Lennart A. Salomon gehört zu den vielseitigsten Musikern unseres Landes. Seit über 20 Jahren ist er Frontmann von SONO, dazu gab es immer wieder andere Bandprojekte und er ist als Solokünstler aktiv. Nebenbei vertont er die Kinderserie „Ein Fall für die Erdmännchen“. Vor kurzem ist seine Single „So Many Colours“ erschienen und die nächste „Spin The Wheel“ zusammen mit Morphose steht bereits in den Startlöchern. Wir haben mit ihm darüber gesprochen wie er alles unter einen Hut bekommt, welches Genre ihm am besten gefällt und erfahren warum man die Songauswahl mit Essen gleichsetzen kann.
Frontstage Magazine: Hallo Lennart! Schön, dass es geklappt hat. Wie geht’s dir?
Lennart A. Salomon: Danke der Nachfrage – eigentlich ganz gut. Es sind fragile Zeiten, in denen man nicht wirklich planen kann, aber ich tue es trotzdem.
Frontstage Magazine: Am 22.10.2021 erschien deine Single „So Many Colours“ – worum geht es und wie ist der Song entstanden?
Lennart A. Salomon: Wenn man so will, ist das mein „Corona Song“. Den habe ich zwischen dem ersten und zweiten Lockdown im letzten Jahr geschrieben – die letzte Strophe tatsächlich in einem Hotelzimmer nach einem Konzert. Es geht in dem Song um das, was die Pandemie mit den Menschen gemacht hat: Fronten sind verhärtet, es gibt oft nur noch schwarz oder weiß. Wenn du nicht so denkst wie ich, bist du mein Feind. Während des ersten Lockdowns starb Bill Withers, der mir musikalisch viel bedeutet hat. Das hat mich hart getroffen. Withers hat einen schönen Song, der heißt „Friend of mine“, in dem es um ein ähnliches Thema geht. Die Zeile hat mich dann final zu diesem Song inspiriert.
Frontstage Magazine: Ich habe Gerüchte um einen weiteren Single Release bzw. eine EP gehört – kannst du dazu schon etwas verraten?
Lennart A. Salomon: Es wird noch mindestens eine Single kommen, bevor ich die gesamte EP veröffentliche. Wann weiß ich noch nicht, denn ich mach ja alles selber. Aber ich schätze noch vor Weihnachten.
Frontstage Magazine: Du bist als Solokünstler unterwegs, als Frontmann von SONO und machst außerdem noch Filmmusik für „Ein Fall für die Erdmännchen“. Alles sehr unterschiedliche Dinge – wie ist es dazu gekommen, dass du in so vielen verschiedenen Genres unterwegs bist?
Lennart A. Salomon: SONO gibt es inzwischen seit fast 22 Jahren und die Besetzung hat sich nie geändert – wenn wir drei zusammen Musik machen, kommt halt immer ein gewisser Sound dabei raus. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Charakteren und musikalischen Sozialisationen innerhalb der Band. Mein musikalischer Background ist dabei ja eher Songwriter basiert. Das, was sich wirklich vom Rest unterscheidet ist die Arbeit für „Ein Fall für die Erdmännchen“. Da komponiere ich nicht Song basiert, sondern da geht es darum, ein musikalisches Bett zu bauen, welches Emotionen unterstützt oder in eine Richtung lenkt. Mit der Filmmusik kam ein Standbein dazu, in dem ich mich noch mal ganz anders kreativ austoben kann, als bei den Band- und Künstler Projekten. Um es kurz zu machen: Ich arbeite gerne und an unterschiedlichen Dingen. So wird es nie langweilig. Deswegen schätze ich es sehr, so eine große Spielwiese zu haben.
Frontstage Magazine: In Bezug aufs Songwriting bzw. Komponieren – welche Richtung fällt dir am leichtesten? Oder was macht dir am meisten Spaß?
Lennart A. Salomon: Das „einfache“ komponieren nur mit Gitarre und Gesang fällt einerseits am Leichtesten, weil man nichts anderes braucht als eine Gitarre und eine Idee. Andererseits ist es nicht immer leicht den Song so zu schreiben und zu arrangieren, das nichts fehlt. Es macht großen Spaß, wenn Ideen zustande kommen. Am Anfang ist ja nichts da, am Ende des Prozesses ein Song. Es macht auch großen Spaß mit der Band zusammen Ideen zu entwickeln – es kommen dann Einflüsse und Dinge dazu, auf die ich alleine nie gekommen wäre.
Aber wie eben schon beschrieben ist es für mich sehr befriedigend auf unterschiedliche Arten zu arbeiten, daher kann ich die Frage gar nicht eindeutig beantworten.
Frontstage Magazine: Wenn du dich musikalisch für eine Richtung entscheiden müsstest, welche würdest du dann wählen?
Lennart A. Salomon: Das wäre dann wohl Singer-Songwriter. Oder sagen wir mal erwachsene Pop-Musik.
Frontstage Magazine: Wie schaffst du es eigentlich alles unter einen Hut zu bekommen?
Lennart A. Salomon: Das geht ganz gut – ich muss mich allerdings dafür auch strukturieren und Zeitfenster schaffen. Bei der Fernsehserie ist das insofern einfach, als das es da Abgabe Termine gibt. An die muss ich mich halten. In der Zeit müssen andere Dinge einfach warten.
Frontstage Magazine: In deiner umfangreichen Diskografie – gibt es da einen oder mehrere Songs, die du lieber streichen würdest?
Lennart A. Salomon: Nein. Es gibt Songs, die finde ich inzwischen nicht mehr so geil, wie in dem Moment, in dem sie entstanden sind, aber Songs sind ja auch immer Zeitkapseln, die aus einem Grund in einer gewissen Zeit entstanden sind. Und sie sind Teil meiner Geschichte und haben mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Daher gehören sie auch weiterhin dazu.
Frontstage Magazine: Von deinen eigenen Songs und völlig egal von welcher der Bands oder deiner Solotätigkeit – hast du da einen Lieblingssong? Wenn ja, was macht diesen Song besonders?
Lennart A. Salomon: Den einen Song gibt es nicht, nein. Dadurch, dass ich eigentlich immer Konzerte spiele und nicht Tourblöcke habe, bearbeite ich auch immer wieder meine Konzert Programme. Und dann spiele ich mal wieder einen Song, den ich ein paar Jahre nicht gespielt habe und entdecke dabei manchmal echt gute Songs, die ich schon wieder vergessen hatte. Das ist wie mit Essen. Man hat so seine Leibgerichte und dann denkt man manchmal: „ach, das könnte ich doch auch mal wieder essen“ und dann hat man eine Phase, wo bestimmte andere Sachen gerade ganz oben auf der Liste stehen.
Frontstage Magazine: Demnächst erscheint der Song „Spin The Wheel“ zusammen mit Morphose. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was erwartet uns da?
Lennart A. Salomon: Christoph Schauer ist die kreative Zelle hinter Morphose. Christoph hat mich über Facebook angeschrieben (glaube ich), nachdem er ein Konzert von SONO gesehen hat und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, eine Topline – also Gesangsmelodie und Text für einen seiner Songs zu schreiben. Das konnte ich offensichtlich, hahaha.
Wir haben sehr schnell eine kreative Ebene gefunden und uns Ideen hin- und hergeschickt. Ein halbes Jahr später, im Juni, haben wir uns dann zum Videodreh das erste Mal getroffen. Vorher lief alles über Email und Telefon. Meine Parts habe ich in meinem Studio eingespielt und gesungen und ihm geschickt, er hat dann mit meinen Spuren weitergearbeitet.
Der Song ist ein intensiver, dunkler, aufwendiger Song, mit echten Drums und einem kompletten Orchester, dass er in Budapest aufgenommen hat. Für mich hat „Spin the wheel“ auch etwas von Filmmusik und ist sehr sphärisch. Ich finde ihn großartig!
Frontstage Magazine: Gibt es einen „Wunschkünstler*in“ mit dem du unbedingt irgendwann einmal zusammenarbeiten möchtest?
Lennart A. Salomon: Ja! Bernhoft. Ein Singer-Songwriter aus Norwegen, den ich unheimlich gut finde und mit dem ich gerne mal zusammen Musik machen würde. Oder auch Jamie Lidell aus England.
Beide Künstler verschieben Genre Grenzen und arbeiten auf ungeheuer hohem, musikalischen Niveau. Ich glaube, ich könnte bei beiden sehr viel lernen.
Frontstage Magazine: Was sind deine Pläne für 2022?
Lennart A. Salomon: Wir werden mit SONO endlich auf unsere Jubiläums Tour gehen, die wir Pandemie bedingt jetzt schon um zwei Jahre verschieben mussten und passend zur Tour ein neues Album herausbringen an dem wir in diesem Jahr gearbeitet haben. Außerdem werde ich wieder viel als Solokünstler unterwegs sein und möchte die nächste EP fertig schreiben und aufnehmen. Dafür treffe ich mich seit Anfang des Jahres mit unterschiedlichen anderen Künstlern, um mit ihnen zusammen Songs zu schreiben. Es wird außerdem die sechste Staffel von „Ein Fall für die Erdmännchen“ gedreht, die ich dann wieder komplett vertonen darf. Mit Morphose wird es auch einen weiteren Titel geben.
Es steht also einiges an – wenn uns Corona nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.
Frontstage Magazine: Vielen Dank!
Lennart A. Salomon – Live und akustisch
19.11.2021 Uetersen – Zur Erholung
24.11.2021 Nürnberg – Tante Betty
26.11.2021 Zirndorf – erlebe Wigner
27.11.2021 Oberweiling – Kneipenbühne
03.12.2021 Lübeck – Tonfink
10.12.2021 Kiel – Prinz Willy
11.12.2021 Neustadt – Arborea Resort
18.12.2021 Neustadt – Arborea Resort
Fotocredit: Max Schröter