„THE HARMONY CODEX“ ist das siebte Album von Steven Wilson, eine Platte wie ein Escher-Gemälde aus Sound, unerschöpflich schön, unerschöpflich faszinierend. Auf den zehn Tracks des Albums führt Steven Wilson durch ein Geflecht aus Erinnerungen, über Pfade, auf denen die Schatten von Reflexion, Versunkenheit und Reue länger und länger werden.
Dieser Codex ist ein lebendiges Bild, geschaffen von einem Künstler, der ganz für sich in einem Garagenstudio im Norden Londons arbeitete, dabei aber Unterstützung von Musikern und Musikerinnen aus der ganzen Welt erhielt. Darunter sind Ninet Tayeb, Craig Blundell oder Adam Holzman und erstmals Jack Dangers (Meat Beat Manifesto) und Sam Fogarino von Interpol. Alle Beteiligen wurden eingeladen, der Platte ihren individuellen Stempel aufzudrücken. Die Snares, die Streicher und gesampelten Sounds, die die Künstlerinnen und Künstler einsandten, wurden zu der Musik verwoben, mit der der Trip beginnt.
Und es ist ein Trip. Über 65 Minuten entfaltet sich „THE HARMONY CODEX“ , angefangen beim präzisen und so mechanischen wie martialischen Rhythmus des Openers, der auf scheinbar unvereinbare Elemente trifft, bis dann alles in einem Strudel hypnotisierenden, digitalen Souls aufgeht. Von hier aus zieht die Platte ihre Kreise, streift wehmütige Akustiksounds, tiefe Bässe, knochentrockene Drum-Loops, kratzige Goth-Gitarren und zarte Elektronika, die sich öffnet wie ein nächtlicher Himmel durch die Wolkendecke. Dann wieder holen unzählige Instrumente zum genreübergreifenden Drahtseilakt aus und beleuchten mit Wilsons Lyrics weiter die dunkle Karte der Erinnerung.
„THE HARMONY CODEX“ spielt auf Wilsons bisherige Werke an; die Paranoia von „Insurgentes“, die kristalline Elektronik von „The Future Bites“ und das ausgiebige Storytelling von „The Raven That Refused To Sing“. Hier aber hat er etwas Neues geschaffen, ein Album, das abseits von Genrebegriffen existiert. Und auch, wenn „THE HARMONY CODEX“ spezifisch für Spatial Audio kreiert wurde, ist dies keine Platte, für die es ein ausgeklügeltes Soundsystem braucht, um den eigenen Körper aus den Angeln zu heben. Zwei Lautsprecher und ein offener Geist reichen völlig aus.
„ECONOMIES OF SCALE“ erscheint als erster Song vorab. Das dazugehörige Video wurde von Charlie di Placido gedreht, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Jungle und zuletzt Everything But The Girl bekannt ist.
Fotocredit: Albumcover