Dass Musik untrennbar mit Politik verbunden ist, zeigt diese Woche wieder einmal Kafvka mit dem dritten Album „Paroli„, welches am Freitag erscheinen wird. Gefeiert wird Kafvka vor allem in der linken Szene, weil die Band mehr und mehr als Sprachrohr der Jugend fungiert und seit dem 2018 erschienenen „Alle hassen Nazis“ sowieso auf keiner Demo fehlen darf. Diesen Hit haben sie passenderweise nach einem erschreckenden Pandemiejahr 2021 neu interpretiert. Dazu stehen in zwölf weiteren Tracks vor allem die lyrischen Botschaften im Vordergrund. Unsere Teamreview hat für euch nachgehört, ob diese im Rahmen des neuen Albums überzeugen können.
Jacky: Als ich kürzlich im Interview mit Culcha Candela war, hieß es, dass das ganze pandemiebezogene Vokabular nicht sonderlich attraktiv sei und man deshalb bewusst darauf verzichte, vor allem auf dem neuen Album. Dieser Aussage würde ich grundsätzlich ohne zu zögern zustimmen, aber Kafvka beweisen virtuos, warum es trotzdem nicht ganz verkehrt ist, sich auch musikalisch mit diesen Wörtern auseinanderzusetzen. Kafvka machen keine Musik zum Entspannen oder um zu zeigen, wie schön Musik sein kann. Viel mehr trifft einen das dritte Album da, wo es richtig weh tut. Es beschäftigt sich thematisch mit Inhalten aus der Mitte der Gesellschaft, zu denen aber Blindheit gegenüber Rassismus genauso gehört wir Maskenverweigerer*innen. Insgesamt sind es elf bärenstarke Songs plus Intro und Outro, die genau am Puls der Zeit geschrieben sind und dort auch ihren Raum einfordern. Dabei gehen sie auch selbstkritisch mit sich selbst ins Gericht. Ich glaube Probleme in Deutschland könnten besser verstanden und bewältigt werden, wenn sich jede*r einfach mal „Paroli“ in voller Länge anhören würde! (9-10-7)
Janina: Kafvka sind zurück und lauter denn je. Drei Jahre nach „2084“ erscheint mit „Paroli“ jetzt das 3. Album und es ist wütender und deutlicher als die Vorgänger. Durch die Rap-Passagen werden die Inhalte der Songs ungefilterter und wütender in die Welt transportiert. Ebenso leisten sie auch Aufklärungsarbeit – so ist der Begriff „Ally“ noch nicht sonderlich weit verbreitet und viele wissen damit nichts anzufangen. Bei „SNL“ handelt es sich um eine Kafvka Neuinterpretation von „Schrei nach Liebe“. Ebenfalls hoch anzurechnen ist, dass sie sich auch mit sich selbst und ihrer Vergangenheit auseinandersetzen – so beziehen sie bei „AHN FAQ“ Stellung zu den größten Kritikpunkten an ihrer Single „Alle hassen Nazis“. „Paroli“ ist laut, wütend und ist so wahr, dass es schwer im Magen liegt. (8-9-9)
Kevin: Kafvka liefern mit ihrem Album „Paroli“ ein Statement ab, was ich bis dato eher selten bis gar nicht gesehen habe. 13 an der Zahl sind es auf dem Album, also 13 mal ein Statement, welches nicht dem anderen gleicht und somit definitiv jeder Thematik gerecht wird. Egal, ob es um die aktuelle Pandemie geht in den Songs „Geschichte“ oder „Skip 2020“ oder man einfach der verfickten AFD die Stirn bietet in „SNL“ oder der Neuauflage des Songs „Alle hassen Nazis“ mit den Special Guests Sookee und Roger. Die Band schafft es mit ihren Songs wie kaum wer anders den Spiegel vor die Augen. Der Song „Ally“ befasst sich mit dem Alltagsrassismus, den die weiße Privilegierten gar nicht kennen und sich damit auch eher selten oder gar nicht auseinander setzen. Ich hab wöchentlich gut drei bis sechs Alben, die ich reviewe, aber dieses Album hat mich bisher am längsten gefesselt und auch in gewissen Situation noch mehr zum Nachdenken angeregt. Kafvka schaffen einfach das anzusprechen, was sich Wenige trauen, aber mehr tun sollten. Jetzt schon ist diese Platte in meinen Top 3 Alben des Jahres. Daher mein Abschlussatz: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Maske tragen und fresse halten“ (10-9-10)
Fotocredit: Thomas Tiefseetaucher