Wir durfte dem Kapitän der MS FLINTE Florian „Flo“ Weber ein paar Fragen zu seinem neuen Projekt stellen. In dem Interview erzählt der Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller über sein musikalisches Solo-Experiment, bei dem er dem Drang nach Hiphop- und Rapmusik ein wenig nachgegangen ist.
Frontstage Magazine: Moin Flo, schön dass du dir die Zeit für uns nimmst. Wie geht’s dir? Wie hast du die Corona-Zeit bis jetzt so durchlebt?
Flo: Guten Tag, mir geht es gesundheitlich gut, meiner Familie ebenso, deswegen ist die Grundstimmung absolut ok. Ich bin ein Verfechter solidarischer Haltung und hoffe, dass wir gemeinsam, so selbstbestimmt wie möglich aber so achtsam wie nötig, die letzten Monate bewältigen. Ich will nicht zu den Entscheidungsträgern dieser Zeit gehören, jedoch sollten finanzielle Hilfen schnellstmöglich dort ankommen, wo sie benötigt werden und nicht dort bleiben, wo Lobbyismus die Gerechtigkeit zerstört. Schlage ich mich nicht mit solchen Gedanken durchs die Pandemiezeit, bastele ich an Songs, lese gute Bücher, stehe mit Rat beim Homeschooling parat oder arbeite gerade mit dem Lektor meines Buchverlages an meinen neuen Roman, der im nächsten Frühjahr erscheint.
Frontstage Magazine: Du hast mit deinem Bruder zusammen ein neues Projekt ins Leben gerufen, MS FLINTE. Was ist MS FLINTE?
Flo: MS FLINTE ist ein musikalisches Experiment meiner Selbst, bei dem ich dem Drang nach Hiphop- und Rapmusik ein wenig nachgehe. Ich will mich nun nicht um die genaue Definition der Musik streiten, es ist melodiöser Sprechgesang an Beats und Klangelementen meiner Welt. Inspiriert durch alte Vorbilder wie Beastie Boys, Loyle Carner oder Blumentopf und dergleichen. Die Betonung liegt auf inspiriert. Meinen Bruder holte ich als Produzent und Shaper an meine Seite.
Frontstage Magazine: Wie seid ihr auf den maritimen aber auch schon waffenlastigen Name gekommen?
Flo: Mein Handy hatte als Gerätebezeichnung den Namen FLINTE, so wie viele Platzhalter von einem FLo stammen mit FL beginnen. Da ja die Musik hier und da schon anschiebt, wie bei Dampfross oder Musterknaben, kam ich auf FLackschiff oder Schiff im Allgemeinen als Weltumfahrendes, in neue Gewässer stechendes Vehikel. MS für Motorschiff eben, oder für MultikreativSegment oder MonsterSense oder MummenSchanz oder oder …
Und ob nun MC oder MS ist auch schon egal … Jedoch: In keiner Weise soll der Name martialisch verstanden werden, sondern als Symbol einer Kreativrakete.
Frontstage Magazine: Wie ist denn die Idee zu MS FLINTE entstanden? Wessen Idee war es? Was waren eure Ambitionen?
Flo: Wie gesagt, ich wollte immer schon mal „Hiphop“-Musik antesten und ausprobieren. Nun war letztes Jahr im großen Lockdown Zeit und auch Muse vorhanden. „Brainbuilding“ habe ich vor vielen Jahren geschrieben und daran anknüpfend ging es letzten März weiter. Es macht mir unheimlich Spaß, neue Gefilde zu betreten, ich habe auch keine Angst mich darin unerfahren oder dilettantisch zu bewegen. Wer nichts probiert, wird nichts entdecken. Meinen Bruder habe ich dann ab Song fünf überzeugt, dass man dem mit Akribie nachgehen sollte. Und er meinte nur: „Komm ins Studio, dann machen wir es richtig.“
Frontstage Magazine: Was ist dir an deinem/eurem neuen Projekt, MS FLINTE, besonders wichtig?
Flo: Ich will spüren, dass es niemals zu spät ist, neue Weg zu gehen. Die Bandbreite an Inhalten ist in der Kunst unerschöpflich. Die Flinten-Texte sind mal tiefgreifend persönlich (Je dunkler die Nächte, desto heller die Sterne), mal poetischer Natur (Weil es immer so traurig ist, wenn der Sommer geht), mal die Buntheit der Diversität huldigend (Einen Scheiß muss ich!) und mal einfach anstachelnd trivial (Yo Around! oder Dampfross). Und in „Tiere kommen!“ steckt ein kleines bißchen dieser seltsamen, pandemischen Zeit. Ein wenig Dystopie zum Abschluss des Albums.
Frontstage Magazine: Habt ihr die 12 Songs auf dem Album „Tiere kommen!” wirklich in 12 Tagen hingezimmert?
Flo: Die Songs sind tatsächlich in 12 Tagen entstanden. Die Produktion startete danach und wird nicht zur 12-Tages-Legende hinzugezählt. Aber ja, als ausgebildeter Zimmermann habe ich in diesem Zeitraum die Grundstruktur des Albums erstellt.
Frontstage Magazine: Du schreibst Bücher, spielst ins Bands … Woher kommt diese ganze Energie und was kommt als nächstes?
Flo: Den Vorsatz, einmal nur für fünf Minuten in einem Bundesligaspiel aufzulaufen, habe ich seit drei Jahren ad acta gelegt. Ich möchte gerne noch ein Brettspiel erfinden. Und in Wollsocken auf den Mount Everest.
Ansonsten freue ich mich meinen Roman veröffentlichungsreif zu gestalten und dann der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Frontstage Magazine: Wenn du es schon erwähnst, worum geht es denn in deinem kommenden Roman? Worauf dürfen wir uns freuen?
Flo: Es ist eine Geschichte über einen Mann, der auf einer Getränkebox im Meer schwimmend an einer retrograden Amnesie leidet. Durch aufblitzende Rekapitulationen versucht er zu erforschen, wer er ist und was ihn in diese lebensbedrohliche Situation gebracht hat. Dabei spielen das Antiquitätengeschäft seines Onkels in seiner Heimatstadt München, fünf geheimnisvolle Gegenstände, ein geerbte Reise nach Amerika und ein Clown samt seinem Lama erhebliche Rollen. Erst ein WaterBook, dann ein RoadBook der bunten Vielfalt durch das Hinterland des amerikanischen Südens. Eine Geschichte über Selbstachtung, den Umgang mit Krankheit, Verlust und Tod und die individuelle Definition von Erstrebenswertem. Für Entdeckungen, die das Herz in Aufruhr versetzen, ist es nie zu spät. So kann man das mal zusammenfassen.
Frontstage Magazine: Was machst du, wenn die Pandemie vorbei ist?
Flo: Ich helfe einer befreundeten Band am Schlagzeug aus, deren Tour schon zum dritten Male verschoben wurde. Ich hoffe inständig, diese kann im Herbst endlich stattfinden. Mal sehen, ob es MS FLINTE auf die Bühne schafft, Bock würde es bestimmt machen. Und endlich wieder in der Sonne liegen und im Pulk von dreißig lieben Menschen feiern, tanzen, saufen und singen. Am besten MS FLINTE-Lieder.
Bereits am 12. März ist das Album „Tiere kommen!” erschienen. Reinhören lohnt sich!
Fotocredit: Promofoto – MS FLINTE
Video: YouTube – MS FLINTE