Am kommenden Freitag ist es endlich so weit: Das Metalcore-Kollektiv Architects releasen ihr zehntes Studioalbum, das auf den Namen „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ hört und über Epitaph Records erscheint. Auf Elf Songs dürfen sich die Freunde des gepflegten Metalcore freuen – darunter bereits veröffentlichte Singleauskopplungen wie „deep fake“, „tear gas“ und „when we were young“.
Wie fett können Gitarren klingen, wenn ihre Besitzer etwas von ihrem Handwerk verstehen? Auf diese Frage hat die britische Metalcore-Combo Architects mit ihrem zehnten Studioalbum eine Antwort gefunden: brachial!
Mit elf kraftvollen und energiegeladenen Songs beweisen Architects, dass sie es mit ihrem angekündigten Stilwechsel wirklich ernst meinen. Eingefleischte Fans werden wahrscheinlich einige Zeit brauchen, um mit dem neuen Sound warm zu werden, während sich andere schon während des Erklingens der ersten Synthies des Albumopeners „deep fake“ nach den eingängigen Melodien, treibenden Beats und dem kraftvollen Gesang von Frontmann Sam Carter die Finger lecken, die „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ mit zehn weiteren Tracks zu bieten hat.
Schon der Vorgänger „For Those That Wish To Exist“ kann bereits als Vorbote für den Stilwechsel des Quintetts aus Brighton dienen. Songs wie „Animals“ oder „An Ordinary Extinction“, machten schon bei dem neunten Album der Band deutlich, dass weniger manchmal eben doch mehr sein kann. Dass dieser neue und sehr einzigartige Sound die Herzen des Publikums höherschlagen lässt, zeigt sein Nummer-Eins-Status in Großbritannien.
Doch was macht dieses Album so besonders? Mit wiederkehrenden, eingängigen Pattern und griffigen Riffs wirkt „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ wesentlich aufgeräumter und übersichtlicher als noch seine Vorgänger. Die Architects-Ära der unüberschaubaren Elemente und komplizierten Fingerakrobatik scheint vorbei. Vielmehr bedient sich die Band einer Vielzahl an einfachen Modern-Metal-Elementen, was alles andere als despektierlich gemeint ist – eher im Gegenteil.
Die ersten Singleauskopplungen des Albums „deep fake“, „tear gas“ und „when we were young“ sind druckvoll, knallend, aber gleichzeitig eingängig und tanzbar. Und mal Butter bei die Fische: Eigentlich ist dieses Genre für alles andere bekannt als für seine Tanzbarkeit. Doch Architects schaffen einen Spagat aus drückendem Sound und tanzbaren Beats. Wer zwischen all dem Synthie-Sound mal so richtig auf die Fresse kriegen möchte, wird „a new moral low ground“ und „be very afraid“ mit Sicherheit ordentlich abfeiern. Was beim Intro von „a new moral low ground“ zunächst wie eine kleine Verschnaufpause klingt, verwandelt sich ab Sekunde 21 in ein wildgewordenes Biest, das sich freut, für ein paar Minuten einen Platz in der Manege der brachialen Klänge erhalten zu dürfen.
Produziert wurde die zehnte Platte der Architects von Dan Searle und Josh Middleton mit freundlicher Unterstützung von Sam Carter in den Middle Farm Studios von Decon und ihrem Hauptquartier, den Brighton Electric Studios. Nachdem sie den Vorgänger „For Those That Wish To Exist“ wegen der Corona-Pandemie größtenteils aus der Ferne und über das Internet aufgenommen haben, genoss die Band nun, für die Produktion ihres neuen Albums wieder gemeinsam im Studio zu sitzen und es zusammen aufzunehmen.
Schlagzeuger, Produzent und Songwriter der Architects Dan Searle beschreibt ihr zehntes Studioalbum insgesamt als „freier, verspielter und spontaner“. Es sei ein weniger ironischer geworden und vieles spontan aus dem Stegreif entstanden, erklärt erweiter. Doch nur, weil sich das Album an manchen Stellen nicht allzu ernst nimmt, heißt es nicht, dass die Band nicht auch düstere Themen darin verarbeitet. So ist der vierte Track des Albums „burn down my house“ für das Quintett das Herzstück des Longplayers. Er thematisiert den Kampf mit psychischen Problemen, der auch innerhalb der Band geführt wurde und zeigt auf, wie enorm wichtig psychische Gesundheit und das Reden mit Freunden über Sorgen und Ängste ist. Doch während „burn down my house“ eher melancholischer angehaucht ist und zum Nachdenken anregt, sind die meisten anderen Songs der Platte eine einzige Abriss-Party.
Um es auf den Punkt zu bringen, strotzt das neue Album der Architects nur so vor Energie, ballerndem Sound und industriell klingenden Riffs. Wer „For Those That Wish To Exist“ schon abfeierte, wird „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ lieben.
Tracklist:
- deep fake
- tear gas
- spit the bone
- burn down my house
- living is killing us
- when we were young
- doomscrolling
- born again pessimist
- a new moral low ground
- all the love in the world
- be very afraid
Fotocredit: Ed Mason