auf diesem Qualitätslevel wird es für Gartland zudem ein leichtes Sein, weitere Bewunderer einzusammeln. „Everybody Needs a Hero” – Gartland ist auf dem Wege eine musikalischer zu werden.
Fotocredit: Nicole Ngai
Review: Marc Erdbrügger