Die Metalcore Band Bad Omens spielt eine weitere ausverkaufte Tour in Europa. In Köln haben sie nicht nur einmal, sondern direkt zwei mal im Palladium ihre Show zum Besten gegeben. Am Sonntag, dem ersten Abend, waren wir dabei.
Nachdem am letzten Freitag die gemeinsame Single “V.A.N.” veröffentlicht wurde, eröffnet Poppy jetzt die Tour für die vier Jungs aus Amerika. Das mag erstmal ungewöhnlich klingen, falls man die Sängerin nicht kennt oder schon eine Weile nicht mehr verfolgt hat, doch seit 2018 bindet Poppy auch regelmäßig Metal-Elemente mit in ihre Songs ein und kreiert so ihren ganz eigenen Stil aus Pop, Metal, Industrial und elektronischen Sounds.
Poppy selbst war nur als Silhouette mit zwei langen seitlichen Zöpfen zu erkennen, vor einem großen Aufbau von einer LED Wand mit abstrakten, verspielten, aber dennoch passenden Visuals. Ein Vorbote auf das, was Bad Omens uns noch zeigen würden. Auch die Lichtshow war besonders auffällig und stach positiv hervor.
In 30 Minuten führte uns Poppy mit 11 Songs einmal quer durch ihre Diskografie, in der überraschenderweise nicht das neueste Album “Zig” dominierte, sondern das 2020 erschienene “I Disagree”.
Leider war der Sound palladium-typisch etwas schlecht abgemischt und ihre Stimme kam eher schwach rüber. Der Stimmung konnte dies aber nichts anhaben, gerade im vorderen Bereich waren einige Poppy-Fans zu finden.
Dann gab es eine lange Pause von einer Stunde bis es weiterging mit Bad Omens.
Die Lichter gingen aus und eine Art Ladebildschirm erschien. Danach kam ein düsterer Einspieler, zu dem die Musiker in uniform-ähnlicher, schwarzer Kleidung mit den band-typischen Symbolen die Bühne endlich betraten. Die Bühne war in zwei Ebenen geteilt, auf der oberen stand das Schlagzeug mit Drummer Nick Folio und unten standen Gitarrist Joakim Karlsson und Bassist Nicholas Ruffilo. Auf beiden Ebenen gab es je eine große Videowall.
Als erster Song wurde “ARTIFICIAL SUICIDE” vom zuletzt erschienenen Album “THE DEATH OF PEACE OF MIND” gespielt. Sänger Noah Sebastian kam typisch für ihn mit Sturmhaube und seiner Kapuze tief ins Gesicht gezogen auf die Bühne. Direkt im ersten Song zeigten sie ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Lichttechnik, den Visuals auf den Bildschirmen, den CO2 Kanonen und der Pyrotechnik. Das konnte nur eine gute Show werden.
Auch das Publikum war von den ersten Tönen an voll dabei, es gab Mosh in der ganzen Menge, aber es zeigten sich auch viele textsichere Zuschauer:innen. Leider war auch hier der Sound am Anfang etwas schwammig, das wurde aber im Laufe des Sets deutlich besser.
Direkt zwischen den ersten beiden Songs gab es ein Video Interlude und Konfetti, danach färbten die Videowalls und die extra aufgestellten Lichtmasten den ganzen Raum in Rot, passend zum Album Cover von “THE DEATH OF PEACE OF MIND”. Nun ertönt “Like A Villain” und Sänger Noah überzeugt mit beeindruckenden, hohen Clean Vocals. So langsam wärmte sich auch das Publikum auf und es gab die ersten Crowdsurfer. Außerdem wurde zu dem ersten richtigen Moshpit aufgerufen und passend zum Breakdown in der Bridge eskalierte die Menge komplett.
Als nächstes gab es eine kleine Lichtshow mit den vier separat stehenden Lichtmasten. Und eine Art Remix des Intro des nächsten Songs “Glass Houses”. Auch während des Songs gab es wieder eine beeindruckende Show aus Licht und Pyro.
Einmal ist die Bühne komplett in blaues Licht getaucht, ein anderes Mal in Grün, zu jedem Song wurde sich ein komplettes Konzept ausgedacht, mit ausgefeilten Intros, ansehnlichen Lichtshow und Visuals, welche mal thematisch zu den Songs passen, mal wurde das Musikvideo gezeigt.
Zu dem Song “IDWT$” gab es besondere Videos, in denen man in ein Videospiel reingezogen wurde, außerdem kamen zum Refrain zwei vermummte Menschen mit Dampfpistolen auf die Bühne und sprühten das Publikum mit dem Dampf ein.
Auch “sanftere” Songs wie “The Grey”, “Take Me First” und “Never Know” finden ihren Platz in dem Set. Zudem wurde eine besondere Version von „bad decisions“ gespielt, in der Elemente aus Billie Eilish’ “bad guy” gekonnt mit dem ruhigen Song verschmolzen wurden. Auch ein düsterer Remix zu dem Lied “Miracle” nahm ein bisschen Tempo aus dem Set und ließ der Band eine kurze Verschnaufpause.
Natürlich darf auch die neue Single “V.A.N.” mit Poppy nicht fehlen und wird nach dem Auftritt in Berlin erst das zweite Mal zusammen performt. Der Mix aus den harten Gitarrenklängen und der zarten Stimme der Sängerin passen einfach wie die Faust aufs Auge. Der Bund zwischen Poppy und der Band Bad Omens wird außerdem durch einen aufwändig choreografierter Handschlag besiegelt.
Zu dem letzten Song vor der Encore “Just Pretend” gibt es dann noch einmal Konfetti. Dann wird es kurz dunkel und das Publikum stimmt fast einstimmig “Bad Omens”-Chöre an. Nach einer kurzen Pause erscheint wieder ein düsterer Schwarz-Weiß Einspieler. Daraufhin werden mit “Concrete Jungle” und “Dethrone” die letzten zwei Songs angestimmt und nochmal die ganze Halle ein letztes Mal abgerissen. Zum Schluss gab es dann noch einen Abspann mit allen Menschen, die an der Produktion beteiligt waren, wie bei einem Kinofilm.
Alles in allem war das eine wirklich beeindruckende Show mit einer Produktion der Extraklasse. Die 4.000 Besucher:innen waren komplett in Feierlaune und die Band hat, ohne große Zwischenansagen, komplett abgeliefert. Sänger Noah hat gezeigt, dass er einer der besten Sänger in der Metalcore Szene ist, mit einer krassen Range zwischen hohen Clean Vocals und tiefen Growls. Und vielleicht wird schon die nächste Tour in den großen Arenen stattfinden.
Fotocredit: Bryan Kirks