Um sie vorzustellen, bedarf es eigentlich gar keine einleitenden Worte mehr: Ms. Taylor Alison Swift. Sie ist nicht weniger als die erfolgreichste Sängerin unserer Zeit, bricht ihre eigenen Rekorde am laufenden Band und befindet sich gerade mit ihrer The Eras Tour auf Welttournee. Wir hatten neben 50.000 anderen Swifties das Glück eine der sagenumwobenen Shows besuchen zu dürfen, genauer gesagt Hamburg N2, welche am Mittwochabend im ausverkauften Volksparkstadion abgehalten wurde. Alles, was ihr über Taylor Swift Shows gehört habt, ist wahr – ein Taylor Swift Konzert bringt eine Stadt in den Ausnahmezustand.
Bereits am Dienstagabend feierte die 34-jährige eine ihrer ikonischen Regenshows im Volksparkstadion. Die Bilder der klitschnassen Sängerin wurden fleißig auf Social Media geteilt. Am zweiten Abend des Spektakels sah dies ganz anders aus und man konnte sich über blauen Himmel und die langsam untergehende Sonne freuen, die die Pailettenklamotten auf den Oberrängen zum Funkeln brachte. Dazu brachte „TayTay“ eine befreundete Band aus Tennessee mit, die für sich alleine schon Grund für einen Konzertbesuch gewesen wären. Die Alternative-Rockband Paramore rund um Frontfrau Hayley Williams zeigten schon einmal, wie man den überdimensionalen Steg, der sich fast auf der gesamten Länge der Arena erstreckte, nutzen konnte. Sie hüpfte energiegeladen auf und ab und agierte spielerisch mit ihrer in roten Hemden gekleideten Band. Zu dem wohl bekanntesten Song „Misery Business“ wurde sich mit mit der berühmten Pommesgabel als Krone bereit gemacht richtig zu rocken und Hamburg schon mal auf seine Tanz- und Singfähigkeiten zu testen.
Um kurz vor halb acht wurde es spannend, als unter lautem Geschrei die Hauptakteurin des Abends das Stadion betrat, kurz bevor der Countdown auf der riesigen LED-Wand erschien. Am Ende des Countdowns, der lauter ausfiel als bei jedem Neujahr, startete eine drei Stunden und 20 Minuten andauernde Show der Superlative. Tänzer und Tänzerinnen mit übergroßen Kragen, die sich fächermäßig in die Luft stellten und an gigantische Blütenblätter erinnerten, schwebten über den massiven Steg. In der Mitte formierten sie sich zu einer riesigen Blume, unter der dramatischerweise Taylor Swift entsprang. Wir hätten uns einen Gehörschutz gewünscht, aber nicht weil die Musik zu laut gewesen wäre, sondern weil das Geschrei der hauptsächlich weiblich gelesenen Fans ohrenbetäubend laut war. Aber, und das ist das Schöne, waren es eben nicht nur weibliche Fans von ganz klein bis ganz alt, die den Superstar gefeiert haben, sondern eben auch Väter, Freunde und Begleiter, die die komplett Musik fühlten.
Unter einer Schreilaola, die durchs Stadion ran, wurde ein Office Set hereingeschoben, das als Kulisse für den nächsten Song „The Man„. Mit hereingeschoben meinen wir in diesem Fall, dass sich die riesige LED-Wand mittig einige Meter heraufschob, um ein Tor zu bilden. Dass der Steg mit mehreren höhenverstellbaren Stehlen und Luken multifunktionell nutzbar war, versteht sich sicherlich von alleine. In einer längeren Ansage erklärte der Superstar das Konzept der verschiedenen Eras, durch die sich am Abend gesungen wurde. Da unsere Redakteurin keine Swiftie ist, werden an dieser Stelle keine Feinheiten analysiert werden können. Aber möglicherweise öffnet es ein Fenster für all diejenigen, die kein Glück beim Ticketlotto ereilte. Denn alles, was man meint über die Konzerte gehört zu haben, stimmt. Es gab das volle Programm von morgens um halb drei Schlange stehen über Freundschaftsarmbänder mit den abgeordneten Polizisten und Polizistinnen tauschen bis hin zum Umsetzen aller möglichen Chants der Fans, für die man in der Vorbereitung möglicherweise das Fach „Taylor Swift“ hätte studieren müssen.
Der Abschnitt zum Album „Red“ (2012) dürfte mit seinen Hits „22„, „We Are Never Ever Getting Back Together„, „I Knew You Were Trouble“ sowie „All Too Well“ weitläufig bekannt gewesen sein und sorgte auch showtechnisch für Highlights. Zunächst wurde ein kleines Mädchen ausgewählt, welches sichtlich aufgeregt am Ende des Stegs auf ihre Heldin wartete. Sie durfte sich über eine Umarmung und den Hut der Sängerin freuen. Das Mädchen selbst sowie viele Fans waren sichtlich gerührt von der entzückenden Geste, wobei es nicht das erste Mal war, dass nicht alle Augen trocken blieben. Die reine Anwesenheit von Taylor Swift sorgte für Tränenausbrüche und vollkommene Euphorie. Schnell wurde klar, dass die unbeschreibliche Liebe viel mehr ist als ein reiner Hype. Wenngleich die Swifties in manchen Angelegenheiten sehr obsessiv handeln, bleiben sie trotzdem hauptsächlich lieb und kreieren eine so angenehme und warme Wohlfühlatmosphäre, dass man sich nur angenommen fühlen kann. Die Liebe zu Taylor Swift, die fast schon göttinnengleich verehrt wurde, ist unbeschreiblich.
Der Fakt, dass die komplett duschchoreographierten Konzerte, bei denen wirklich jeder einzelne Schritt sitzt und sich selbst die Tanzenden mehrfach umziehen, trotzdem noch Stellen bietet, um auf das betreffende Publikum einzugehen, ist Wahnsinn. So sagte Kam Saunders bei „We Are Never Ever Getting Back Together“ „Auf gar keinen Fall“ und sorgte für Jubel beim Publikum. Aber apropos Choreographie: Auch hier macht sich bemerkbar, dass die US-Amerikanerin ein absoluter Vollprofi ist und das Beste für ihre Fans herausholen möchte. Mit den ganzen Outfitwechseln sowie den ganzen zusätzlichen Tänzerinnen und Tänzern, die in abgestimmten Formationen tanzten, präsentierte sich das Konzert phasenweise eher wie ein Musical. Hinzu kam, dass alles clever aufeinander abgestimmt war und die Outfitwechsel entweder direkt in die Show eingebunden wurden oder durch Pyrotechnikeinligen oder Tanzsolos kaschiert wurden.
Es wurden in den 200 Minuten Show wirklich alle Showregister gezogen. So auch als die Sängerin auf einem Podest über den Steg glitt oder in einem riesigen bettähnlich anmutenden Gestell bewegt wurde. Dazu wurde in dem Abschnitt zu dem zuletzt erschienen Album „The Tortured Poet’s Department“ viele Dinge szenisch toll in weiß hervorgehoben. Außerdem fingen die Leuchtarmbänder im Coldplay-Style, die jeder Gast am Eingang erhielt, bei einbrechender Dunkelheit ebenfalls an die magische Wirkung des Geschehens zu unterstreichen. Oftmals war man von den vielerlei Eindrücken so überwältigt, dass man gar nicht wusste, wo man zuerst hinschauen sollte, denn überall bewegte sich etwas und jedem Detail wurde eine Bedeutung zugedacht. Man kann wahrlich sagen, dass die Leute für ihr Geld auf jeden Fall etwas geboten bekamen.
Zudem kam eine so unfassbare Energie der Menschen, dass es schwierig ist, diese einmalige Atmosphäre in Worte einzufangen. In Hamburg wurden parallel die sogenannten „Swiftquakes“, also von dem Konzert ausgelöste Erdvibrationen, untersucht. Favorit dafür dürfte auf jeden Fall „Shake It Off“ gewesen sein, denn das gesamte Stadion war in Bewegung. Später am Ausgang bemerkte man, dass dazu noch alle Unglückseligen kamen, die vor dem Volkspark einfach mitgefeiert hatten und jeden noch so kleinen Blick auf die Leinwände zelebrierten. Alles hat sich einfach irgendwie kuschelig und mitfühlend angefühlt, dass man um kurz vor elf Uhr die Eventlocation verließ und sich in einem emotionalen High befand. So ein Konzert haben wir noch nie miterleben dürfen und wir sind sicher, dass nicht nur bei uns diese zauberhaften Abende von und mit Taylor Swift lange nachhallen werden. Auch als Nicht-Swiftie kann man nicht anders als absolut beeindruckt und überwältigt von so viel gegenseitiger Liebe und Respekt zu sein, die eine großartige Pop-Künstlerin seit mehreren Jahren global auslöst. Ein Konzert von Taylor Swift ist etwas ganz Besonderes und bedeutet sowohl der Sängerin selbst als auch den Fans die Welt und das merkte man in jeder einzelnen Sekunde.
Fotocredit: TAS Rights Management