Um den Jahreswechsel gebührend zu feiern und das Jahr 2020 aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen, haben die belgischen Festivalveranstalter noch einmal was ganz Besonderes aus dem Hut gezaubert: eine digitale Tomorrowland-Ausgabe am letzten Tag des Jahres. Unter dem Motto „New Year’s Celebration“ werden insgesamt 450 Tracks, umgerechnet 21,5 Stunden Musik, produziert. Wie die sich direkt an Silvester anhören, haben unsere Redakteure Kevin und Jacky für euch ausgetestet. Schließlich kann man sich das digitale Festival zwei Wochen lang in seiner gesamten Dimension noch einmal zu Gemüte führen.
Das Prinzip des Events ist aus der Tomorrowland Around the World Edition soweit bekannt. 32 Menschen haben tausende Arbeitsstunden investiert, um ein visuelles Feuerwerk, im doppelten Sinne, zu gewährleisten. Wie auch im Sommer werden Superlative aufgefahren, wenn es um Animationen geht, wie beispielsweise 1200 Feuerwerke und über 65.000 Fahnen. Und diese emsige Detailverliebtheit sieht man. Die gebotenen Bilder sind gewaltig und besonders die Einblendung von einzelnen Partygästen ist herausragend und sieht täuschend echt aus. Die Locations werden wie im Sommer als Insel dargestellt, auf der man sich durchklicken und die vier Bühnen bestaunen kann. Von der Aufmachung gefällt uns die Planaxis im Unterwasserlook am besten, aber wir bewegen uns am meisten auf der Mainstage, der Melodia.
Dabei gibt es hierfür nicht immer zwingend einen musikalischen Grund, vielmehr zickt die Technik ein bisschen. Das Wechseln der Stages funktioniert zumindest bei uns nicht ohne endloses, zielloses Laden, was die Stimmung tatsächlich ziemlich killt. Schließlich will man zur Silvesterfeier gerne Musik haben. Jedoch können wir nicht ausschließen, dass die technischen Ungenauigkeiten nicht unserem Equipment geschuldet sind. Abgesehen davon hält das Tomorrowland das, was es verspricht: es ist eine grandiose, digitale Party. 28 Künstler*innen heizen der Partystimmung ordentlich ein und der typische Festivalgesang, unter anderem bei David Guetta, wird gut in Szene gesetzt. Am besten gefallen uns Major Lazer, die mit ihrem einzigartigen Mix aus Reggae und Dancehall sowie ihren Tänzerinnen dieses Feeling auf das eigene Wohnzimmer übertragen und es so zur Tanzfläche werden lassen. Die 45 Minuten sorgen bei uns durchweg für gute Stimmung. Ein bisschen enttäuscht andererseits sind wir vom Auftritt von DJ Snooppadelic. Vom einstigen Rap-Idol haben wir uns doch mehr versprochen als eine mäßige, wenngleich chillige Vorstellung des 49-Jährigen mit Hilfe von Rauschmitteln. Die Pulse Stage liefert durchweg soliden Hardstyle, wobei es uns Brennan Heart und Konsorten am meisten angetan haben. Andere Headliner wie Armin van Buuren oder Camelphat spielen gewohnt routiniert ihr Programm herunter.
Alles in allem bringt das Elektro-Festival also vieles mit, was man für eine gelungene Party so benötigt. Es hat definitiv Spaß gemacht mit den Star-DJs ins neue Jahr zu tanzen und auch visuell hat die Partyinsel wieder eine Menge zu bieten. Für Fans der elektronischen Musik ist das Spektakel definitiv zu empfehlen und auch seinen Preis wert.
Fotocredit: offizielle Tomorrowland-Graphik