Alligatoah begeisterte seine Fans mit zwei beeindruckenden Konzerten am 31. Januar 2025 in der ZAG Arena in Hannover und am 1. Februar 2025 in der Barclays Arena in Hamburg. Beide Shows boten ein identisches Programm, was bei einer Stadiontournee nicht überrascht, jedoch einen gewissen routinierten Eindruck hinterließ. Dennoch war die Performance energiegeladen und voller Überraschungen.
Der Abend begann spektakulär mit dem Song „Stay in Touch„. Auf der Videoleinwand war zu sehen, wie Alligatoah den Song performte und dabei scheinbar vom Himmel fiel. Plötzlich stürzte er tatsächlich von der Decke auf die Bühne – ein inszenierter, aber atemberaubender Moment, der das Publikum sofort in seinen Bann zog.
Die gesamte Bühne war als Büro eingerichtet – Schreibtische, Stühle, Aktenordner. Doch diese Ordnung hielt nicht lange. Während des Konzerts zerstörte Alligatoah nach und nach das gesamte Bühnenbild, was eine Mischung aus Chaos und künstlerischer Inszenierung schuf. Die Zuschauer*innen feierten jede Zerstörungsaktion euphorisch.
Das Set bestand aus 21 Songs und bot eine gelungene Mischung aus alten Klassikern und neuen Hits. Besonders die neueren Songs wie „Küssen„, „So Raus“ und „Partner in Crime“ sorgten für Eskalation im Publikum. Das neue Album, das deutlich von Metal- und Hardcore-Elementen geprägt ist, kam bei den Fans extrem gut an. Dies zeigte sich auch in der Fanbase: Viele trugen Shirts von Bands wie Slipknot, Parkway Drive, Lorna Shore oder Enter Shikari – ein klares Zeichen, dass Alligatoah sich erfolgreich in der Metal- und Hardcore-Szene etabliert hat. Dass Alligatoah inzwischen regelmäßig auf Festivals wie dem Wacken Open Air oder dem Full Force Festival spielt, zeigt, dass er die Grenzen zwischen Hip-Hop, Pop und Metal immer weiter verwischt. Dieses Crossover-Konzept funktioniert, weil es authentisch ist und die Fans genau diese Vielseitigkeit schätzen.
Eine große Überraschung war die Wahl des Coversongs: Während viele mit einer Slipknot-Interpretation gerechnet hatten, entschied sich Alligatoah für eine eigene Metal-Version von „Daylight in Your Eyes“ von den No Angels. Ein unerwarteter, aber genialer Moment, der das Publikum begeisterte und für Gänsehaut sorgte.
Neben der musikalischen Darbietung wusste Alligatoah auch auf andere Weise das Publikum zu unterhalten. Sei es mit eingebauten Yoga-Übungen, seinen gewohnt sarkastischen und humorvollen Ansagen oder dem vollständigen Abriss der Bühnendekoration – er bewies einmal mehr, dass er nicht nur ein Musiker, sondern ein Gesamtkunstwerk ist.
Fazit: Alligatoah weiß, wie man die Massen bewegt – sei es durch spektakuläre Bühnenshows, genreübergreifende Musik oder klare Statements. Besonders letzteres kam in Hamburg zur Geltung: Dort stimmte die gesamte Arena den Sprechchor „Ganz Hamburg hasst die AfD“ an, was Alligatoah sichtlich erfreute. Dies war der einzige Unterschied zwischen den beiden Shows, machte aber deutlich, dass Musik auch eine politische Botschaft transportieren kann. Zudem hatte wenige Stunden zuvor eine Demonstration gegen Rechts in Hamburg stattgefunden, an der auch einige Konzertbesucher*innen teilnahmen. Ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Zivilcourage.
Alligatoah beweist mit dieser Tour, dass er mehr ist als ein einfacher Musiker. Er ist ein Entertainer, ein Geschichtenerzähler und ein Künstler, der keine Angst hat, Grenzen zu überschreiten. Wer ihn live erlebt hat, wird diesen Abend so schnell nicht vergessen.
Fotocredit: Kevin Randy Emmers