Das Airbeat One Festival rief zu seiner 19. Ausgabe unter dem Motto „Italien“ die Festivalbegeisterten im mecklenburgischen Neustadt-Glewe zusammen. Vom 6.-10.7.2022 wurde der Flugplatz in einen riesigen Dancefloor verwandelt, um die Genres der elektronischen Musik von EDM bis Trance zu feiern. Mehr als 300 Acts und insgesamt über 200.000 Festivalbesucher*innen aus aller Welt hauchten der meisterhaften Kulisse Leben und enorm viel gute Laune ein. Zusätzlich sorgten deutschlandexklusive Auftritte der Stars des hochkarätigen Line-Ups für Festivalmomente der Extraklasse.
Das Airbeat One 2022 war anders geil und das meinen wir so, wie wir es schreiben. Für das Erfolgsrezept eines überaus gelungenen Open-Air-Events brauchte es dieses Wochenende drei Zutaten: das Line-Up, das Design und die Leute. Denn insgesamt 37 Artists gehörten der elitären Top 100 des englischen DJ Mags an, was das Dance Festival zum deutschen Rekordhalter macht. So war eines der anfänglichen Highlights am ersten ganzen Festivaltag, nach der Pre-Opening mit circa 20.000 und unter anderem Alan Walker am Mittwochabend, die Nummer 14 W&W. Zwar war es zu den letzten Sonnenstrahlen zu Yellow Claw noch verhältnismäßig leer vor der Mainstage, doch mit einsetzender Dunkelheit füllte sich das Infield zusehends. Schließlich fing die Nacht, und das Festival, gerade erst an und man steigerte sich über die Tage bis hin zu 65.000 Menschen zur Closing Show. W&W taten das, was sie am besten können, und legten lupenreinen EDM auf, was die Fans tanzen ließ, sodass das Gefühl einer riesigen Open-Air-Disco entstand. Zu Anheizer-Elementen wie Bon Jovis „Livin‘ On A Prayer“ gab es immer wieder hüpfendes Gruppenkuscheln vor der Mainstage. Egal in welches Gesicht man schaute, das Strahlen war omnipräsent, und die Leute einfach entspannt drauf. Auf die Nummer 14 folgt die Nummer 15, die sich mit Tiesto präsentierte und mit „The Business“ entsprechend in sein Set einleitete. Dieses war etwas weniger von Mitsing-Zeilen geprägt und ging etwas deeper zu Werke. Zu dieser Zeit enthüllte sich auch, wieso sich einige Menschen Lichterketten um einen Arm gebunden hatten: in der springenden Masse waren sie damit leuchtende Supermänner. Auch für die Hardstyle-Stage rund um Mr. Hardstyle himself Brennen Heart, konnte ein leuchtender Arm zum Beat schlagend ein echter Hingucker sein.
Apropos Hingucker: Für das Design der diesjährigen Ausgaben haben alle Mitwirkenden einfach nur eine 10/10 verdient. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie geil die einzelnen Bühnen aussahen und mit wie vielen liebevollen Details sie verziert waren. Die Mainstage ist ja sowieso für ihre aufwendigen Inszenierungen bekannt, aber dieses Jahr haben sich die Kreativen selbst übertroffen. Mit einer Bühne der Superlative, die sich 160 m in die Länge und 50 m in die Höhe erstreckte, reizte man die möglichen Dimensionen maximal aus. Mehr geht aufgrund der Kranauslegerlänge nicht. Vier Wochen lang wurde die Bühne mit den bekanntesten Wahrzeichen Italiens, wie etwa dem Mailänder Dom, der Rialto-Brücke und dem Kolosseum, aufgebaut. Davon hat sich jeder einzelne Tag gelohnt, denn gerade im Dunkeln, kann man den Blick gar nicht von der Stage lösen und die gesamte Pracht auf einmal in sich aufnehmen. Die 20 m niedrigere Gladiatorstage steht im puncto Design der Mainstage aber in nichts nach. Es war das erste Mal, dass das Airbeat selbst die traditionelle Q-Stage passend zum Motto designte. So ragte ein riesiger Gladiatorhelm mit Schild und Schwertern über dem Schauplatz des Hardstyles heraus. Auch die kleineren Bühnen, wie das Terminal mit venezianischer Maske oder die Second Stage im psychodelischen Leonardo Da Vinci Look inklusive Feuerkünstler*innen und Akrobat*innen konnten optisch überzeugen. Dazu gab es dieses Jahr erstmalig eine Techno-Bühne, auf der am Samstag Größen wie Charlotte De Witte und Paul Kalkbrenner auflegten. Gehostet von der spanischen Party-Reihe Elrow wurde hier das Motto „Rom Olympics“ aufgegriffen und mit 60 verrückten Animateur*innen kunterbunt umgesetzt. Damit war es wirklich ein Fest für die Sinne dem ganzen Treiben zuzusehen. Für den besten Ausblick empfehlen wir eine Fahrt mit dem Riesenrad; es lohnt sich, versprochen!
Letzter Punkt, warum das Festival außergewöhnlich viel Spaß gemacht hat, waren die Besucher*innen selbst. Durchweg herrschte gute Laune und egal, wo man hinging, waren die Leute cool und ausgeglichen. Wo sonst kann man Menschen auf dem Campingplatz finden, die thematisch passend in Thoga gekleidet sind und unbedingt Fotos mit dem pinken Einhorn machen wollen. Zum Start in das Abendprogramm vom Freitag lieferte vor allem VIZE ab und machte die größte und gut besuchteste Party im Terminal. Das Zelt war unter einer starken Lichtshow rappelvoll und alle hatten die beste Zeit zu den Beats und Bässen, die ihnen der DJ um die Ohren schmiss. Eine ähnliche Energie seitens des Publikums war später am Abend ebenfalls bei Da Tweekaz zu spüren. Der Platz vor der Gladiatorstage war geradezu von Menschen überflutet, die zu dem Hard Dance des norwegischen DJ-Duos eskalierten und unter anderem vereint „Jägermeister“ riefen oder den Müll vom Festivalboden in den Himmel katapultierten – pure Gänsehautmomente. Entspannter ging es währenddessen auf der Goa-Stage bei Infected Mushrooms zu, die mit ihren Klängen und hypnotischer Show vergnüglich waren. Auf der Mainstage schlug noch einmal der Faktor „Line-Up“ zu und so jagte am Freitagabend ein großartiger Künstler den nächsten. Die Running Order war somit Kygo, Oliver Heldens, Will Sparks, Steve Aoki, Dimitri Vegas & Like Mike (DV&LM) sowie 3 Are Legend. Die Stimmung war kontinuierlich auf einem Hoch und ließ sprachlose Fans zurück; es war fast unmöglich hier keine gute Zeit zu haben. Lieblingsmomente waren etwa als Kygo mit Sänger Justin Jesso seinen Hit „Stargazing“ performte, Steve Aoki rockigere Einschläge wie The Prodigy oder Nirvana präsentierte und die Crowd beim an Eminem angelehnten Intro von DV&LM eskalierte.
Nach einer durchgezechten Partynacht, immerhin spielt die Second Stage bis lange nach Sonnenaufgang, erwachten die Menschen zu Regen in ihren Zelten. Das war allerdings halb so schlimm, denn bis zum Beginn der Bühnenzeiten um 16 Uhr mit TV Noise waren alle Wolken vorübergezogen und blauer Himmel erleuchtete das Gelände. Bis auf relativ kalte Nächte mit 14°C in denen man sich halt warm tanzen mussten, hat das Airbeat wettertechnisch ein gutes Los gezogen. So gab es weitere Sonnenstrahlen zu den Mainstage Acts Marianna Bo, Neelix der mit seiner gesamten Familie auf der Bühne stand, und DJ Snake. Jede und jeder für sich begeisterte die vorhandene Crowd. Die größte Runde Tanzen ging es danach noch einmal zu Martin Solveig, wo vor der Bühne wirklich hervorragende Stimmung herrschte. Man konnte sich mit jede*m anfreunden, gemeinsam tanzen und einfach Spaß haben. Diese Offenheit und Gelassenheit haben wir durchweg selten so auf Festivals oder Konzerten erlebt. Bevor es auf der Mainstage weiterging, machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Second Stage, wo Liquid Soul feinsten Goa servierte, bevor die Expertise von Cosmic Gate die Zuschauer*innen erschlug. Don Diablo empfing uns zurück auf der Mainstage mit sehr freundlichem und leichtem EDM. Sein Set mit sehr bekannten Hits endete mit Feuerwerk und „Mr. Brightside“ im Original von The Killers. Danach verlangte Armin van Buuren live dem Publikum noch einmal alles ab und legte eine ordentliche Show auf die Bühne. Für diejenigen, die ihn eh schon feierten, war es eine erneute Bestätigung seines Könnens, während er nach seiner Performance vermutlich eine größere Anhängerschaft als vorher vorgefunden haben durfte. Zum Abschluss dieser drei furiosen Festivaltage fehlte dann nur noch das großangelegte Feuerwerk, um den Abend perfekt zu machen.
Perfekte Abende zu kreieren, gelang dem Airbeat One Festival dieses Jahr spielend. Die beschriebene Kombination aus guter Musik, Menschen mit reichlich Sinn für Spaß und Party sowie ein phänomenales Design sorgten für ein besonderes Festival. Das Italien-Motto wurde grandios umgesetzt und sorgte für optische Akzente. Insgesamt haben wir während dieses Wochenendes jeden Moment genossen und konnten mit vielen anderen dem Alltag entfliehen. Danke, Airbeat One, für all die positiven Vibes und Festivalliebe! Wir sehen uns nächstes Jahr zum 20. Geburtstag in der Home Edition vom 05.-09.07.2023.
Fotocredit: Kevin Randy Emmers