ITCHY sind seit 20 Jahren eine feste Größe in der deutschen Musikszene. Sie bezeichnen sich selbst als „Non-Hit-Wonder“, haben gut 1.000 Konzerte auf der Agenda und nebenher wurden 2 Bücher veröffentlicht. Das zweite „20 Years Down The Road“ erschien anlässlich des Bandgeburtstages (die Review findet ihr hier). Aber damit nicht genug – die letzten Sommertage wurden für eine „Lese- und Akustiktour“ genutzt. Wir waren am 12.09.2021 in Hamburg bei dem Vorletzten Termin der Tour dabei.
Versprochen wurde „eine chaotische Lesung mit lauter Musik und Festivalcharakter, bei der, ganz Itchy-like, sicherlich nichts so ablaufen wird, wie es im Drehbuch steht“ und das wurde par excellence abgeliefert. Aber erstmal zum Anfang.
Die Bühne war in ein zartes Lichterkettenmeer getaucht. Auf dem dezenten Bildschirm in Bühnenmitte erschien kurz vor 20 Uhr die Anzeige „Die Band kommt jetzt gleich. Bitte dann laut klatschen.“ Der Abend begann dann kulturell mit dem ersten Teil der Lesung. Es ging um Freundschaft, das Kennenlernen untereinander sowie die Crew. Kurz gab es einen kleinen Rückblick was im ersten Buch „How to survive as a Rock band“ zu der Thematik zu finden war und manche Anekdoten wurden weiter ausgeschmückt. So gab es beispielsweise eine Zeit in der das größte Hobby im Tourbus war sich miteinander zu kloppen. Das hatte zur Folge, dass Panzer alle 3 Wochen beim Optiker saß um die Brille wieder gerade biegen zu lassen.
Nach knapp 40 Minuten wechselten ITCHY vom Tisch an die Instrumente. Anlässlich der Tour gab es für den Backliner Radu einen Nebenjob – als Bassist. Es folgten knapp 20 Minuten „Best Of“ – ITCHY und die Herren haben bewiesen, dass ein Akustikset nicht zwingend ruhig und gediegen sein muss, sondern dass der typische ITCHY-Punksound eben auch akustisch noch ordentlich Feuer hat.
Danach folgte das Kapitel über Presse und diverse skurrile Erlebnisse mit eben dieser. So haben ITCHY erzählt wie Max bei seiner ersten Promoreise beim Radiointerview in einer Morningshow eingenickt ist. Oder wie Sibbi ganz zu Anfang der Karriere einfach behauptet hat, dass sie auf einem Festival in der Nähe spielen und der Veranstalter dadurch „genötigt“ war sie tatsächlich spielen zu lassen. Im Publikum sind bei dem Kapitel über Hotels und sonstige Schlafgelegenheiten eine Menge Lachtränen geflossen. So wurden früher nicht immer Hotels gebucht, sondern eine Übernachtungsmöglichkeit auch mal via Aushang am Merchstand gesucht und gefunden. Oder nach einer Party wurde das Hotel nicht mehr gefunden und die Polizei hat als Taxi fungiert.
Das Finale des Abends bildete wieder ein knapp 20-minütiges Akustikset, dass Bock auf die Tour 2022 gemacht hat. Die 2 Stunden waren viel zu schnell vorbei. ITCHY sind (live) wie eine große, bunte Wundertüte – man kann nie sicher sein was alles passiert und dadurch sind die Herren in ihrem Chaos einfach so herrlich sympathisch und liebenswert.
Bereits in unserem Interview hatte Sibbi davon gesprochen, dass die Veranstaltungen während der Lesetour zum ersten Buch Comedy-Abende glichen und dass sie sich wünschen würden das wieder zu schaffen. Dieses Vorhaben ist definitiv geglückt – am Ende des Abends hatte ich Bauchweh vor Lachen und die Erwartungen an den Abend wurden übertroffen.
Das Interview mit Sibbi findet ihr hier.
Fotocredit: Janina Rossmannek