Etwas auf die Ohren im etwas anderen Sinne gab es am Freitagabend im Lüneburger Schröders Garten. Zu einem der letzten Open-Air-Events des Jahres luden die drei Podcaster der Kack- und Sachgeschichten mit ihrem Live-Programm „Nerdification“. Mit einem Einstieg in das Nerdtum und einem „Best Of“ Zusammenschnitt ihrer beliebtesten Folgen wollten Tobi, Richard und Fred Lüneburg begeistern.
Die Kack- und Sachgeschichten sind laut Spotify der beliebteste Podcast, sprich „Radio zum Herunterladen“, des Genres Film & TV. Seitdem sie im September Vollzeit am Start sind, gibt es einmal wöchentlich eine neue Folge, in der die (Un)Logik in Film- und Serienwelten zu Tode analysiert wird. Dabei gibt es immer wiederkehrende Elemente, wie den Holzpenis-Flaschenöffner, das gemeinsame Biertrinken oder die Ukulele. Diese Sachen durften selbstverständlich auch live nicht fehlen und somit wurde zum Einstieg, nach einem wilden visuellen Opener, munter der Intro-Song auf der Mini-Gitarre mit den Zuschauer*innen angestimmt. Zum Glück, mussten wir dieses Mal die gesangliche Note nicht bewerten. Viel mehr sorgte das schiefe Lied für Lacher im kleinen, aber feinen Publikum. Inhaltlich startete der Abend mit einer Einführung in das Nerdtum an sich. Die Differenzierung der Begriffe „Nerd“ und „Geek“ wurde anhand von Graphiken mittels Beamer visuell verdeutlicht. Das Publikum fand sich also in einer Art schräger Powerpointpräsentation wieder, wie sie auch hätte in der Schule gehalten werden können; nur in witzig. Denn die Jungs mussten bei ihren eigenen Einwürfen zu den vorbereiteten Themen selbst immer wieder anfangen zu lachen. Zudem sorgte in dem lauschigen Biergarten die direkte Interaktion mit dem Publikum immer wieder für heitere Stimmung. So rief ein Zuschauer rein: „Mittlerweile schließen die bei McDonalds sogar die Rutschen ab!“, was von den dreien Akteuren auf der Bühne im Chor und sichtlicher Entrüstung: „Die schließen die Rutschen ab?!“ quittiert wurde.
Zudem erläuterte Tobi noch wortreich seine Fan-Theorie, wie gute Sachen wie der Metal, über eine Veränderung (hier: Nu Metal) zum Mainstream, also Emo Punk, wurden. Seiner Meinung nach kann man dieses Prinzip auch auf Superhelden*innenfilme oder Sci-Fi anwenden. Diese Theorie dürfte in der nachfolgenden 20-minütigen Pause für manch kontroverse Diskussion an den Tischen geführt haben. Zurück auf der Bühne gab es zunächst improvisierte Trinksprüche, bevor der zweite Teil der Show Inhalte aus den Star-Wars– und Jurassic-Park-Universen präsentierte. Hier machte sich das tiefkundige Fachwissen der Filmfreaks bemerkbar, als es darum ging Bildkomposition, Special Effects oder Kameraführungen einzuordnen. Leider kratzt man mit einem Dinosaurier-Quiz und einer Theorie zur Dinosaurier-Lücke lediglich an der Oberfläche des Möglichen. Selbstverständlich kann man in knapp zwei Stunden inhaltlich nicht die gleiche Detailverliebtheit leisten, wie sie in den Podcasts in weit mehr Minuten geliefert wird, aber das Ankratzen vieler Thematiken bleibt etwas enttäuschend. Trotz ulkigem Videogruß vom Team Kirschwässerle und vielen anderen Einblicken und Ideen, hätten wir uns insgesamt mehr Tiefe gewünscht, da zumindest im Podcast dann die witzigsten Momente entstehen, wenn sich die drei Erzähler in ihren eigenen Analysen verstricken und meilenweit vom eigentlichen Thema weg moderieren. Dazu konnte es im Live-Programm gar nicht erst kommen. Dennoch war das Programm an sich witzig und amüsant aufgebaut, sodass ein unterhaltsamer Abend entstand. Nur blieb das Gefühl, dass man noch mehr hätte herausholen können.
Immerhin blieben sich die Kackis mit dem Vorlesen der Rezensionen am Ende treu. Der vorherige Stopp der Tour, die offiziell seit 2020 läuft, war Schwerin. Problem für die Schweriner*innen war jedoch vor allem der denkmalgeschützte Boden, wegen dem der Verzehr von Bier ausgeschlossen wurde – undenkbar für die Kack- und Sachgeschichten und seine durstigen Fans. Gut, dass man in Lüneburg in einem Biergarten spielte, sodass es keinen Mangel an Biernachschub von den Kellnerinnen gab, die somit etwas unfreiwillig Teil eines etwas anderes „Konzertes“ wurden. Zwar konnte das Konzept des Live-Podcasts nicht vollends überzeugen, aber es sorgte trotzdem für einen witzigen Abend, von denen es nie genug geben kann.
Fotocredit: Riku Noiro Fanart (Instagram: @rikunoiro)