Vor 30 Jahren gründete sich im Hochsauerlandkreis eine Band, die entgegen des damaligen Zeitgeistes auf Deutsch sang und textlich dazu auch noch politisch und progressiv unterwegs war. „Not typically Sauerland“ könnte man sagen, aber genau diese Andersartigkeit bescherte der Band damals Auftritte in der ganzen Republik, sowie Kultstatus in ihrer Heimatregion.
Musikalisch sind die Steine durch diese Phase vom Punk ab- und näher an den klassischen Rock gerückt, integrieren aber auch Elemente von Funk und seltener Hiphop. Aber auch vor dem ideologischen Freiheitsbegriff des Rock’n Roll macht die Evolution nicht halt: Längst sind die lärmenden Harleys verkauft und dem Elektro Bus gewichen. Statt verpeilter Egozentrik und Dauersuff sorgen demokratische Entscheidungsprozesse und respektvoller Umgang miteinander für den guten Spirit. Bei den Steinen erinnert aktuell nichts mehr an das Klischee der „verzogenen Rotznasen-Rebellen“; die Texte sind tiefgängiger und bewusster: ökologischer Raubbau, Verteilungsungerechtigkeit, Krieg, Rechtspopulismus.
Anfang September startet die Band nun eine Serie von Single Releases und hat sich zum Auftakt erstmal ein radiotaugliches und vordergründig unpolitisches Stück ausgesucht: „KILOMETERWEIT“ scheint auf den ersten Blick die Geschichte einer enttäuschten Liebe zu erzählen, thematisiert aber auf einer tieferen Ebene gleich zwei aktuelle gesellschaftliche Phänomene:
Die von vielen Menschen empfundene Einsamkeit und Isolation, unter der laut Bundesinstitut für Gesellschaftsforschung aktuell auch 44,5% der 19 bis 29 jährigen leiden, sowie die stetige Zunahme von Gewalt in Beziehungen – übrigens auch mit Männern als Betroffene.
Im begleitenden Musikvideo wird diese Bipolarität der Empfindungen, das rasche Kippen der Gefühle von anfänglicher Verliebtheit und Idealisierung in blanken Hass und das Entsetzen darüber mit dem Stilmittel der Hyperromantik sowie eines professionellen Stuntfights der Protagonisten entsprechend drastisch dargestellt. Genau dafür haben sich die STEINE den renommierten Stuntfight Coach Rob Kowalewski als Produzenten ins Boot geholt, der auch das Schauspiel und die Inszenierung in der Hamburger Klangbar leitete. Interessanterweise ist „KILOMETERWEIT“ eine Liveaufnahme – authentisch und direkt, so klingen die Steine am Besten!
Bildquelle: STEINE via Superlife Promo