Den Fragen nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Identität sind vielen von uns sicherlich schon einmal begegnet. Ebenso wie der Auseinandersetzung mit dem Thema Diversity. Dass es vollkommen okay ist, dass wir die Summe unserer Umwelt sind, machen auch die Jungs von Hi! Spencer mit ihrer neuen EP „Memori“ deutlich, die am 8. April erscheint. Auf dem Weg dorthin ließen wir es uns nicht nehmen, Hi! Spencer-Frontmann Sven Bensmann zehn unserer Wunderfragen zu stellen.
Frontstage Magazine: Wenn du das Haus verlässt und ein kleines Kind vor deiner Tür steht und sich ein Foto mit dir wünscht, dann…
Sven Bensmann:… wäre ich glaube ich erstmal ziemlich perplex und würde fragen, ob es sich in der Haustür geirrt hätte. Wenn sich die Frage nach einem Foto dann aber bewahrheitet, würde es natürlich das gewünschte Foto bekommen, denke ich. Allzu oft ist das allerdings noch nicht passiert. Und wenn dann doch mal jemand in der Fußgängerzone fragt, dann freuen wir uns, quatschen kurz, machen ein Foto und alle gehen wieder ihrer Wege, im besten Fall mit einem kleinen Grinsen auf allen beteiligten Backen.
Frontstage Magazine: Wenn du rausfindest, dass euer größter Hit für rechte Propaganda genutzt würde, dann…
Sven Bensmann:… wäre das für etwaige Personen schon eine sehr entlarvende Dummheit. Rechtes Gedankengut ist in jeglicher Form so sehr abscheulich, dass man schon einige unserer Texte über mehrere Ecken missverstehen müsste, um diese für rechte Propaganda nutzen zu können. Vermutlich würden wir alle rechtsstaatlichen Möglichkeiten nutzen, um die Verwendung unserer Musik für diese Zwecke lückenlos zu unterbinden. Dass wir uns von so etwas distanzieren würden, steht außer Frage.
Frontstage Magazine: Wenn ein Schlager-Agent auf dich zukommt und euch Sex, Drugs and Rock’n’Roll verspricht, ihr dafür eure Songs aber zu Schlagertiteln umschreiben müsstet, dann…
Sven Bensmann:… hoffe ich, dass das Telefonat zumindest nett war, denn mehr wird daraus nicht hervorgehen. Es mag sehr plakativ und fast schon nach knallhartem Marketing klingen, aber uns ist sehr wichtig, dass alles was wir tun von Herzen kommt und authentisch ist. Und daraus entsteht eben auch unsere Musik. Und die ist beim besten Willen wenig schlageresk. Und dass die deutsche Schlagerszene Einiges an Sex, Drugs und Rock’n’Roll zu bieten hat, ist mir auch neu.
Frontstage Magazine: Wenn dir jemand sagt, er möchte sich euer Logo oder eine eurer Songzeilen tätowieren, dann…
Sven Bensmann:… fragen wir glaube ich besser zwei Mal nach, ob diese Person das wirklich möchte. Tatsächlich stand vor mir schon mal eine junge Frau am Merchstand und wollte, dass ich ihr den Songtitel „Richtung Norden“ mit Edding auf den Arm schreibe, damit sie sich den Schriftzug am morgigen Tag tätowieren lassen kann. Das hat schon etwas Druck in mir ausgelöst. Was wenn ich mich verschreibe? Oder was, wenn sie eine unserer kommenden Platten auf einmal abgrundtief kacke findet? Nach mehrmaligem Nachfragen habe ich dann aber doch getan wie gewünscht. Ich hoffe einfach, dass sie bis heute glücklich mit ihrem Tattoo ist.
Frontstage Magazine: Wenn du mit Hi! Spencer an einem unbekannten Ort vor unbekanntem Publikum spielen würdet, dann…
Sven Bensmann:… wäre das gar nicht mal so ungewohnt für uns. Ehrlich gesagt haben wir vor allem zu Beginn unserer Zeit als Band Hi! Spencer ja fast ausschließlich vor uns unbekanntem Publikum gespielt. Da lernt man recht schnell, wie man eine nicht direkt zugewandte Menge vor der Bühne für sich begeistert. Spannend wäre das schon. Ich glaube, wir würden das ganz gut hinbekommen.
Frontstage Magazine: Wenn Markus Lanz euch in seine Sendung einladen würde, dann…
Sven Bensmann:… würde ich meiner Tante endlich die Frage beantworten können, welches Aftershave der deutsche Talkshow-Gott trägt. Und danach hoffe ich auf ein cooles Interview, zu dem in der Woche Millionen von Zuschauenden gemütlich auf der Couch oder bereits im Bett einschlafen würden und unser in Interviews meist hochwertig infantiles Gerede unterbewusst in ihren Träumen wieder auftaucht.
Frontstage Magazine: Wenn ab morgen jeder Mensch in eine beliebige Anzahl an Parallelerden hin- und herreisen könnte, die von Menschen unberührt sind, dann…
Sven Bensmann:… hoffe ich, dass dieses Phänomen recht bald wieder verschwindet. Im Ernst, wir glänzen in den letzten Jahrzehnten nicht wirklich mit dem Umgang unserer eigenen Welt, das möchte ich Parallelwelten gerne ersparen.
Frontstage Magazine: Wenn die für euch persönlich wichtigste Erfindung nie wieder funktioniert, dann…
Sven Bensmann:… wüsste ich nicht, wo ich wertvollen Schlaf finden sollte. Dass der Erfinder oder die Erfinderin des Betts posthum noch keinen Friedensnobelpreis verliehen bekommen hat, erscheint mir fast als Skandal. Wenig ist so ergiebig, wie die Tatsache, dass es sich fast immer lohnt nochmal eine Nacht über eine einschneidende Entscheidung zu schlafen. Und wer schon einmal ein paar Tage länger mit einer Band auf Tour war, weiß ein gemütliches, im besten Fall eigenes Bett, ganz sicher zu schätzen. (grinst)
Frontstage Magazine: Wenn ihr euch entscheiden müsstest, ob ihr nur noch unter Wasser atmen oder fliegen könntet, dann…
Sven Bensmann:… würde ich erstmal fragen, ob ich vielleicht noch eine dritte Superkraft wählen könnte. Klar, fliegen ist toll, aber habt ihr schon mal über „Speichern und Laden“ nachgedacht? Wie in einem Computerspiel. Man macht irgendeinen Mist, von dem man nicht weiß, ob er gut verläuft, speichert vorher ab und wenn es dann nicht so fantastische Konsequenzen mit sich zieht, lädt man einfach wieder neu und probiert es nochmal. Ehrlich gesagt, der Gedanke ist schon verlockend. Je mehr ich aber darüber nachdenke freue ich mich schon, dass das keine Realität ist. Da würde einiges an so genanntem „Pfiff“ im Leben flöten gehen. Und gerade auf der Bühne sind nicht selten die ungeplanten Dinge auch die besten.
Frontstage Magazine: Wenn eure absolute Lieblingsband bei euch im Vorprogramm spielen würde, dann…
Sven Bensmann:… wären das glaube ich ganz schön viele Support-Acts an einem Abend. Wir fünf der Band Hi! Spencer haben nämlich, fernab des eigenen Genres, einen schon recht unterschiedlichen Musikgeschmack. Dann würden dort eine Metalband spielen, vielleicht ein klassisches Streicherquartett, eine schrabbelige Punkband und Elton John. Ich glaube nicht, dass unsere Musik danach noch Platz in den dann reizüberfluteten Köpfen des Publikums hätte, auch wenn man ehrlich sagen muss, dass all diese Einflüsse vielleicht irgendwo zwischen den Zeilen in unserer Musik wiederzufinden sind.
Fotocredit: Andreas Hornoff