Mit ihrem neuen Album „Make Me Real“, das am 26. April erscheint, betritt die Band CYPECORE klangliche und thematische Neuland. Wir das Frontstage Magazine hatte das Privileg, mit der Band über die Entwicklung ihres neuen, härteren und sakralen Sounds zu sprechen, sowie über die tiefgreifenden Themen, die sie in ihrem Album erkunden. Von der Integration neuer Götter und spirituell abgestumpfter Individuen bis hin zu Experimenten mit musikalischen Elementen und der Reflexion über künstliche Intelligenz und den Sinn des Lebens bietet das Album eine reichhaltige und vielschichtige Erfahrung.
Frontstage Magazine: Wie habt ihr den neuen, härteren und sakralen Sound für das Album entwickelt?
CYPECORE: Wie so oft passierte das im Laufe des Writing Prozesses irgendwie von alleine. Man arbeitet an einer Nummer und am Ende kommt immer etwas total überraschendes dabei heraus. Niemand hat im Vorfeld erwartet, dass sich der Sound dahingehend weiterentwickeln würde, aber als man die Songs im einzelnen und am Ende dann auch das Album in seiner Gesamtheit hörte, konnte man nicht umhin das zu akzeptieren. Schließlich ist der kreative Prozess im Laufe einer Albumproduktion auch immer eine Reise an deren Ende eine Momemntaufnahme der vergangenen Strecke steht.
Frontstage Magazine: Wie integriert ihr das Konzept der neuen Götter und der spirituell abgestumpften Individuen in das gesamte Album?
CYPECORE: Der Song „Neoteric Gods“ behandelt exakt dieses Thema. Wir haben beim Schreiben oft darüber nachgedacht, wie die Welt im Wandel war und was im dunklen Mittelalter noch der Rückhalt aus Glaube und Okkultem war scheint heute gänzlich der Technik und einem immer problematischeren Drang der Leute sich selbst zu vergöttern gewichen zu sein. Speziell die Zeilen in der Bridge vor dem letzten Chorus „Where are my gods? There are no gods! I am a god … no more!“ zielen auf genau diese Thematik ab und offenbaren eine Leere die in den Menschen zu sein scheint und danach strebt gef´üllt zu werden.
Frontstage Magazine: Gibt es irgendwelche neuen verrückten Experimente oder musikalischen Elemente, die ihr in diesem Album eingeführt habt?
CYPECORE: Wenn sich im Nachhinein rausstellt, dass es gelungene Experimente sind muss man vermutlich davon absehen, sie als solche zu bezeichen, aber die gab es in der Tat. Wir haben mit dem Titeltrack „Make Me Real“ eine erste Ballade veröffentlicht die bei den Leuten wahnsinnig gut ankommt, was uns sehr freut. Es gab auch erstmals längere Passagen an Sprechgesang und andere, mehr gutturale Gesangsvariationen die wir vorher noch nie benutzt haben. Glücklicherweise ist uns keines dieser Experimente auf die Füße gefallen und die bisher veröffentlichten Singles die diese Songs beinhalten sind allesamt gut angekommen.
Frontstage Magazine: Welche interessanten Anekdoten könnt du/ihr uns über den Entstehungsprozess des Albums nennen?
CYPECORE: Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie man sich im Prozess verlieren kann. Wir hatten ganz oft das Problem, dass wir eine Idee so sehr ausgefeilt haben und damit irgenwann nicht weiterkamen, dass uns der Perspektivwechsel von etwas Neuem gänzlich gefehlt hat. Oft war dann die Rettung einfach mal an etwas komplett anderem weiterzumachen um den Kopf und auch die Ohren wieder frei für Neues zu bekommen. Man manövriert sich wahnsinnig schnell in Sackgassen, wenn man sich zu sehr in eine konkrete Sache verliebt hat und das ist natürlich absolutes Gift für den kreativen Prozess. Oft entstanden die besten Ideen genau dann, wenn man nach 8 Stunden im Studio mal eben eine Pizza und ein Bier in der Kneipe nebenan zu sich genommen hatte und dann frisch ans Werk ging.
Frontstage Magazine: Wie kommt das Thema künstliche Intelligenz, Leben und Tod sowie der Sinn des Lebens im gesamten Album zum Ausdruck?
CYPECORE: Wir beschäftigen uns als Sci-Fi-Liebhaber natürlich schon lange mit diesen Themen, da sie ja maßgeblich in bekannten und beliebten Film und Buchformaten dieser Thematik behandelt werden. Da man jetzt natürlich auch die Möglichkeit hat selbst mit KI-tools zu arbeiten scheint eine Welt in der wir von Maschinen bedroht werden realistischer denn je. Fast Alle songs auf dem Album beinhalten diese Thematiken in irgend einer Form. Beispielsweise ist „Make Me Real“ basierend auf einer Zeitreisegeschichte in der ich selbst in der Zukunft meinen eigenen Leichnam finde und dann mit den Zeilen „ I’m sorry I didn’t tell you about the world“ Anteil am tödlichen Schicksal meiner selbst nehme.
Frontstage Magazine: Wie würdet ihr die Entwicklung als Band seit dem letzten Album beschreiben, besonders im Hinblick auf dieses neue Werk?
CYPECORE: Der Unterschied zum Vorgänger „ the Alliance“ war auf jeden Fall der kürzere Weg beim arbeiten. Da die Band durch verschiedene Umstände nun nur noch von zwei Personen geführt wird konnte man viele Dinge schneller regeln, allerdings fehlte stellenweise auch die Weitsicht mehrer Personen die nochmal neue Eindrücke bringen, was stellenweise auch für Herausforderungen sorgte. Wir haben uns jedoch nicht beirren lassen und uns die Zeit genommen die wir brauchten und sind mit dem Resultat sehr zufrieden. Jeder Song ist in sich stimmig, das Album ist in seiner Gesamtheit wahnsinnig vielseitig, es sind viele neue Ideen und Styles auf dem Album enthalten und dennoch spürt man bei jedem Song, dass es sich um eine Cypecore Nummer handelt und das ist uns am Ende des Tages am wichtigsten.
Frontstage Magazine: Was erhofft ihr euch von den Fans, wenn sie das Album von Anfang bis Ende hören?
CYPECORE: Ich würde mir wünschen, dass ich für jede/n Hörer/in ein Album geschaffen habe, dass die Leute wirklich berührt. Am Ende des Tages möchtest du Menschen Geborgenheit geben, Hoffnung, die Möglichkeit sich in deiner Kunst zu finden, sich ihr hinzugeben und Kraft zu geben für die Härte des Alltags. Wenn ich es schaffe, dass die Menschen diese Dinge empfinden sehe ich meine Aufgabe als erledig und ich freue mich über jede Person die mir Dinge dieser Art in irgend einer Form zurückmeldet.
Unsere Review zum aktuellen Album findet ihr hier.
Fotocredit: Alen Ljubi