Florian Künstler zählt zu Deutschlands aufstrebenden Singer-Songwritern. Durch das Meer um die Ecke und den dörflichen Rückhalt kann Florian vor allem in seiner Jugend Kraft schöpfen und in seinen Songs viel Persönliches verarbeiten. Dadurch wird sofort persönliche Nähe aufgebaut, die in Verbindung mit dem von Heinz Rudolf Kunze gelobten Talent, die Weichen für eine vielversprechende Karriere stellt. Im Interview geht es um seinen Schaffungsprozess und was für ihn den Sinn des Lebens ausmacht.
Frontstage Magazine: Hallo Florian, wie ergeht es Dir in der neuen Zeit des kulturellen Lockdowns? Wie nutzt Du aktuell die Zeit für Dich und Deine Musik?
Florian: Hallo, Hmm… sagen wir mal, ich versuch die Zeit zu nutzen um neue Lieder zu schreiben. Es fehlt mir aber unsagbar doll live zu spielen und unterwegs zu sein. Das ist mit das schönste an der Musik. Echte Emotionen vom Publikum und das Gefühl danach. Es ist schade, nicht mit seiner ersten EP loszufahren. Ich hoffe, ich bekomm diese Chance eines Tages.
Fronstage Magazine: 2012 hast Du an einem NDR-Wettbewerb teilgenommen und gewonnen. Dies veranlasste Heinz Rudolf Kunze zu der Aussage: „Die anderen seien zwar gut, aber Florian Künstler hat Talent!“ Und damit hat er mehr als Recht. Was ist es für ein Gefühl so eine Lobenshymne von einem erfahrenen Künstler zu erhalten, der jahrzehntelang mit seiner Musik in Deutschland erfolgreich gewesen ist.
Florian: Ich hab das erst später gesehen und bin schon ein bisschen rot geworden. Allein, dass er ein paar Meter neben uns auf der Bühne in der Jury saß war schon verrückt. Das war auch der erste Auftritt vor so richtig vielen Leuten und wir hatten auf jeden Fall zitternde Knie. Aber es war toll, auch wenn ich an Wettbewerben eher das Kennenlernen von anderen Musikern schätze anstatt das Gegeneinander. Aber mit Heinz Rudolf Kunze mal zu singen wäre schon was.
Frontstage Magazine: Der Norden ist Deine Heimat. Genau genommen ist es Ratekau nahe Lübeck, damit hast Du das Wasser direkt vor der Tür. Auf welche Weise beeinflusst Dich die Nähe zum Wasser? Auf uns wirkt so etwas beispielsweise immer inspirierend.
Florian: Es war ein Geschenk in diese Familie zu kommen und dort bleiben zu dürfen. Auf einmal war da ein Dorf, Freunde, Großeltern und ganz viel Wasser und Strand. Wir sind oft mit den Fahrrädern nach Timmendorf gefahren und ich mag es sehr, da einfach zu sitzen und den Möwen zu hören. Deren Geschrei macht immer so ein Gefühl von Urlaub und gleichzeitig von Zuhause.
Frontstage Magazine: Mit Deiner EP „Umwege“ und dem dazugehörigen NDR-Beitrag gibst du viel Persönliches aus Deiner Jugend und Deinem Aufwachsen preis. Hast Du die EP als Möglichkeit betrachtet Deine Geschichte zu erzählen?
Florian: Ich habe darüber nachgedacht, was ich preisgeben soll und was nicht. Aber ich möchte einfach losreden können ohne mich zu verstecken. Ich glaube das wäre falsch. Ich bin so viele Umwege gegangen und jedes Lied ist eine Erfahrung, eine Art Narbe und eine Erinnerung an das ganze Chaos und der Weg bis ich wirklich in den Spiegel sehen konnte. Ich glaube die EP ist eine sehr direkte Art mich sehr persönlich kennenzulernen und das gerne ohne Small Talk.
Frontstage Magazine: Bist Du jetzt eben über diesen Umwegen da, wo Du hin möchtest? Worin besteht, Deiner Meinung nach, der Sinn des Lebens?
Florian: Der Sinn des Lebens ist ja für jeden anders. Ich würde mir wünschen eines Tages meine Mitte zu finden. Klingt sehr esoterisch, aber eine Art Zufriedenheit und Ruhe ist das was ich mir wünsche. Vielleicht weil es bis hierher so verrückt war und ich seit dem ersten Lebensjahr irgendwie kämpfen musste. Ob ich da bin wo ich hin möchte, hmmm, ich hab den ersten Schritt machen dürfen und will noch ein paar weitere gehen. Aber dass es mich jetzt auf einmal so öffentlich gibt ist unglaublich. Menschen können sich die Musik anhören und das ist so schön.
Frontstage Magazine: Wie schaffst Du es Deine Zuhörer emotional so anzusprechen und einzufangen, wie Du es auf Deine einzigartige, direkte Art tust?
Florian: Ich glaub das können auch viele andere. Ich glaube, dass man nicht zu viel, oder eher sogar gar keine Verpackung braucht. Der direkte Weg ins Herz ist, wenn man sich angreifbar macht. Das merkt man sofort finde ich. Jeder Mensch hat Sorgen, Wünsche, Träume und möchte doch nur gesehen werden und das kann Musik, alles verstehen und dich umarmen. Dafür ist sie da und das geht am Besten ohne viel umschreiben oder verkopfen. Sag es so wie es ist und bring das Gefühl raus.
Frontstage Magazine: Am 07. November hättest Du mit Falk im Hamburger Knust auf der Bühne stehen sollen. Wenngleich das Konzert natürlich Coronakonform geplant war, muss es nun durch die neuen Bestimmungen trotzdem ausfallen. Wie wichtig ist es nun die Kulturszene zu unterstützen und wie kann jeder Einzelne zu dem Erhalt dieser Branche beitragen?
Florian: Irgendwie hatte ich damit schon gerechnet und trotzdem war es ein sogenannter blöder und trauriger Moment als die Nachricht kam. Ich hatte mich so gefreut, einfach wieder auf der Bühne vor Menschen stehen zu können aber ich muss sagen, besser als es Till Brönner in seiner Stellungnahme gesagt hat, geht es gar nicht. Wir sind so viele und nun ist die Zeit zusammenzuhalten und ich glaub daran, dass das funktionieren kann. Stell dir mal vor alle, also wirklich alle, würden mal zwei Tage den Stecker ziehen. Das wäre kein Schuss vor den Bug, das wäre ne Kanonenkugel.
Frontstage Magazine: Hast Du vielleicht eine Empfehlung parat, wie man es schaffen kann in diesem scheinbar relativ freudlosen November den Bezug zur Musik, zum Tanzen, Feiern und Leben nicht zu verlieren?
Florian: Es ist immer ein Sache des Blickwinkels. Der November bringt die schönsten Farben. Schnapp dir deinen Partner und tanze langsamen Walzer in der Wohnung oder mach einen online Fitnesskurs mit. Es kann keiner sehen ob du dich zum Affen machst. Ruf deine Oma an und frag sie wie sie die Röstkartoffeln so hinbekommt und versuch es dann. Bau für deine Haustiere aus allen Decken eine neue Höhle und geh selber mit rein. Man muss sich ein bissen umschauen und die Augen auflassen dann kommt die Muse ganz plötzlich.
Frontstage Magazine: Was ist die witzigste Geschichte mit Deinem Namen? Du wurdest doch sicherlich schon millionenfach danach gefragt?!
Florian: Hmm… dass Leute es nicht glauben bis ich meinen Ausweis zeige. Ich sag fast immer wenn ich auftrete, dass ich wirklich so heiße. Das bricht das Eis und es ist leicht zu merken.
Frontstage Magazine: Unsere letzte Frage fällt immer etwas aus der Reihe: Welches ist Dein Lieblingsdinosaurier?
Florian: Ich fand den Ankylosaurus immer stark.
Frontstage Magazine: Vielen Dank für Deine Zeit und das Interview! Wir wünschen Dir viel Erfolg für die Zukunft und hoffen, dass wir Dich bald wieder live erleben können.
Florian: Danke für eure Fragen. Bleibt gesund und kommt gut durch den Winter.
Heute veröffentlichte Florian Künstler außerdem seinen neuen Song „Diese Straßen“
Fotocredit: Ben Wolf