Das neue Album von Montreal, „Am Achteck nichts Neues„, wirft einen vielschichtigen Blick auf die Vergangenheit der Band und offenbart gleichzeitig neue kreative Facetten. Die Band enthüllt die tiefere Bedeutung hinter dem Albumtitel sowie die Entwicklungen, die während des Entstehungsprozesses stattgefunden haben. Von der Inspiration durch die Kleinstadt, in der alles begann, bis hin zu unerwarteten kreativen Kooperationen und dem Einfluss der Corona-Pandemie auf ihre Musik – Montreal gewährt Einblicke in ihre 20-jährige Bandgeschichte und reflektiert dabei ihren unverwechselbaren Geist der Unabhängigkeit und Solidarität mit ihrem Publikum.
Frontstage Magazine: Welche Bedeutung hat der Titel „Am Achteck nichts Neues“ für das Album und wie spiegelt sich diese Bedeutung in den Liedern wider?
Montreal: Das „Achteck“, wie der nordeutsche Volksmund zärtlich diese aufklappbaren Bieranhänger nennt, die auf Stadtfesten etc. zum Einsatz kommen, steht in der Regel nicht für idealen Nährboden für Innovationen oder Weltoffenheit. Um die erste Platte zu finanzieren haben wir drei vor 20 Jahren oft auf diesen Dingern gearbeitet und sind da teilweise in Welten eingetaucht, die einerseits sehr spannend für uns waren, andererseits aber auch was sehr trauriges und frustranes hatten. Und dennoch haben diese Wunderwerke der mobilen Schankbewirtschaftung immer noch was sehr Faszinierendes für uns – unsere liebe Freundin und unfassbar gute Fotografin Ania Sudbin hat dieses schillernde und doch trostlose unserer Meinung nach perfekt fürs Cover inszeniert. Inhaltlich wird das auf dem Album auch immer wieder aufgegriffen: „Zukunft“, „Eine andere Stadt“, „Ganz allein“ – man kann dem Album nicht unbedingt unterstellen, eine Sammlung hedonistischer Partysongs zu sein.
Frontstage Magazine: Welche neuen Seiten der Band zeigt das Album im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen?
Montreal: Musikalisch ist es sicher die abwechslungsreichste Platte bisher – bei den letzten beiden Alben war der Ansatz eher, alles in einem Grundsound hinzulegen, davon sind wir diesmal wieder etwas abgewichen, ohne das aber vorher groß zu planen. Wir haben alle Lieder so genommen, wie sie gekommen sind und dann von Lied zu Lied geschaut, wie das am besten für uns funktioniert – auch durch die wieder sehr lange Schreib- und Produnktionsphase hat sich so offenbar diese recht bunte Mischung ergeben.
Frontstage Magazine: Wie hat sich der Entstehungsprozess des Albums im Vergleich zu früheren Alben unterschieden und wie hat sich dies auf die Qualität von Texten und Musik ausgewirkt?
Montreal: Wir haben uns noch nie so lange Zeit genommen wie für dieses Album. Klar spielt da auch die Pandemie rein, in der es einfach nicht sinnig gewesen ist, Alben rauszubringen, weil man sie nicht Live bespielen konnte, aber auch danach haben wir uns noch viel Zeit genommen, das Album fertig zu bekommen. Zum Vergleich: das Album davor haben wir innerhalb von 5 Monaten geschrieben und aufgenommen – diesmal waren es 2,5 Jahre. Diese lange Zeit hat dem Album sowohl bei Texten als auch der Musik sehr gut getan wie wir finden.
Frontstage Magazine: Welche besonderen Themen oder Ereignisse werden in den Liedern des Albums behandelt, die zuvor in der Bandgeschichte noch nicht so präsent waren?
Montreal: Ohne dass es eine bewußte Entscheidung war, sind Themen wir Tod und Abschied präsenter geworden. Liegt aber sicher daran, dass diese Themen einen mit fortschreitendem Alter in höherer Frequenz erwischen als noch mit Anfang 20. Uns wäre natürlich tausendmal lieber, dass Blubbi (Gitarrist der Sondaschule) noch leben würde und wir nicht „Straßen von Oberhausen“ hätten schreiben müssen, sondern stattdessen weiterhin den öffentlichen Nahverkehr besingen könnten, aber Themen für seine Lieder sucht man sich eben leider nicht immer selber aus. Wir versuchen nur, das Beste draus zu machen – und sei das in Form von Liedern.
Frontstage Magazine: Welche Rolle spielt die Kleinstadt, in der alles begann, in Bezug auf die Atmosphäre und den kreativen Prozess des Albums?
Montreal: Wie King Rocko Schamoni einst so schön sang: „Du trägst Dein Dorf immer mit dir rum“ – auch wir schleppen dieses Nest und das gemeinsame Aufwachsen da als Einzelpersonen und Band natürlich immer mit uns rum – ob nun bewußt oder unbewußt. Im 20. Jubiläumsjahr haben wir uns das als Thema nochmal vorgenommen, waren auch für die Fotos nochmal zusammen da. Lieder wie „Am Achteck nichts Neues“, „Eine andere Stadt“, „Mein Korn“ oder auch „Bis in den Morgen“ greifen diese Zeit dann auch nochmal auf.
Frontstage Magazine: Wie hat sich die Band während der Aufnahmen zu „Am Achteck nichts Neues“ kreativ weiterentwickelt, insbesondere in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Sebastian Madsen bei „Mein Korn“?
Montreal: Wir haben uns auf jeden Fall etwas mehr geöffnet und erstmals Musik mit anderen zusammen geschrieben – neben „Mein Korn“, wo Sebastian uns geholfen hat, waren auch Tommy von der Alex Mofa Gang bei „Zukunft“ und Ace von „Bluthund“ noch beteiligt. Das hat in allen drei Fällen super funktioniert und nochmal andere Nuancen mit reingebracht.
Frontstage Magazine: Inwiefern reflektiert das Album den Geist von MONTREAL nach 20 Jahren Bandgeschichte, insbesondere in Bezug auf ihre Unabhängigkeit und ihren Umgang mit ihrem Publikum während der Corona-Pandemie?
Montreal: Wie oben schon gesagt, sind da sicher einige Themen mit reingeflossen, die im Jubiläumsjahr hochkamen – und zu wissen, dass wir gemeinsam mit unserem Publikum die schwierige Pandemie Zeit so gut es nur irfgendwie ging durchschippert haben, hat uns definitiv geholfen, dieses Album so entspannt und gründlich aufzunehmen. Wir haben den Leuten glaub ich zu jedem Zeitpunkt vermitteln können, dass wir uns nicht im Keller verkriechen und abwarten bis alles vorbei ist, sondern wo es nur geht am Start sind, um die Situation erträglicher zu machen und auch anderen zu helfen, denen die ganze Sache härter zugesetzt hat als uns. Im Gegenzug waren bei unseren Aktionen in und der Tour nach der Pandemie mehr Menschen am Start denn je – darüber freuen wir uns natürlich sehr und wir sind froh, dass wir uns dafür mit diesem wirklich gelungenem Album bedanken können.
Montreal Live 2024
08.05 – Berlin
09.05 – Hamburg
10.05 – Köln
11.05 – München
Festivals 2024:
01.06 – Dosen Air
13.06 – Nova Rock
15.06 – Greenfield Festival
21.-23.06 – Hurricane & Southside Festival
28.06 – Ab Geht Die Lutzi
06.07 – Fällig Open Air (15 Uhr Ca. )
06.07 – Ruhrpott Rodeo 23. Uhr Ca.)
07.-11.08 – Open Flair Festival
08.08 – Taubertal Festival
16.08 – Highfield
P.S: Haltet die Augen auf für eines der Juni Festivals verlosen wir schon bald Tickets.
Fotocredit: Ania Sudbin