Die Strandkörbe standen parat, für entspannte Musik war gesorgt und es konnte getanzt werden. Klingt nach einem perfekten, sommerabendlichen Konzert von und mit Milow beim Strandkorb-Open-Air auf dem Flugplatz Hartenholm. Nur hat das norddeutsche Wetter an einem Donnerstag im September den Konzertbesucher*innen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Atmosphäre hat dies jedoch keinen Abbruch getan.
Nach einer ausführlichen Einführung seitens des Veranstalters sowie einem Gewinnspiel mittels KissCam, begrüßte der Singer/Songwriter aus Belgien mit den Worten „Welcome to the summer open air“ pünktlich in den Abend. Angesichts des norddeutschen Nieselregens bei 18°C erntete der Sänger direkt am Anfang viele Sympathien, die er durch den Abend hinweg zu intensivieren wusste. Denn netterweise hatte er die Flugzeuge gebeten eine Pause einzulegen, sodass er unbehelligt das Konzert spielen könnte. Für Milow, der bürgerlich eigentlich Jonathan Ivo Gilles Vandenbroeck heißt, haben sie das natürlich gerne möglich gemacht. Musikalisch startete der Abend sehr akustisch und sanft mit Akustikgitarre und Liedern wie „She“ oder „Houdini“, die man noch nicht rauf und runter im Radio gehört hatte. Begleitet von einem Akustikgitarristen und einer Backgroundsängerin verstand es der Sänger eine überaus angenehme und entspannte Atmosphäre zu kreieren. Diese erlaubte es gleichermaßen sich entweder mit seinen Lieblingsmenschen in den Strandkorb zu kuscheln oder auf dem Platz davor gemächlich zu der harmonischen Musik hin und her zu wiegen.
Unserer persönlichen Meinung nach klang seine Stimme sogar noch besser als von Platte, womit er offensichtlich die Besucher*innen von einer der höchsten Bühne des Open Air Sommers verzauberte. Seine sympathische und herzliche Art kam ebenfalls äußerst gut rüber. Dass er grundlegende Deutschkenntnisse aufweisen konnte, kam ihm ebenfalls zu Gute, aber nach 18 Monaten Tourpause verlor er etwas von seinem „Wörterschatz“. Gitarrist Tom bestätigt ganz trocken: Jo, genau so heißt das. Immerhin konnte Milow dieses Jahr wieder mehr Deutsch üben, da er erzählte, dass er einfach jedem Gig zustimmte, um wieder möglichst viel unterwegs sein zu können. Erst als er dann die Städte googelte, erkannte er seine Misere, dass er häufig Wechsel von Norden nach Süden fahren musste. Immerhin seien jetzt alle drei gute Fahrer geworden und könnten ihre Lieblingsautobahnraststätten benennen.
Nach einer guten Dreiviertelstunde wurden die Hits deutlich bekannter und man konnte alles locker mitsingen und mitklatschen. Zu „Lay Your Worry Down“ wurde der Flugplatz in ein Lichtermeer verwandelt, das dem Tower hätte Konkurrenz machen können. Hartenholm sang unter Anleitung des 40-jährigen zu „Little In The Middle“ wunderschön. Der Nieselregen gönnte sich eine Pause. Es wurde verstärkt auf die Tanzmöglichkeiten vor den Strandkörben zurückgegriffen und es fühlte sich ein ganz kleines bisschen nach Sommer an. Das Ende des offiziellen Programms läuteten dann Songs wie „You And Me (In My Pocket)“ oder „Howling At The Moon“ ein, die akustisch ebenfalls auf ganzer Strecke überzeugen konnten. Um 21:20 Uhr bedankte sich Milow beim begeisterten Publikum und kam für drei Zugaben auf die Bühne zurück.
Selbstverständlich durfte als letzter Song „Ayo Technology“, das 50-Cent-Cover, das ihn 2008 bekannt machte, nicht fehlen. Das hätten wir uns ein wenig stärker erwartet, aber das ist ein minimaler Kritikpunkt für ein sonst qualitativ sehr hochwertiges und unbeschwertes Konzert. Was bleibt ist also Eindruck von ein bisschen Sommer und ein Lächeln aufgrund der sympathischen und schönen Atmosphäre mit der Milow sein Publikum für sich gewann.
Fotocredit: Rachel Schraven