Genau wie die meisten von euch kann die Hamburger Band Royalist das neue Jahr nicht erwarten. Zum Jahresende haben unsere Redakteure Kevin und Jacky noch einmal mit Frontmann Ricardo sprechen dürfen. Gemeinsam schauen sie im Interview auf die Bandhighlights 2020. Dazu zählen vor allem das Reeperbahnfestival und viel freie Zeit, um kreativ zu sein. Wie die letzte Single „Call them out“ darein passt und was wir im neuen Jahr musikalisch fern gen Genregrenzen und Tour erwarten dürfen, lest ihr hier.
Frontstage Magazine: Hallo Jungs, wie ergeht es euch zurzeit? Freut ihr euch auch schon auf den Jahreswechsel?
Ricardo: Moin! Uns geht es wie allen Bands dieses Jahr: man hat viel Zeit. So schön das auch klingen mag, freuen wir uns trotzdem darauf dieses Jahr hinter uns zu lassen, um hoffentlich 2021 wieder live zu spielen. Wir haben zwar dieses Jahr unsere ersten Singles veröffentlicht, aber fast ohne Shows ist so ein Start natürlich nicht ganz so einfach umzusetzen.
Frontstage Magazine: Können wir mega gut nachvollziehen. Trotz 2020 und eurem relativ jungen Bandbestehens seit 2019 konntet ihr unter anderem bereits auf dem diesjährigen Reeperbahnfestival spielen. Wenngleich es in veränderter Form durchgeführt wurde ist es eins der wenigen Festivals, das dieses Jahr überhaupt stattgefunden hat. Was war es für eine Erfahrung lediglich vor sitzendem Publikum zu spielen?
Ricardo: Das war eines unserer Highlights des Jahres! Klar, durch die Pandemie wurde streng auf die Sicherheit aller Beteiligten vor und hinter der Bühne geachtet, aber das ist eben auch genau richtig so. Trotz aller Widrigkeiten haben wir viele Leute erlebt, die auf ihren Plätzen mitgefeiert haben und einfach eine gute Zeit hatten – und genau darum geht es ja beim Festival.
Frontstage Magazine: Eigentlich stand auch eine richtige Tour mit Die Happy in eurem Kalender. Das wäre ein richtig guter Einstieg gewesen. Wie kam es zu dieser Kooperation und was ist nun alternativ geplant?
Ricardo: Der Kontakt entstand durch die letzte Wintertour von Die Happy, bei der Sam und ich mit unserer alten Band den Support spielen durften. Man hat sich sehr gut verstanden und so wurden wir gefragt, ob wir nicht dieses Jahr mit ROYALIST mitfahren wollen – diesmal sogar auch außerhalb Deutschlands. Leider wurde die Tour vorerst auf nächstes Jahr verschoben, aber wir freuen uns nach wie vor riesig auf diese Chance!
Frontstage Magazine: Wir drücken euch die Daumen. Im September erschien eure letzte Single „Call Them Out“. Was ist die Message hinter dem Song?
Ricardo: „Call Them Out“ ist ein Mittelfinger in Richtung jeglicher Form von Unterdrückung. So gut wie jeder Mensch ist bereits Opfer von Ausgrenzung gewesen, sei es durch Mobbing, Diskriminierung oder Erniedrigung. Wir möchten denjenigen eine Stimme geben, die sich aus dieser Lage befreien wollen und gemeinsam auf Missstände hinzuweisen.
Frontstage Magazine: Ein komplettes Album gibt es im Moment noch nicht. Konntet ihr eure freie Zeit vielleicht darauf verwenden, sodass bald mit einem Album zu rechnen ist?
Ricardo: Genau, bisher haben wir „nur“ Singles veröffentlicht. Dieses Jahr haben wir fleißig genutzt und sehr viel neues Material geschrieben und an unserem Sound gefeilt. Das Ergebnis macht mich unglaublich stolz, es fällt mir bei jedem neuen Song schwer ihn nicht direkt in die Welt hinauszutragen. Bezüglich eines Albums: Ich darf noch nichts genaueres verraten, aber man kann sich nächstes Jahr definitiv auf einen größeren Release von uns freuen!
Frontstage Magazine: Allgemein, wie verbringt ihr eure Zeit im Lockdown? Erschafft man sich jetzt andere Kanäle sich kreativ auszuleben?
Ricardo: Auf jeden Fall, die kreative Energie muss ja raus. Zuletzt haben wir viel Zeit in Social Media gesteckt, um unserem Publikum einen besseren Einblick in unsere Arbeit zu geben. Darüber hinaus sind wir auch immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Leute zu erreichen. Zu Zeiten von TikTok und Instagram Reels gibt es natürlich ganz andere Wege, die Leute zu erreichen. Social Media ist schneller und auch persönlicher geworden deine Follower wollen in den Alltag ihrer Lieblingskünstler mitgenommen werden.
Frontstage Magazine: Das stimmt. Ihr spielt gerne mit Genregrenzen und setzt euch auch über diese hinweg. Wie habt ihr zu eurem ganz persönlichen Stil gefunden?
Ricardo: Musikalisch gesehen kommen wir alle aus unterschiedlichen Genres, haben unterschiedliche Vorlieben und Geschmäcker. Daraus einen gemeinsamen Nenner zu finden war keine leichte Aufgabe. Allerdings haben wir uns genau das zum Vorteil gemacht, da wir auf diese Weise Sounds vermischen konnten, die in der öffentlichen Wahrnehmung bisher eher gegensätzlich waren. Stark verzerrte Gitarren und Trap-Beats? Klar. Hardcore-Breakdowns und Dubstep? Wieso nicht. Wenn etwas in unseren Ohren gut klingt, steht uns keine Genreschublade im Weg.
Frontstage Magazine: Ideal, zudem seid ihr als DIY Band bekannt. Ist es euch wichtig selbst tätig zu sein, um den Überblick zu behalten und frei entscheiden zu können, was ihr wie macht, oder sprechen noch andere Gründe dafür?
Ricardo: Wir haben so ziemlich jeden wichtigen Aufgabenbereich einer Band bereits in den eigenen Reihen besetzt. Wir bestehen aus einem Musikproduzenten, einem Social-Media-Experten und zwei Designern. Natürlich versuchen wir deshalb, so viel wie möglich selbst zu machen. Darüber hinaus gibt uns diese DIY-Mentalität aber auch die Freiheit, mit Leuten zusammen zu arbeiten, von deren Fähigkeiten wir zutiefst überzeugt sind. So haben wir zum Beispiel über die letzten Monate und Jahre eine Gruppe aus Foto- und Videographen zusammengestellt, die unsere Vision teilen und auf die wir uns verlassen können. Solche Leute sind als Band unverzichtbar.
Frontstage Magazine: Unsere letzte Frage soll immer etwas anders sein: In welcher Location, egal wo auf der Welt, wolltet ihr als Band schon immer mal auftreten?
Ricardo: Interessant! Unsere musikalischen Wurzeln liegen definitiv im Vereinigten Königreich, da müssen wir eines Tages mal spielen; ROYALIST in der Royal Albert Hall hätte doch was. Gleichzeitig fühlen wir uns stark zur asiatischen Kultur hingezogen, was man auch hier und da in unseren Songs raushören kann. Eine kleine Tour in Japan wäre daher ein absoluter Traum. Das waren jetzt zwei Antworten – zählt aber trotzdem, oder?
Frontstage Magazine: Na klar, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch viel Erfolg für das neue Jahr!
Fotocredit: Royalist