Boris Lauterbach hat mich seiner Musik und seinen Texten bereits mehrere Generationen geprägt. Er war 30 Jahre lang ein Drittel von Fettes Brot. Mit „Der König tanzt“ veröffentlichte er 2012 sein erstes Soloalbum und bewies damit bereits seine musikalische Vielfältigkeit. Irgendwann während der Pandemie begann Boris – inspiriert durch zahlreiche Spaziergänge durch Hamburg mit der Arbeit an seinem neuen Soloalbum. Dieses trägt den Titel „Disneyland After Dark“ und erscheint am 26.04.2024 und ist eine Liebeserklärung an die Hansestadt und auch an die ein oder andere namenlose Metropole.
„Disneyland After Dark“ startet mit „Zuhause angekommen“ und gibt den Ton des Albums vor. Es geht um die Lichter der Großstadt, der gleichermaßen heimisch wie unheimlich sind. „Zuhause angekommen“ war auch die erste Singleauskopplung. Wer beim Soloalbum von König Boris Musik á la Fettes Brot erwartet hat, ist hier falsch. Es knallt mehr, hat elektronische Komponenten und man muss es wirken lassen. Wie bei dem 2. Song „Auf dem Balkon“. So richtig kam der Song erst beim erneuten Hören bei mir an. Es geht darum, dass die kleinen Feiern mit den Freunden meist die schönsten sind. Weiter geht’s melancholisch mit einer weiteren Single „Kiss Me Kiss Me“ und catchige Textzeilen wie „Deine Eltern sind scheiße, meine Eltern sind tot“.
„Elefantenhaus“ gehört zu den Songs, die nicht so richtig bei mir hängen geblieben sind und im Gesamtkonstrukt ein wenig untergehen. Dabei ist er inhaltlich eigentlich ziemlich stark. Der nächste Song ist ein weiteres Highlight – „Lieferservice”. Es ist eine kleine Alltagsgeschichte über die Liebe zur Dame vom Lieferservice. „Unten an der Ecke” ist einer der stärksten Songs und vermutlich jeder Großstädter kennt eben dieses „unten an der Ecke“ – das Cornern, die Spätis, die Menschen….
In „Alle wach“ geht’s um ein Wochenende in der Großstadt. Ein ziemlicher Ohrwurm. Der Titeltrack „Disneyland After Dark“ ist einer der stärksten Songs des Albums. Es geht um Geheimnisse und das nicht immer alles so ist wie es auf den ersten Blick scheint. Wie Disneyland, das in der Nacht auch kein magischer Ort mehr ist. In „Stadtratte“ geht es um eine Persönlichkeit kurz vor dem Absturz.
„Bunker“ ist inhaltlich einer der krassesten Songs, die ich in diesem Jahr gehört habe. In dem Song fallen die Menschen aus dem „Bunker“ metaphorisch und auch konkret aufs Pflaster. Um diesen Sturz aufzufangen, hüllt uns „Das Blaue vom Himmel“ in bunte Farben und macht Mut. Den Abschluss bildet der Song „Beste“, der ebenfalls vorab als Single ausgekoppelt wurde. Es geht darum, dass egal wie schön die Stadt ist, dass das Beste dennoch die Menschen sind mit denen man seine Zeit verbringt.
König Boris beweist auf „Disneyland After Dark“, dass er nicht nur „ein Teil einer Band“ ist, sondern ein kluger Songschreiber und vielseitiger Musiker. „Disneyland After Dark“ ist eine ungeschönte Liebeserklärung an Hamburg – an die schönen und an die dreckigen Ecken und an die Menschen. Es ist eine Erinnerung daran, dass das Leben mehr ist als mit Filtern versehene Momentaufnahmen auf Social Media. Es hat Ecken und Kanten. König Boris zeigt mit „Disneyland After Dark“, dass auf diese andere Seite der Stadt, der Menschen und des Lebens liebenswert sind. Mich haben Fettes Brot seit 2005 begleitet und „Disneyland After Dark“ ist einfach „König Boris“ – ehrlich, ungeschönt und es gibt in liebevoller Art eins auf die Fresse.
Trackliste
1. Zuhause angekommen
2. Auf dem Balkon
3. Kiss Me Kiss Me
4. Elefantenhaus
5. Lieferservice
6. Unten an der Ecke
7. Alle wach
8. Disneyland After Dark
9. Stadtratte
10. Bunker
11. Das Blaue vom Himmel
12. Beste
Live
26.04.2024 – Hamburg
01.05.2024 – Berlin
Fotocredit: Kevin Randy Emmers