„Let’s Die Now„ ist die vierte Single des Albums „EUFORIA“ (VÖ: 15.09.), die am 13.10. auf Bandcamp und am 20.10.2023 auf allen Plattformen via Santianes Records erscheint, dem eigenen Label der in Berlin lebenden Singer-Songwriterin Barbara Cuesta. Thematisch beschäftigt sich der Song mit der allgemeinen dystopischen Stimmung, die besonders seit der Pandemie spürbar ist. Statt der ersehnten Besserung der Lage folgten Krieg und eine entsprechend angespannte Wirtschaftslage.
Die halb deutsche, halb spanische Musikerin bezeichnet die Folgen für die Gesellschaft als einen „kollektiven Endzeitschaden„, den sie sowohl bissig als auch humorvoll aufgreift:
„Yes, they shot him in the face // When he had no gun // Did you say, let’s have a baby, build a house // That could be fun!“
Wie auch schon bei den vorangegangenen Singles „Los que se quedan“ und „Leo from a Distance“ ist das Thema Tod auffällig präsent. Gleichzeitig wird durch Aufnahmetechnik, Produktion (Zeina Azouqah, Barbara Cuesta) und Mix (Mirna Stanic) eine tröstende Ruhe und Intimität in den Song getragen. Das Ergebnis: Der Sound ist so trocken, dass man meinen könnte, die Sängerin flüstert einem ins Ohr – eine ähnliche Technik, die etwa Singer-Songwriterin Suzanne Vega verwendet.
Die Band unterstützt den Charakter des Understatements durch präzises, aber unaufgeregtes Spiel. Musikalisch hat Barbara Cuesta das Talent, die Schwere der Thematik mit emotionaler Stärke zu präsentieren und durch einige Kunstgriffe verdaulich zu machen: Beat und Gitarren laden zum Kopfnicken und durchaus zum Bewegen ein. Im Video zur Single wird dem ebenfalls Rechnung getragen, wenn zwei Frauen ausgelassen am Strand tanzen.
Die schwerwiegende Thematik wird mutig angegangen – doch gibt es am Ende dennoch Erleichterung, wenn im Song ein Chor die Auflösung präsentiert: „Let’s not die yet!“
Das bereits erwähnte Video entstand 2023 in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Pablo Casanueva, der aus demselben Ort in Nordspanien stammt wie die Künstlerin selbst. Gemeinsam erschaffen sie eine für diese Zeit ungewöhnlich ruhige und langsame Bildsprache, in der Kinderfotos verbrannt werden und Autos und wild auf den Gräbern der Vorfahren getanzt wird.
Schon auf ihrem ersten Album (2005, Universal Records) beweist Cuesta mit ihrem Song „Tod & So„, dass sie keine Angst vor den großen Themen hat. Im Gegenteil: Sie weiß, wie sie diese auf unterhaltsame Art präsentieren kann und kreiert so auf ihre ganz eigene Weise Popmomente.
Fotocredit: Pablo Casanueva