Im kleinen Club, auf der riesigen Open-Air-Bühne, Veronica Fusaro erinnert allein mit ihrer Präsenz an die essentiellen Zutaten eines magischen Konzerts: gute Songs, eine unvergessliche Stimme und eine fesselnde Ausstrahlung. Die Musikerin ist zweifellos die Queen der intimen Momente – doch bevor das Publikum weiss, wie ihm geschieht, reisst sie es mit ihrer Live-Band in einen energetischen Sog. Und das wirkt so smooth und ungekünstelt, als würde man einer Pflanze beim Aufblühen zuschauen. Veronica Fusaros Engagements sprechen für sich; sie trat unter anderem am legendären Glastonbury, am Eurosonic Festival und als Support-Act von Mark Knopfler oder Eagle-Eye Cherry auf. Lange bevor im Januar 2023 ihr lang ersehntes Debütalbum „All the Colors of the Sky“ erschien.
Man spürt, dass Veronica Fusaro ihren Erstling mehrheitlich in ihrem Kellerstudio geschrieben hat, fernab von Lärm und visuellen Reizen. Von da aus konnte die Künstlerin gleichzeitig einen ruhigen Blick auf „the modern world of ours“, wie sie es nennt, und in ihr eigenes Inneres werfen. Sie spricht allen Menschen aus der Seele, die mit Zeiterscheinungen wie Informationsflut, Erfolgsdruck und Idealen ringen.
Das Schöne an „All the Colors of the Sky“ ist das grosse Aber, das sich durch das gesamte Album zieht und die harten Seiten des Lebens in einen hoffnungsvollen Kontext setzt. „Don’t be so hard on yourself“ heisst ein Track, den Veronica Fusaro an sich selbst richtet. Sei nicht so streng mit dir, die Ermahnung funktioniert auch auf die gesamte Gesellschaft angewendet. Laut Fusaro leben viele „nur noch fürs Wochenende“ und vergessen, das Glück im Moment zu finden. Dabei lässt sich selbst in einem Beziehungsaus ein gewisser Zauber finden. Dafür steht „Summer Lightning„, ein Trennungssong, der alles andere als in Jammerlaune versetzt. Und auch „Cry Me an Ocean“ hat den Effekt eines Mittelfingers in Richtung Vergangenheit, nachdem der Befreiungsschlag erfolgt ist. Er klingt nach einem wohltuenden Ende einer unglücklichen Geschichte und nicht nach Schmerz. „Grey Colored Sky„, eine persönliche und unglaublich starke Ballade, die von allen Songs auf dem Album wohl am meisten unter die Haut geht, handelt von Heilung. Veronica Fusaro ist eine Inspiration für all diejenigen, für die die Welt hin und wieder zusammenbricht. „All the Colors of the Sky“ macht Mut und Lust darauf, in einem Ende immer auch einen Neubeginn zu sehen. Oder in der Sprache von Veronica Fusaro gesprochen: im schwarzen Nachthimmel bereits die Morgenröte.
Live-Daten:
23.05. Berlin, Prachtwerk
25.05. Hamburg, Nochtwache
26.05. Köln, Jaki
28.05. Frankfurt, Brotfabrik
Fotocredit: Nils Sandmeier