Es gibt so Musiker, die es einfach schaffen das Publikum ohne viel Schnick Schnack bedingungslos in ihren Bann zu ziehen – Amistat. Die Brüder Jan und Josef Prasil aus Rosenheim punkten schon mit ihrer super sympathischen Ausstrahlung und wenn sie dann noch beginnen zu musizieren, dann ist es spätestens auch um den Letzten und die Letzte im Raum geschehen.
Aber fangen wir mal von vorne an. Eröffnet hat das Konzert Strahlemann Kim Churchill aus Canberra, der vor allem seine gute Laune, aber auch große Gefühle in seine Songs gepackt hat und nebenher auch noch die ein oder andere Anekdote dazu zum besten gegeben hat. Ein perfektes Warm-up, dass schon die ersten kleinen Fünkchen versprüht hat.

Denn das große Feuer haben Amistat dann später entzündet, obwohl es im Großen und Ganzen ein sehr ruhiges Konzert war. Dass es ein eher weniger tanzbares Konzert wird, das war im Voraus klar. Doch, dass trotzdem so viel Energie versprüht werden kann – das hätte ich nicht gedacht. Bereits bei den ersten Tönen von „Far from home“ war ich sicher nicht die Einzige, die Besuch von etwas Gänsehaut hatte. Zweistimmigkeit in Perfektion + präzise eingesetzte Gitarrenklänge, die von Klavier und Violine begleitet wurden.
Was wirklich schön war zu sehen, auch direkt von Konzertbeginn an schon: wie sich die Musiker darüber gefreut haben, dass sie vor ausverkaufter Hütte spielen. Denn die Große Freiheit 36 war gefühlt bis unter die Decke vollgestopft und dementsprechend warm, um nicht zu sagen heiß war es auch. Jedenfalls hat man nicht nur beim Blick ins Publikum viele strahlende Gesichter gesehen, sondern auch beim Blick auf die Bühne.

Was da ebenso aufgefallen ist, wie sehr die Zwillingsbrüder auch die Musiker schätzen, mit denen sie als Amistat die Bühne teilen. Diese Freude und Dankbarkeit hat man einfach gespürt und ihnen komplett abgenommen. Gerade die innige Freundschaft zu ihrem Violinisten Dimitri ist beim Konzert auf eine ganz angenehme Art & Weise zum Vorschein gekommen und vor allem hat es die Qualität der Musik nochmal total gesteigert. Ein besonders schöner Moment: als Jan, Josef & Dimitri am vordersten Rand der Bühne – also so nah wie möglich am Publikum – den Song „Listen to the silence“ performt haben.
Eigentlich gab es sogar den Plan einen Song mitten im Publikum zu performen, aber das ging auf Grund der ausverkauften Location nicht – auf der einen Seite schön, auf der anderen natürlich auch etwas schade.
Das hat der guten Stimmung aber dennoch keinen Abbruch getan. Es wurde mitgesungen, mitgeklatscht und doch auch ein bisschen getanzt.
Schönste Story vom Abend: die Zugabe. Denn kurz zuvor hatte Jan noch erzählt, dass sie vor einer Zugabe nicht mehr die Bühne verlassen, denn bei einem ihrer Konzerte, ist das Publikum dann schon vor der Zugabe abgehauen. Die Zugabe gab es in der Großen Freiheit 36 aber trotzdem, bloß eben ohne Verlassen der Stage. Aber das war noch nicht alles, denn nach der Zugabe hat das Publikum so lange weiter Lärm gemacht, also wirklich richtig laut darum gebeten, dass es sogar noch die Zugabe der Zugabe gab.
Amistat war glücklich. Das Publikum auch. Sehr!
Fotocredit: Johanna Lippke